Im Frühjahr 2024 ist es extrem: Massenhaft fallen Schnecken, insbesondere Nacktschnecken, in unsere Gärten ein, fressen alles kahl. Wir sagen, was die Kriecher so munter macht und wie man sie loswird.
Schnecken-PlageWarum die nackten Schleimer gerade in Massen kommen – und was wirklich hilft
Der Garten ist doch gerade erst so schön bepflanzt worden. Üppige Blüten, Buntnesseln mit farbenfrohen Blättern, eine Augenweide. Bis zum nächsten Morgen. Da sind nicht nur Löcher in den Blättern, da sind Pflanzen bis auf ihr „Gerippe“ kahl. Einige Setzlinge sind komplett verschwunden.
Wer macht sowas? Etwa der gefürchtete Dickmaulrüssler? Aber der kleine Käfer kann doch nicht in einer Nacht solch ein grünes Massaker anrichten. Eine Schleimspur führt uns zum wahren Täter ...
Schnecken-Plage: Die Kriecher sind in Gärten, Feldern, Blumenkästen
Auch wer keinen Garten hat, kann es gerade sehen, überall auf Fahrradwegen, Feldwegen. Wenn es nass ist (und das ist es ja gerade sehr häufig) kommen sie in Massen angekrochen: Die Nacktschnecken sind los.
In ganzen Knäulen tummeln sie sich entlang von Feldern. Und leider auch in unseren Beeten. Pro Nacht lassen sich pro Blumenkasten schon mal zehn bis 20 Schnecken einsammeln. Das war doch sonst nicht so, oder?
Warum gerade jetzt die schleimige Igitt-Invasion? „Das sehr feuchte Frühjahr hat einfach viel, viel mehr Schnecken überleben lassen“, erklärt uns Biologe Dr. Markus Phlippen. „Die legen ja Eier in den Boden oder unter Steine. Wenn es dann ganz früh schon sehr trocken und heiß ist, vertrocknen viele Gelege. In diesem Frühjahr ist es genau das Gegenteil. Nahezu 100 Prozent kommen durch.“
Die Beziehung Mensch-Schnecke sei so alt wie die Gartenkultur selbst. „Schon in der Antike werden sich die alten Griechen gefragt haben, wie man die lästigen Schleimer, die immerhin rund drei Meter pro Stunde schaffen, aus dem Beet bekommt“, so Phlippen, der auch als wissenschaftlicher Leiter und „Garten-Doc“ von Portal und App gardify.de fungiert.
Und er räumt gleich zumindest teilweise mit einem Irrglauben auf: „Viele glauben, dass Gehäuseschnecken grundsätzlich immer die Guten wären. Doch wenn man ihnen frischen Salat, Kohl etc. anbietet, fressen sie das natürlich auch. Aus biologischer Sicht haben sie allerdings einen viel breiteren Speiseplan als ihre nackten Kollegen – sie fressen auch totes Material. Wer sie im Garten findet, kann sie auf den Kompost geben.“
Generell sollten Hobbygärtnerinnen und Pflanzenfreunde immer morgens wässern, da Schnecken nachtaktiv sind und auf feuchtem Boden am besten „rumschleimen“ können. Lockerer Boden auf gut durchgeharkten Beeten kann das Fortkommen ebenfalls erschweren.
Problem: Gerade können wir die Wassergabe nicht wirklich kontrollieren. Es regnet einfach zu oft und zu stark. Wer mickrige Pflanzen mit Fresspuren im Garten hat, aber keine Schleimspur sichtet, sollte mal gegen 23 Uhr nachschauen. Da laben sich die Schleimer am wie am Buffet.
Der größte Übeltäter an leckerer Zierpflanze und köstlichem jungen Gemüse ist laut Phlippen die „gefräßige spanische Wegschnecke, die kann mit ihren Kumpanen ein komplettes Salatbeet in nur einer Nacht vernichten!“
Hier gern an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
Das macht auch Landwirten in der Region zu schaffen, die unter anderem ihre jungen Salatpflanzen gegen die marodierenden Mollusken schützen müssen.
Denn die schleimige Streitmacht kommt derzeit mit voller Wucht angekrochen und das auf vielfältigen Sohlen: Rund 100.000 Arten der zur Klasse der Weichtiere (Mollusken) gehörenden Kriecher gibt es. Manche Exemplare können Nahrung auf bis zu 50 Meter Entfernung „wittern“.
Die spanische Wegschnecke gilt bei uns als Neozoon, wurde in den 1970er Jahren von der Iberischen Halbinsel eingeschleppt und treibt den Puls von Hobbygärtnern wohl noch höher als Blattlaus und Dickmaulrüssler. Und „Arion vulgaris“ sondert zähen, bitteren Schleim ab, weshalb Igel sie meist schaudernd von ihrem Speisezettel streichen (ist auch besser für die stacheligen Nützlinge, denn Schnecken können hochgefährliche Lungenwürmer übertragen).
Auch Kröten haben keine Lust auf die nackten Spanier, die übrigens im Vergleich zu anderen Schnecken auch mal gut mit Trockenheit auskommen. Plagen gab es immer wieder, unter anderem 2007 in Großbritannien, wo bis zu 1000 Exemplare auf einem Quadratmeter gezählt wurden. Bei uns sind es im Schnitt zwölf Exemplare, derzeit aber sicherlich mehr. Was wirklich gegen Nacktschnecken hilft und welche „Wundermittel“ eher ins Reich der Fabel gehören, siehst du oben in unserer Bildergalerie.