Schmutz und SchimmelSo gefährlich können schwarze Badezimmerfliesen werden
Köln – Sie sind hässlich und können im Ernstfall sogar gesundheitsgefährdend sein: schwarze Badezimmerfugen. Woher kommen die schwarzen Stellen und was kann man vorbeugend tun?
Man schrubbt, bürstet und kratzt – doch nichts davon scheint gegen die schwarze Schicht auf den Badezimmerfugen zu helfen. Oft handelt es sich bei der schwarzen Verfärbung um Schimmel, erklärt Jochen Bretschneider von der DIY Academy. Die normalen Reinigungsmittel reichen da oft nicht mehr aus. Doch bevor man zur „Chemiekeule“ greift, lohnt es sich, verschiedene Haushaltsmittel auszuprobieren.
Nur hässlich oder auch gefährlich?
Es ist feucht, es ist warm, es ist manchmal sogar ein wenig stickig – kurz: das Badezimmer ist ein Paradies für Schwarzschimmel. Denn der bildet sich bei Temperaturen zwischen 7 und 45 Grad und da liegt die Badezimmertemperatur mittendrin, sagt Bretschneider. Der Schimmel zeichnet sich meist durch „schmierige schwarze Punkte oder Flecken“ aus, ergänzt Jens Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS). Ansonsten könne es sich einfach um schmutzige Ablagerungen von Staub oder Seife handeln.
Doch auch genau diese Schmutzablagerungen können zum idealen Nährboden für Schimmel werden. Tritt der Schimmel nicht nur vereinzelt auf, sondern breitet sich großflächig aus, kann es unter Umständen sogar gefährlich werden, sagt Wischmann. Denn schwirren die Schimmelsporen in der Luft herum, können sie Atemwegsbeschwerden und Hustenreiz verursachen. In leichteren Stadien ist der Schimmel für den Menschen jedoch meist harmlos.
Auf die Putzmittel, fertig, los!
Bei der Wahl des Reinigungsmittels spielen die Art der Flecken und Fugen eine große Rolle. Denn je nachdem, ob es sich um Zement- oder Silikonfugen handelt, braucht es andere Mittel – und viele davon hat man oft sowieso zu Hause. Bei Zementfugen kann man mit verschiedenen Mitteln experimentieren: Alles was basisch ist – also einen pH-Wert über sieben hat – kann gegen Schimmel helfen, sagt Bretschneider.
Denn der Schimmel wächst vor allem bei einem pH-Wert unter sieben. Reinigungsmittel, die leicht alkalisch oder chlorhaltig sind, sind daher optimal bei der Schimmelbekämpfung.
Doch auch einige Haushaltsmittel eignen sich: Man kann beispielsweise eine Mischung aus Backpulver, Natron oder Soda mit etwas Wasser anrühren, diese auf eine ausrangierte Zahnbürste geben und damit die Fugen abbürsten. Auch mit Geschirrspülmittel (kein Handspülmittel) oder Vollwaschmittel lässt sich eine solche Paste anrühren. Kernseife wirkt ebenfalls, da sie stark basisch ist.
Effektiv ohne Nebenwirkungen: Haushaltsmittel
Im Handel gebe es viele stärkere Mittel, die schnell wirken und mindestens kurzfristig effektiv gegen den Schimmel helfen, sagt der Trainer der DIY Academy. Doch er warnt: „Wenn wir diese Mittel einatmen, schaden sie auch uns – nicht nur dem Schimmelpilz.“ Wischmann ergänzt: „Reiniger, die Flusssäure oder deren Verbindungen also Fluoride enthalten, sind selbst stark verdünnt tabu.“
Wichtig ist dabei, das Reinigungsmittel möglichst nicht direkt aufzutragen, sondern zuerst auf das Reinigungsgerät, zum Beispiel den Lappen oder die Bürste zu geben, betont Wischmann.
Fugenreinigungsbürsten, spezielle Pads oder ein Topfschwamm können ebenfalls praktisch sein. Anschließend lässt man das Mittel je nach Stärke des Schimmelbefalls eine bis 24 Stunden einwirken, bevor man es wieder abspült und abtrocknet.
Alkohol oder Essigessenz bei Silikonfugen
Bei Silikonfugen ist schnelles Handeln gefragt. Denn frisst sich der Schimmel einmal in die Silikonmasse hinein, ist er kaum noch zu entfernen. Wischmanns Tipp ist es, Essigessenz verdünnt auf einen Lappen aufzutragen. Bretschneider empfiehlt dagegen hochprozentigen Alkohol. Ist der Schimmel nur oberflächlich, reicht einreiben, einwirken lassen und wegputzen oft aus. Dringt er jedoch in das Silikon ein, müssen die Fugen komplett ausgetauscht werden. Dies ist sehr aufwendig und sollte am besten von einem Profi durchgeführt werden.
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Kommt es tatsächlich dazu, rät Bretschneider zu Sanitärsilikon. Dieser sei basisch und enthalte fungizide, sprich pilzhemmende Wirkstoffe. Das Produkt sollte aber keine zinnorganischen Verbindungen und keinen zu hohen Gehalt an Isothiazolinonen haben, sagt Frank Schuster von dem Verbrauchermagazin „Öko-Test“. Er prüfte 2019 verschiedene Fugenmassen mit Fungiziden. Fast alle Produkte enthalten Isothiazolinone, doch ab einer bestimmten Konzentration kann dieser Wirkstoff Augen und Haut reizen und Allergien auslösen.
Langfristig weniger Arbeit: Schimmel vorbeugen
Um sich eine Fugenerneuerung zu sparen und immer strahlend weiße Fliesen zu haben, kümmert man sich am besten vorab darum, dass es gar nicht erst zu hässlichen Flecken und Schimmelbildung kommt. Laut dem VDS-Geschäftsführer ist die wichtigste Badhygieneregel: gut und regelmäßig zu lüften. Das heißt: „Nach jedem Duschen oder Baden die Fenster weit öffnen und mindestens 15 Minuten für Durchzug sorgen“. Bei einem Bad ohne Fenster sollte man für eine automatische Ventilation sorgen, die lange genug läuft.
Außerdem empfiehlt Bretschneider, immer nach dem Duschen oder Baden die Scheiben und Wände abzuziehen und mit einem Lappen abzutrocknen. Dadurch bleibe weniger Feuchtigkeit an den Flächen. Auch Heizen sei wichtig. Zusätzlich könne man die Wände ab und zu vorbeugend mit Kernseife reinigen, um sie basisch zu halten. Denn bei der Vorsorge ist Bretschneiders Motto: „Wenn ich mich im Kleinen darum kümmere, habe ich später nicht im Großen den Aufwand.“ (dpa)