Der Urlaubstrend Camping ist ungebrochen. Ein Campingexperte und eine Psychologin erklären den Boom – und es gibt eine launige Typologie der Camping-Originale.
CampingDas Geschäft mit der großen Freiheit boomt – psychologischer Effekt
Ob auf diversen TV-Kanälen, im Karnevalslied (das mit den Mücken im Zelt, Ihr wisst schon …), im Krimi und in natura sowieso: Camper sind überall! Insbesondere in der Ferienzeit schlagen sie ihre Zelte auf und Pflöcke ein.
Und der Booster, der Corona für die ohnehin beliebte Art des Urlaubmachens war, ist weiter zu spüren. „Hier ist nach wie vor viel Bewegung drin“, sagte Christian Günther. Der Geschäftsführer des Bundesverbands der Campingwirtschaft (BVCD) unterfütterte im Gespräch mit EXPRESS.de 2023 den weiterhin boomenden Markt mit diesen Zahlen:
- Rund 1,5 Millionen Camping-Fahrzeuge (Reisemobile & Caravans; ohne Fahrzeuge von Dauercampern) sind derzeit in Deutschland zugelassen.
- Allein im Corona-Jahr 2021 wurden in Deutschland knapp 110.000 Campingfahrzeuge neu angemeldet.
- Es gibt hierzulande etwa 300.000 Standplätze: 230.000 auf Camping- und 70.000 auf Stellplätzen.
- In Haushalten in Deutschland gibt's zirka zehn Millionen Zelte.
- Bisheriger Rekordmonat war der August 2021 (mitten in der Pandemie) mit 9,5 Millionen Übernachtungen auf deutschen Campingplätzen.
Camping: Boom ist ungebrochen, für Psychologin kein Wunder
Abseits der Zahlen erklärt die Psychologin und Reisetherapeutin Christina Miro die ungebrochene Faszination für diese Urlaubsform: „Camping ermöglicht es, flexibel zu sein und verschiedene Orte zu bereisen. Im Gegensatz zu festen Unterkünften, wie Hotels oder Ferienhäusern, kann man mit einem Wohnmobil, Zelt oder Wohnwagen verschiedene Orte ansteuern und unterschiedliche Regionen erkunden. Diese Flexibilität und Möglichkeit zur Erkundung neuer Orte vermittelt ein Gefühl von Freiheit.“
Aber wie passt dieses Freiheitsgefühl (beliebter Campingaufkleber: „Zuhause ist da, wo wir parken“) zum Verweilen auf bisweilen proppenvollen Campingplätzen mit Regeln? Christina Miro sagt: „Einerseits ist Camping traditionell mit Einfachheit verbunden. Andererseits gibt es eine Tendenz zum Erwerb immer neuer und fortschrittlicher Campingausrüstung, um Komfort und Bequemlichkeit im Freien zu steigern. Auf diese Weise kann jede und jeder seine eigenen Bedürfnisse und Vorlieben erfüllen.“
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Sprich: Sowohl spartanische als auch dem Bequemen zugetane Camping-Fans frönen gleichermaßen ihrer Leidenschaft. Wenn auch schon mal kritisch beäugt vom jeweils anderen. Kein Wunder, dass sich Urlauberinnen und Urlauber aufs Campen stürzten wie die Stellplatz-Spatzen auf die Brötchenbrösel: Erlaubt ist, was gefällt – es werden zahllose Spielarten geboten.
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„Das beginnt bei Stellplätzen für den Kurzfristaufenthalt, geht über Campingplätze, von denen einige in der Zukunft zu Ferienparks werden, über naturnahe Plätze mit offener Parzellierung bis hin zu immer mehr Chalets, Wohnfässern, Safarizelten“, sagt Günther.
Kurios: Zwar nimmt die Zahl der Campingplätze zu, die Zahl der Standplätze aber nicht – weil „Betreiber von Standard-Plätzen gerade ummodeln“, so Günther. „Früher hatte eine durchschnittliche Parzelle in Deutschland 60 Quadratmeter, heute sind es mindestens 80. Im Vier- und Fünf-Sterne-Segment sogar 100 und mehr.“ Überraschend auch, was der BVCD-Experte zum neuen Trend auf dem Sektor zu berichten weiß. Denn eine Campingform erlebt zurzeit eine wahre Renaissance: das Zelten!