Ferien, Urlaub, Reisen, vereinbart mit Nachhaltigkeit – das versuchen immer mehr Reisende inzwischen in die Tat umzusetzen. Ein Zusammenschluss von Unternehmen will das unterstützen.
Urlaub der ZukunftImmer mehr Menschen reisen nachhaltig – Tipps von Profis
Im Alltag verhalten sich viele bereits umweltbewusst – beziehen Ökostrom und kaufen im Biomarkt. Doch wie sieht Nachhaltigkeit im Urlaub aus?
Bei einer 1000-Euro-Reise in die Dominikanische Republik, in einem Hotel mit Vier-Sterne-Standard und all-inclusive – da kann man davon ausgehen, dass die Menschen vor Ort nicht fair bezahlt werden. Bei solchen Preisen wird am ehesten an Arbeitsbedingungen gespart.
„Forum anders reisen e.V.“ mit inzwischen 140 Unternehmen
Das „Forum anders reisen e.V.“ ist ein Zusammenschluss von Reiseunternehmen, die sich dem nachhaltigen Tourismus verpflichtet haben. Sie versprechen authentisches und intensives Reisen, das Eintauchen in fremde Kulturen und aktives Naturerleben. Zugleich sollen aber die Menschen und die Natur auf der Reise fair behandelt werden.
Der Dachverband wurde 1998 mit zwölf Mitglieder-Firmen gegründet. Zum diesjährigen 25. Jubiläum haben sich inzwischen rund 140 Unternehmen zusammengeschlossen, die sich dem nachhaltigen Tourismus verpflichten.
„Das Bewusstsein der Menschen verändert sich auch in der Tourismusbranche“, sagt Geschäftsführerin Petra Thomas im EXPRESS.de-Gespräch. „Aber es braucht einen langen Atem. Beim Urlaub geht es oft um Gewohnheiten. Da wird gerne jedes Jahr das gleiche Hotel gebucht oder die gleiche Region. Zudem wird zuallererst auf den Preis geschaut.“
Die Mitglieder des „Forum anders reisen“ verpflichten sich zur Einhaltung eines umfassenden Kriterienkatalogs für umwelt- und sozialverträgliches Reisen, dessen Einhaltung durch einen Prozess überprüft wird. „Durch Kooperation und Engagement können wir einen positiven Wandel im Tourismussektor weltweit bewirken. Nachhaltiges Reisen muss raus aus der Nische – nur so wird der Tourismus insgesamt zukunftsfähig“, sagt Thomas.
Erste Öko-Labels, etwa 1987 die Blaue Flagge für Küstenzonen in Europa oder 1998 die Blaue Schwalbe für umwelt- und sozialverträgliche Unterkünfte in Deutschland, haben den Anstoß gegeben. Mit dem Zusammenschluss der Reiseunternehmen soll der nachhaltige Tourismus auf breitere Beine gestellt werden.
„Die Nachfrage nach alternativen Anreisemöglichkeiten ist stark gewachsen. Nachtzüge sind meist ausgebucht“, sagt die Geschäftsführerin. „Es gibt auch einen großen Trend dazu, in die Natur zu reisen, zu wandern, um dem Alltag zu entfliehen.“ Doch wie sollen Reisen fair zu den Menschen, freundlich zur Umwelt und wirtschaftlich gerecht sein?
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„Am besten bevorzugt man inhaber- oder familiengeführte private Unterkünfte anstelle von internationalen Hotelketten. Außerdem kann man in kleinen Restaurants essen, auf dem Markt einkaufen“, sagt Thomas. Zudem könne sich jeder fragen, ob die Anreise ökologisch sei. „Stammen Unterkunft und Verpflegung im Reiseland von lokalen Anbietern, sodass das Geld die dortige Wirtschaft unterstützt? Werden einheimische Kultur und Natur respektiert?“
Wer bei den kleinen und mittelständischen Reiseveranstaltern des „Forum anders reisen“ bucht, kann sich sicher sein, dass diese definiert haben, wie Reisen möglichst nachhaltig gestaltet werden können. Der Kriterienkatalog weist ökonomische, ökologische und soziale Dimensionen einer Reise aus.
Nachhaltiger Urlaub: Besser familiengeführte private Unterkünfte
Der Verband und seine Mitglieder streben einen Tourismus an, der langfristig ökologisch tragbar, wirtschaftlich machbar sowie ethisch und sozial gerecht ist. Dabei nehmen sie es mit den Giganten des Pauschalreisemarkts auf, die weiterhin den Großteil des Umsatzes ausmachen.
„Auch wenn Tourismus durch die Pandemie und die Energiekrise viel teurer geworden ist, interessieren sich immer mehr Menschen für Kompensationsfragen beispielsweise bei einer Flugreise. Wir können zudem viele Tipps geben, wie der Urlaub interessant und gleichzeitig sozialverträglich gestaltet werden kann“, sagt die studierte Kunsthistorikerin und Archäologin Thomas. „Zudem setzen wir uns sehr für politische Veränderungen ein und erarbeiten Standards, wie der Tourismus der Zukunft aussehen sollte.“