Die Real GmbH hat einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Verbliebene Filialen sollen an die Konkurrenz gehen. Eine Supermarkt-Kette aus Köln steht dabei in der Pole-Position.
Das Ende einer Ära?Real meldet Insolvenz an – Konkurrenz in Lauerstellung, Favorit aus Köln
Von einst 280 Real-Filialen waren 2022 nach mehreren Verkäufen nur noch 62 übrig gewesen – die fortan unter „mein Real“ firmierten. Nun stehen auch diese vor einer ungewissen Zukunft: Die Real GmbH hat beim Amtsgericht Mönchengladbach einen Insolvenzantrag gestellt.
Dieser Schritt erfolgt, da der Eigentümer SCP offenbar keine weiteren finanziellen Mittel in das defizitäre Unternehmen investieren möchte. Laut Information der „Lebensmittel Zeitung“ hatte die Gruppe seit Jahresbeginn 115 Millionen Euro nachgeschossen.
Real ist insolvent – Rewe könnte Filialen übernehmen
„Trotz umfassender operativer Verbesserungen konnten zuvor getroffene fehlgeleitete operative Managemententscheidungen vor dem Hintergrund des herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Umfelds nicht schnell genug korrigiert werden“, begründet Real-Chef Bojan Luncer den Schritt in die Insolvenz im Blatt. Das aktuelle Management soll jedoch an Bord bleiben.
Sofern ein tragfähiger Geschäftsplan vorgelegt werden kann, ist nun eine Insolvenz in Eigenverantwortung geplant – die die endgültige Schließung der verbliebenen 62 Real-Häuser bedeuten könnte.
Diese biete laut Patrick Kaudewitz, Aufsichtsratschef der Real GmbH und SCP-Manager, die Möglichkeit, einen Restrukturierungsplan umzusetzen und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Derzeit sind noch rund 5000 Mitarbeitende beim Einzelhändler beschäftigt.
„LZ“ zufolge wird Rewe auch während des Insolvenzverfahrens eine entscheidende Rolle spielen. Das Unternehmen, das die Märkte seit Mitte 2022 mit Waren beliefert, werde dies auch weiterhin tun. Nachdem den Kölnern bei Unterschrift des Vertrages für die Lieferung ein Erstzugriffsrecht eingeräumt geworden sei, werde jetzt erwartet, dass Rewe eine beträchtliche Anzahl an Real-Märkten übernehmen wird.
Auch Kaufland und Edeka werden gute Chancen auf diverse Übernahmen eingeräumt. Schätzungsweise 30 bis 40 Filialen sollen demnächst unter neuer Flagge laufen, die genaue Anzahl an Real-Schließungen ist allerdings noch nicht absehbar.
Das Insolvenzverfahren verschafft SCP etwas Luft, um die Restrukturierung voranzutreiben. Real werde seine Verpflichtungen gegenüber Mitarbeitenden, der Kundschaft sowie Lieferanten gemäß den Insolvenzrechten erfüllen und vorerst den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten. Praktisch: Der Staat übernimmt im Rahmen von Insolvenzverfahren üblicherweise bis zu drei Monatsgehälter. Abfindungen für Mitarbeitende, die ihre Arbeitsplätze aufgrund der Insolvenz verlieren, werden günstiger.
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SCP hatte die Real-Kette (Slogan: „Einmal hin. Alles drin.“) 2020 vom Handelskonzern Metro erworben, um sie zu zerschlagen und weiterzuverkaufen. Kaufland, Edeka, Globus und Rewe sicherten sich eine große Zahl der attraktivsten Filialen. Das Unternehmen mit den verbliebenen 62 Standorten ging dann im Sommer 2022 an das Family Office der Unternehmerfamilie Drs. Tischendorf, bevor es dann im Mai von SCP zurückerworben wurde.
Das eigentliche Ziel des Private-Equity-Deals war das Immobilienportfolio, das mit Mietverträgen solider Einzelhändler ausgestattet war und schnell an Wert gewann. Die SCP Group konnte rund 80 Immobilien, darunter etwa 60 Real-Häuser, gewinnbringend verkaufen. Der Investor zahlte insgesamt nur etwa 100 Millionen Euro an die Metro AG, einschließlich der Immobilien. Ein Portfolio von 34 Häusern wurde 2021 mit einer Bewertung von etwa einer Mrd. Euro versehen, als es an X+Bricks abgegeben werden sollte. Weitere Immobilien gingen an die Schwarz-Gruppe, Edeka, Globus und V-Markt. (mit dpa)