Eine staatliche Kennzeichnung für Steaks und Schnitzel soll bald zeigen, wie die Schweine einst gelebt haben. Dabei gibt es doch schon ein weit verbreitetes System des Handels. Wie geht das zusammen?
Aldi, Rewe, Lidl & Co.Wichtige Änderung im Kühlregal geplant – „Verwirrung kann so vermieden werden“
Fleischverpackungen im Supermarkt: Darauf zu finden sind bereits einige Siegel und Etiketten. Darunter ist seit 2019 eine einheitliche Kennzeichnung der großen Handelsketten zur Haltungsform der Tiere. Doch für die Tierhaltung kommt zusätzlich auch noch ein staatliches Logo dazu, das Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) per Gesetz einführt.
Bringt das Verbraucherinnen und Verbraucher womöglich durcheinander? Zur Agrarmesse Grüne Woche in Berlin kündigte die Trägergesellschaft jetzt an, dass sich der private Platzhirsch im Kühlregal an den Newcomer angleicht.
Siegel und Etiketten auf Fleischverpackungen: Wo ist das Problem?
Bisher zeichnete sich eine einigermaßen komplizierte Konkurrenz der Fleischlogos ab. Da ist zum einen das weit verbreitete System der Supermarktketten, das viele Kundinnen und Kunden kennen. Es hat den Aufdruck „Haltungsform“, und auf den Etiketten ist eine der Zahlen von 1 bis 4 größer hervorgehoben.
Sie zeigt eine der vier Stufen mit wachsenden Anforderungen an die Tierhaltung an, und zwar verbunden mit den Farben Rot, Hellblau, Orange und Hellgrün. Zum anderen kommt bald das staatliche Logo.
Es hat in einem abgerundeten schwarz-weißen Rechteck den Aufdruck „Tierhaltung“. Und die Haltungsform anzeigen sollen darin fünf kleine Rechtecke für fünf vorgesehene Kategorien.
Was ist jetzt geplant?
Ein Logo mit vier Stufen klebt neben einem mit fünf: Das soll nun vermieden werden. Auch das private Siegel bekommt daher zum Sommer fünf Stufen, wie die Trägergesellschaft mitteilte. Konkret soll die bisherige Stufe 4 namens „Premium“ aufgeteilt werden, die bislang auch Bio-Ware umfasste. Hinzukommen soll eine eigene Stufe 5 in Dunkelgrün für Bio.
Hier eine Grafik zur Haltungskennzeichnung mit 4 Stufen:
Auch die Bezeichnung der Stufen soll an die des Staats-Logos angepasst werden. Beide Kennzeichnungen sollen damit nebeneinander im Markt genutzt werden können. „Verwirrung der Verbraucher kann so vermieden werden“, sagte Geschäftsführer Robert Römer.
Was besagen die Stufen eigentlich?
Voraussichtlich Anfang 2025 sollen dann auch die Kriterien für die Stufen – bei Schweinefleisch – ans staatliche Logo angepasst werden. Das Stufensystem beginnt dann einheitlich bei der Haltungskategorie „Stall“ mit den gesetzlichen Mindestanforderungen. Die Stufe „Stall+Platz“ gibt 12,5 Prozent mehr Platz vor, „Frischluftstall“ Kontakt zu Außenklima. Dazu kommen noch die Stufen „Auslauf/Weide“ und „Bio“.
Siegel und Etiketten auf Fleischverpackungen: Wieso gibt es dann überhaupt noch zwei Logos?
Während das Handels-Logo auf freiwilliger Basis läuft, sieht das gesetzliche eine Pflichtkennzeichnung für inländische Erzeugnisse ab 2025 vor. Sie soll zunächst mit Schweinefleisch im Handel starten und erst dann auf mehr und mehr Produkte, Tierarten und Verkaufskanäle wie die Gastronomie ausgedehnt werden.
Das private Siegel dürfte also noch länger parallel bestehen bleiben. Denn es gilt schon für Fleisch und verarbeitete Ware wie Wurst von Schweinen, Rindern und Geflügel. Zu sehen ist es laut Trägerin auch bei Milch und Milchprodukten.
Siegel und Etiketten auf Fleischverpackungen: Wie geht es weiter?
Der Fahrplan für das staatliche Logo sieht vor, dass Tierhalter und -halterinnen bis Ende August Zeit haben, ihre Ställe den Behörden mitzuteilen. Ab September 2025 wird die Kennzeichnung dann verbindlich, wie das Ministerium erläuterte. Breit in Supermärkten zu finden sein dürfte sie ab Sommer 2025, erwartet die Trägerin des privaten Logos.
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Zur Grünen Woche verkündete die Brancheninitiative Tierwohl außerdem eine Zusammenarbeit mit der Fast-Food-Kette McDonald's, die demnach auch das private Haltungslogo einsetzen will. Über die von Handel, Land- und Fleischwirtschaft getragene Initiative bekommen teilnehmende Bauern und Bäuerinnen Preisaufschläge für zusätzliche Tierwohlanforderungen.
Robert Römer, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung, bezeichnete die Teilnahme des Restaurant-Riesen als „wichtigen Schritt für das Tierwohl-Engagement in der Gastronomiebranche“. Die Entscheidung bestätige die Mission der ITW, mehr Tierwohl in die Breite zu tragen. (dpa, afp)