Sollte man nach Dubai in den Urlaub fahren, sollte man sich bewusst sein, auf wessen Kosten man dort lebt. Und die Kosten sind sehr hoch, Menschen werden ausgebeutet und die Umwelt belastet. Ein Kommentar.
KommentarSie wollen im Urlaub nach Dubai? Warum wir davon dringend abraten
Dubai ist bekannt für seine schillernden Hochhäuser, die künstlichen Inseln, die geformt sind wie Palmen, Luxushotels und ein Leben im Überfluss. Warmes Wetter und schöne Strände zwischen einer imposanten Skyline und der Wüste mit Kamelen. Hier trifft das traditionelle arabische Leben auf die Moderne. Viele Gäste aus aller Welt machen hier Urlaub. Doch kann man Urlaub in den Emiraten mit seinem Gewissen vereinbaren?
Ich habe da eine ganz klare Antwort: Nein!
Denn seit Jahren schon gibt es Berichte über Arbeiter aus dem Ausland, die unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen und zum Teil dabei umkommen. Die einheimischen Frauen, die auch gerne modern leben würden, dürfen es nicht. Und auch Umweltschützer und Umweltschützerinnen verurteilen das Vorgehen Dubais mitten in der Wüste eine künstliche Metropole zu errichten, die keineswegs an die Bedingungen des dort herrschenden Klimas angepasst ist. Eine absolut berechtigte und logische Kritik!
Dubai als einer der größten Umweltbelaster
Dubai ist durch sein großes Ölvorkommen ein sehr reiches Land. Und es kennt keine Grenzen für ein Leben im puren Luxus. Die Wolkenkratzer sprießen nur so hervor und dem Bauwahn wird kein Ende gesetzt. Es wurden künstliche Inseln erschaffen, die „Palm Islands“ und die Inselgruppe „The World“.
Für diese Bauprojekte wurden enorme Mengen an Ressourcen und Baumaterialien verwendet und mehrere Milliarden Dollar ausgegeben. Allein die Landgewinnung der einen Palmeninsel „Jumeirah“ hat 1,5 Milliarden Dollar gekostet, umgerechnet ungefähr 1,4 Milliarden Euro.
Insgesamt sollen, mit der Bebauung der Insel, laut dem „Handelsblatt“ 12 Milliarden Dollar ausgegeben worden sein. Das sind circa 10,5 Milliarden Euro. Die Kosten für die Inselgruppe „The World“ belaufen sich auf bisher 14 Milliarden Dollar – 13,5 Milliarden Euro – diese ist aber noch nicht vollendet. Wenn man bedenkt, was man mit dem Geld stattdessen machen könnte, sind Ausgaben für künstliche Protz-Inseln wie diese Geldverschwendung auf allerhöchstem Niveau!
Hinzu kommt der enorme Wasserverbrauch der Stadt. Denn die vielen Touristinnen und Touristen und die Parks und Pflanzen benötigen natürlich viel Wasser. Doch Wasser ist mitten in der Wüste ein eher seltenes Gut. Die Menschen in Dubai müssten ihr Wasser eigentlich einteilen und die Umwelt an die äußeren Begebenheiten anpassen.
Stattdessen wurde unter anderem ein Wohngebiet auf verschiedenen kleinen Inseln in einem künstlichen See mitten in der Stadt erbaut, die „Jumeirah Islands“. Was für eine unnötige, künstliche und nicht notwendige Stadtplanung!
Das Motto in Dubai lautet: „Alles ist möglich“
„Alles ist möglich“, unter diesem Motto baut man in Dubai. Dabei wird neben Ressourcen und Geld zudem enorm viel Energie verschwendet. So kann man in Dubai ganzjährig Ski in einer Halle fahren, bei einer Außentemperatur von bis zu 50 Grad. Was für ein Irrsinn!
Und die vielen Klimaanlagen in den unzähligen Zimmern der ganzen Gebäude verbrauchen einen ungeahnten Betrag an Energie. In Dubai ist man einem regelrechten Bauwahn verfallen, und viele der Projekte sind nur Prestige für den schönen Schein, wirklich nützlich sind viele nicht.
Laut „Statista“ sind die Vereinigten Arabischen Emirate im Jahr 2019 auf Platz 2 der Länder mit den weltweit höchsten CO₂-Emissionen pro Kopf. Dubai hat sich jedoch große Ziele in Sachen Nachhaltigkeit und CO₂-Abdruck gesetzt: bis 2050 wollen sie 75 Prozent der Energie aus nachhaltigen Quellen beziehen und das Land mit dem niedrigsten CO₂-Ausstoß werden. Doch ob diese Ziele wirklich eingehalten werden können, bleibt abzuwarten.
Dubai: Menschen arbeiten wie Sklaven
Die Bauriesen werden erbaut von Arbeitern aus dem Ausland. Die meisten Menschen in den Emiraten sind keine ursprünglichen Emiratis, viele sind Migranten aus Indien, Pakistan, Sri Lanka oder Bangladesch. Mehrere Menschenrechtsorganisationen, darunter auch „Human Rights Watch“, berichten von Menschenrechtsverletzungen auf den Baustellen und in den Heimen, in denen die Arbeiter wohnen. Diejenigen, die den Luxus aufbauen, leben in der größten Armut.
Die Arbeiter sollen unter sehr schlechten Bedingungen in den Camps wohnen, mit viel zu wenigen sanitären Anlagen und zu wenig Platz. Sie verdienen nur einen Hungerlohn, müssen die ersten Jahre ihre Schulden für den Flug nach Dubai abbezahlen. Ihnen werden die Pässe abgenommen, sie werden isoliert vom Rest der Gesellschaft und haben keinen Anspruch auf ein juristisches Verfahren. Oft werden Löhne einbehalten und Arbeiter sterben regelmäßig auf den Baustellen durch Unfälle, körperliche Überanstrengung oder auch Suizid.
Sind sie einmal da, von falschen Versprechungen hergelockt, ist es sehr schwer wieder nach Hause zu kommen. Dafür müssen sie jahrelang arbeiten, um erst die Schulden zu tilgen und dann für den Rückflug zu sparen. Während der Corona-Pandemie hat sich die Lage sogar noch verschlimmert, viele haben ihren Job verloren, erhalten keine Lohnausgleichszahlungen und werden sich selbst überlassen. Die Menschen werden behandelt wie Dreck und es wird keinerlei Empathie für ihre Lebensumstände aufgebracht. Niemand greift wirklich ein. Ein Armutszeugnis der Menschlichkeit.
Man müsste meinen, dass ein so reicher Staat, der mehrere Milliarden Dollar für eine künstliche Insel ohne einen wirklichen Nutzen ausgibt, auch die finanziellen Mittel hat, die Arbeiter, die die Großprojekte realisieren, anständig und menschenwürdig zu bezahlen.
Leider finanzieren Touristinnen und Touristen durch ihre Reisen den Staat und fördern dadurch meist ungewollt aber gezielt die Ausbeutung dieser Menschen. Denn die Arbeiter bauen die Prestigeobjekte, die unter anderem für die Anlockung der Reisenden und die Unterbringung dieser gedacht sind.
Wer Kritik äußert, wird weggesperrt
Büros von Menschenrechtsorganisationen werden ohne ein Verfahren geschlossen. Ausländischen Journalisten und Journalistinnen, die sich negativ äußerten, wird die Einreise nicht mehr gestattet. Kritikerinnen und Kritiker, die aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammen, werden inhaftiert. Ihnen drohen mehrere Jahre Haft. Die Medien in den VAE fallen unter die Zensur der Regierung.
Frauen und Minderheiten haben wenige Rechte in der Gesellschaft, welche von der Scharia geprägt ist. Freie Entfaltung ist in diesem Rechtssystem so nicht möglich. Homosexuelle werden bestraft und Frauen dürfen nicht selbstbestimmt leben. Die Tochter des Emirs wird Medienberichten zufolge in einer Villa gegen ihren Willen festgehalten, nachdem sie aus Dubai fliehen wollte. Vor der Küste Indiens wurde sie von einem Sonderkommando geschnappt und zurück nach Dubai gebracht.
Reise nach Dubai auf Kosten anderer
Es gibt viele Länder auf dieser Welt, die Minderheiten unterdrücken, der Umwelt schaden oder sich generell nicht an Menschenrechte halten. Durch Reisen in diese Länder gibt man aber auch Geld in die Kassen der zivilen Bevölkerung, welche oft arm ist und unter der Regierung leidet.
Doch die Vereinigten Arabischen Emirate – zusammengesetzt aus den sieben Emiraten Abu Dhabi, Adschman, Dubai, Fudschaira, Ra’s al-Chaima, Schardscha und Umm al-Qaiwain – finanzieren ihre Ausbeutung und Umweltschäden zu einem großen Teil über das Geld der Touristinnen und Touristen. Denn die Anreisenden kommen mit den Opfern der Ausbeutung, wie den ausländischen Arbeitern, nicht in Kontakt und diese erhalten keine Einnahmen durch die Touristinnen und Touristen.
Warum Sie nicht in Dubai Urlaub machen sollten
Das Land hat eine andere Kultur mit zum Teil anderen Werten als die unsere und auch ein anderes Justizsystem. Das ist bekannt und muss respektiert werden bei einem Urlaub. Doch Menschenrechtsverletzungen, Profitgier, Umweltverschmutzung und Bereicherung auf Kosten anderer sind Punkte, die nicht akzeptiert und beiseite geschoben werden sollten.
Jeder Mensch ist gleich viel wert und sollte menschenwürdig behandelt werden. Das ist ein Grundsatz, der auch bei einer oft unschuldigen Sache wie Urlaub nicht vergessen werden sollte – und bei der jeder und jede sich die Gewissensfrage stellen muss, ob man Teil dieses Systems sein möchte. (rei)