Ukraine-KriegWas passiert, wenn Russland Deutschland kein Gas mehr liefert

Ein Schild mit dem Schriftzug „Nord Stream“ steht vor der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung).

Ein Schild mit dem Schriftzug „Nord Stream“ steht vor der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung).

Die Gefahr, in Deutschland bald ohne Gas aus Russland auskommen zu müssen, ist real. Doch was würde dann passieren? Wem würde der Gashahn zuerst abgedreht werden?

Russlands Präsident Wladimir Putin (69) ist unberechenbar. Was passiert beispielsweise, wenn er einen Stopp der Gaslieferungen nach Deutschland befiehlt?

Hierzulande würde in diesem Fall eine Gasmangellage entstehen. Das bedeutet, es steht den Verbraucherinnen und Verbrauchern weniger Gas zur Verfügung als unter normalen Umständen verbraucht würde.

Die Bundesnetzagentur hat dann einen undankbaren Job: Sie muss bestimmen, wer Gas bekommt und wer nicht. Gesetzlich geschützt sind dabei etwa Privathaushalte und soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, aber auch Gaskraftwerke, die gleichzeitig Wärme liefern oder für die Stromerzeugung nötig sind.

Damit geschützte Kundeninnen und Kunden weiter versorgt werden, kann die Behörde veranlassen, dass die Gasversorgung von Unternehmen eingeschränkt oder sogar unterbrochen wird. Doch wie geschieht das?

2500 Unternehmen gelten als Gas-Großverbraucher

Nach Angaben des Branchenverbandes „Zukunft Gas“ gibt es mehrere Möglichkeiten, wie der Gashahn zugedreht werden kann. So gibt es rund 500 große Unternehmen, die direkt über die großen Ferngasleitungen mit Gas versorgt werden. Es sei möglich, dass sie sich an eine Anordnung halten müssten, kein Gas mehr abzunehmen, sagt Verbandssprecher Charlie Grüneberg.

Verstoßen sie dagegen, seien Strafzahlungen fällig. Bei Unternehmen, die über normale Gas-Verteilnetze ihr Gas bekämen, sei aber auch die Betätigung eines Absperrhahns etwa auf dem Firmengelände durch den örtlichen Gasversorger denkbar. In wieder anderen Fällen könnten solche Absperrschieber auch ferngesteuert betätigt werden.

Nach Angaben des Branchenverbandes gibt es in Deutschland 12,8 Millionen Gasanschlüsse für Privathaushalte. Hinzu kommen 1,7 Millionen Gasanschlüsse für Industrie und sonstige Gewerbekunden. Rund 2500 Unternehmen gelten als Gas-Großverbraucher mit einer Anschlusskapazität von zehn oder mehr Megawattstunden pro Stunde. Zum Vergleich: Ein Musterhaushalt hat einen Verbrauch von rund 20 Megawattstunden – allerdings pro Jahr. (dpa)