Edeka befindet sich wie andere Lebensmittelhändler im Preiskampf mit Markenherstellern, liefert sich aktuell ein Kräftemessen mit Kellog’s. Und wehrt sich so prominent gegen die Preisforderungen wie kein anderer Supermarkt. Das könnte Folgen haben, warnt ein Experte.
Edeka riskiert heftigen Krach„Jetzt laufen sie Gefahr, ihre Kundschaft zu verlieren“
Mars, Unilever und jetzt auch Kellog’s: Wer bei Edeka einkauft, musste in den vergangenen Wochen mitunter auf einige Markenprodukte verzichten. Mal fehlt die Pepsi, mal die Philadelphia oder – wie aktuell – bestimmte Cornflakes.
Edeka liefert sich in aller Öffentlichkeit einen harten Preiskampf mit Unternehmen, auch mit dem Cerealien-Hersteller liegt das Unternehmen länger im Streit. Nun hat der Supermarkt, wie auch Rewe, keine Kellog’s-Produkte mehr im Regal stehen. „Kellogg's lässt es bewusst auf Eskalation ankommen und hat die Belieferung gestoppt“, hieß es in der vergangenen Woche. Der Lieferant habe bis zu 45 Prozent höhere Einkaufspreise verlangt.
Edeka im Clinch mit Markenherstellern: „Gier der Unternehmen“
Eigentlich sind die Preisverhandlungen zwischen Lebensmittelhandel und Markenherstellern etwas für das Hinterzimmer, im Normalfall bekommt die Kundschaft davon wenig mit. Doch das hat sich zuletzt geändert. 17 Konzerne beliefern Edeka nicht mehr, manche Produkte wurden ausgelistet, manche werden nicht geliefert. Edeka-Chef Markus Mosa sprach im Frühjahr von der „Gier“ der Unternehmen, übte offen Kritik: Großen Konzerne sollten endlich damit aufhören, die Teuerung „weiter künstlich hochzutreiben“.
Seit Russlands Krieg gegen die Ukraine, der gestiegenen Rohstoffpreise auf der einen und der Inflation auf der anderen Seite haben sich die Fronten offenbar verhärtet: Hersteller wollen gestiegene Produktionskosten weiterreichen, Supermärkte wie Edeka hingegen wollen die Preise möglichst niedrig halten – um mit Discountern wie Aldi wettbewerbsfähig zu bleiben. Was bedeutet das für die Kundschaft?
„Edeka läuft sogar Gefahr, seine Kundschaft zu verlieren“
Edeka, der „Anwalt der Verbraucher“, so bezeichnete es ein Chef eines Edeka-Genossenschaftlers. Auch das ist Taktik, man wolle sich als „Robin Hood für die Kunden“ positionieren, der vermeintlich ungerechtfertigte Preiserhöhungen abwehrt, erklärt Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn, gegenüber dem „Spiegel“.
Aber: Je länger der Streit dauert, desto mehr dürfte er bei der Kundschaft für Kopfschütteln sorgen. Handelsexperte Rüschen meint: Edeka laufe sogar Gefahr, seine Kundinnen und Kunden zu verlieren, da sie Marken und Produkte verfügbar haben wollen. Ein bestimmter Anteil an Markenfans dürfte sogar bereit sein, den Laden zu wechseln.
Dabei berge der harte Preis-Kampf auch Risiken – und zwar auf beiden Seiten. „Auf Dauer kann Edeka als Vollsortimenter aber nicht ohne Markenartikel auskommen, sonst fehlt die Abgrenzung zu den Discountern“, so Rüschen. 70 Prozent des Angebots seien Markenartikel. Und auch die seien auf gute Positionierungen in den Regalen angewiesen.
Wie lange der Streit noch andauern wird, ist unklar „Aber in der Härte und Dauer ist dieser aktuelle Streit doch bemerkenswert. So intensiv und lange habe ich das in den 30 Jahren, in denen ich die Branche beobachte, noch nicht gesehen“, sagt Rüschen.