Resilienz stärkenWie kann ich in Krisenzeiten glücklich sein – und bleiben?

Comic: Mann auf einsamer Insel

Negative Nachrichten können das persönliche Glück beeinträchtigen. Aber man kann trotz allem Schlechten glücklich sein und bleiben. Wichtig ist es, die psychische Widerstandskraft zu stärken – indem man Negativem bewusst Positives und positive Einflüsse und Inspirationen entgegensetzt.

Resilienz stärken – das ist mehr als bloß eine „Modephrase“. Denn gerade in krisengeschüttelten Zeiten ist es wichtig, mit emotionalem Stress umzugehen.

von Alexandra Miebach  (mie)

Unsere Welt wird von einer Krise nach der anderen geplagt. Russischer Angriffskrieg in der Ukraine, galoppierende Inflation, Energiekrise, Pandemie – das macht uns allen zu schaffen.

Gerade jetzt mit der Rückschau auf mehr als ein Jahr Krieg in der Ukraine sind die Gedanken bei vielen trübe. Die Folge: Ängste, Zweifel und Verunsicherung können den Alltag massiv belasten. Dagegen kann man was tun – und seine Resilienz stärken.

Resilienz stärken: Raus aus der Grübelfalle

Die Ängste zeigen sich durch „andauernde, innere Unruhe, nervöse Anspannung und ständiges Grübeln über mögliche Gefahren und Unglücksfälle“, erklärt Claudia Brinkmann, stellvertretende Geschäftsführerin vom Medizinischen Versorgungszentrum Köln für Psychotherapie Odendahl & Kollegen, im Gespräch mit EXPRESS.de.

Oft falle es schwer, zu Ängsten zu stehen. Man schäme sich regelrecht dafür. Doch das müsse man nicht, stellt die Expertin klar: „Angst ist ein Gefühl, das evolutionär in uns verankert ist. Angst versetzt uns in die Lage, in einer konkreten Gefahrensituation instinktiv schneller und leistungsfähiger zu reagieren. So gesehen ist Angst etwas völlig Normales.“

Es betrifft so viele

Angst um den Job? Experten geben Tipps

Megaphone

Die Krisen beeinträchtigen auch viele Firmen. Da kann die Angst vor dem Jobverlust berechtigt sein. Christiane Karsch, Coach für berufliche Neuorientierung, rät, sich zu fragen: „Was genau löst die Angst aus? Was ist es, das mich ängstigt? Ist die Angst begründet?“ Das nimmt der Angst ihre Größe.

Illustration eines Mannes in seinem Büro, Homeoffice

Hilfreich ist es, sich zu erinnern, wie man vergangene Krisen gemeistert hat, so Antonio Arra, Verbundleiter des Berufspsychologischen Service der Bundesagentur für Arbeit in Potsdam. Man wird sich der eigenen Stärken bewusst.

Eine Frau beim Yoga in einer Arbeitspause

Wirtschaftspsychologe Andreas Hemsing rät, sich Erfolgserlebnisse neben der Arbeit zu verschaffen – z. B. beim Sport. Neue Routinen können der Angst vor dem Verlust des Jobs entgegenwirken.

Angst vor Jobverlust: Kollegen um Rat fragen

Ist die Angst vor dem Jobverlust begründet, sollte man aktiv werden. Bewerbungsunterlagen aktualisieren, sich nach Jobs umschauen, mit Kolleginnen und Kollegen sprechen und so Möglichkeiten für eine interne Versetzung ausloten.

Geschäftsmann auf der Suche

Sich im Vorfeld Hilfe suchen – z. B. Freunde und Familie, die emotional unterstützen. Man kann sich auch direkt an die Agentur für Arbeit wenden, um die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt einzuschätzen. So kann die Krise auch als Chance für eine berufliche Weiterentwicklung gesehen werden.

Angst vor Jobverlust und Kündigung

Man sollte sich mit dem Arbeitsvertrag auseinandersetzen, z. B. der Kündigungsfrist. Oder mit der Höhe des zu erwartenden Arbeitslosengeldes. Sollte die Kündigung tatsächlich eintreten, darf man der Trauer auch erst mal Raum geben. Aber aufpassen, nicht zu tief ins Loch zu fallen.

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Existenzängste, die wegen der anhaltenden Krisen derzeit besonders viele Menschen belasten, äußern sich dabei besonders „in schwer zu kontrollierenden Sorgen, innerer Unruhe, permanentem Gefühl von emotionalem Stress und daraus entstehenden Schlafproblemen.“ Panikattacken können auch hinzukommen, so die Expertin.

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Diese Panikattacken, die nicht zu unterschätzen sind, haben laut Claudia Brinkmann, meist heftige körperliche Symptome „wie Zittern, Herzrasen, Schwindel, Schweißausbrüche, im Extremfall auch Hyperventilieren“.

Claudia Brinkmann
Stellv. Geschäftsführerin, Paartherapeutin, Coach und Expertin für Resilienz
MVZ Köln für Psychotherapie Odendahl & Kollegen

Claudia Brinkmann beschäftigt sich viel mit dem Thema Resilienz.

Verstärkt werde dies dadurch, dass man quasi permanent Nachrichten ausgesetzt sei. Brinkmann: „Durch das Smartphone, die sozialen Medien und Breaking News sind viele Menschen ständig mit Nachrichten, eben auch vielen Negativmeldungen, konfrontiert. Wichtig ist es, die richtige Balance dafür zu finden, sich also ausreichend zu informieren – aber nicht zu viele Nachrichten zu konsumieren.“ Tipp: Lieber öfter auch Inspirierendes lesen, als nur auf Negatives zu schauen.

Resilienz stärken: Mit „Plan B“ aus der Krise hin zu mehr Lebensfreude

  1. Diese Balance findet man beispielsweise, indem man sich einen Ausgleich sucht – zum Beispiel Sport, soziale Kontakte oder Hobbys. Das stärkt die Resilienz. Claudia Brinkmann: „Das ist unsere psychische Widerstandskraft, die uns schwierige Lebenssituationen besser bewältigen lässt. Diese Resilienz zu stärken hilft, auch mit Krisen besser umzugehen.“
  2. Zudem könne es helfen, sich einen Notfallplan zu schaffen, indem man überlegt, was man tun kann, um das Einkommen zu erhöhen oder Ausgaben zu senken. „Beim Thema Existenz kann ich zum Beispiel auch präventiv einen Plan erstellen, was der Worst Case (schlimmste Fall – die Red.) wäre und was ich tue, wenn dieser eintritt“, rät die Expertin.
  3. Wenn die Ängste trotz allem überhandnehmen und die Lebensqualität einschränken, sollte man sich unbedingt Hilfe holen – zum Beispiel bei einem Psychotherapeuten. 

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Resilienz stärken: Dankbar sein – auch für die kleinsten Dinge

Und wie schafft man es, trotz der anhaltenden Krisen glücklich zu sein? Dazu rät Claudia Brinkmann: „Indem man den Fokus auf die Dinge legt, die trotz allem schön sind und gut funktionieren. Und dankbar ist für das, was wir in unserem Leben mögen.“Nehmen Sie hier an unserer Umfrage teil:

Diese Dinge kann man sich zum Beispiel mit einem Dankbarkeitstagebuch, in welches Sie jeden Tag drei Sachen notieren, für die Sie dankbar sein können, vor Augen führen – egal wie groß oder klein die Dinge sind.

„Vieles, was Sie für selbstverständlich halten, kann Anlass für Dankbarkeit sein – ein Lächeln, die ersten Sonnenstrahlen oder einfach die morgendliche Tasse Kaffee. So lenken wir unsere Aufmerksamkeit auch in Krisenzeiten auf die glücklichen Momente, verändern langfristig unser Bewusstsein“, sagt Claudia Brinkmann. Dann kann keine Krise mehr die Lebensfreude nachhaltig beeinträchtigen.