Der Meckenheimer Frühstücksklassiker „Grafschafter Goldsaft“ taucht in manchen Supermärkten unter anderem Namen auf.
Rheinische TraditionsmarkePlötzlich unter anderem Namen im Regal – das steckt dahinter
Ihn schätzten schon viele Omas (auch die der Autorin): „Grafschafter Goldsaft“ – auf Brot, als i-Tüpfelchen in der Sauerbratensoße, zu Potthucke (rheinisch Döppekoche) oder Rievkooche. Am Frühstückstisch kann sich an ihm schon mal eine ebenso genuss- wie liebevolle Familienzankerei von nutellaesken Ausmaßen entzünden – wenn es um die Frage geht: mit oder ohne Quark (und darf eigentlich Butter drunter)?
Eine fast ebenso existenzielle Frage haben sich jetzt einige Verbraucherinnen und Verbraucher gestellt, denn auf dem sonnengelben Becher mit Rübenkrautbrot und der rübenfeldgesäumten Tomburg im Hintergrund prangt nicht das gewohnte Logo „Grafschafter Goldsaft“, sondern, in gleicher Schrift, „Fenner Harz“.
„Fenner“ ... was?! Wurde der 1904 in Meckenheim bei Bonn erstmals von Landwirt Josef Schmitz zunächst im Nebenerwerb produzierte Rübensaft plötzlich klammheimlich umbenannt? Und ist da am Ende gar noch anderes im Becher, der aus einem Supermarktregal am Rande des Ruhrpotts gefischt wurde?
Mitnichten, beim Inhalt handelt es sich dem Meckenheimer Unternehmen Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG zufolge um „den gleichen Zuckerrübensirup wie ‚Grafschafter Goldsaft‘“.
„Grafschafter Goldsaft“ heißt mancherorts „Fenner Harz“
Aber warum taucht Rübenkraut dann mitunter als „Fenner Harz“ im Supermarkt auf? Das liegt an der modernen Logistik! Denn eigentlich werde der Aufstrich unter diesem Namen nur von Geschäften im Saarland verkauft, „denn hier ist Zuckerrübensirup traditionell fast nur unter dem Namen ‚Fenner Harz‘ bekannt.“
Durch „die Belieferungsumstellung unserer Handelspartner auf Zentrallager gelangt dieser Artikel allerdings manchmal auch in Geschäfte außerhalb des Saarlandes“, schreibt Grafschafter auf seiner Homepage.
Wer noch tiefer in die Geschichte der süßen Rübenleckerei einsteigen möchte, dem sei gesagt, dass die Grafschafter Krautfabrik in den frühen 1960er Jahren die Markenrechte für „Fenner Harz“ von der Firma Storck (u. a. „Riesen“, „Nimm2“) übernommen hatte, nachdem die Fenner Marmeladenfabrik im saarländischen Fenne (Stadtteil von Völklingen) die Produktion des Zuckerrübensirups eingestellt hatte. Die Meckenheimer übernahmen die Produktion.
Also egal ob Harz, Goldsaft, Rübenkraut, Schmunzel, Sehm oder wie auch immer der karamellbraune Sirup mundartlich genannt wird: Pfann- und Reibekuchen gehen zwar ohne, schmecken dann aber nicht so traditionell rheinisch ...