Hund-Mensch-Coach Andreas Ohligschläger aus Eschweiler kennt die Hebel, die man ansetzen muss, um eine entspannte Beziehung zu seinem Vierbeiner aufzubauen.
„Hunde sind nicht so kompliziert“Coach Andreas Ohligschläger mit entspannten Gassi-Tipps
Der Hund hört mal wieder aufs Wort (nur nicht aufs erste), führt sich bei Hundebegegnungen auf wie die Axt im Walde und am anderen Ende der Leine wächst der Frust. Dabei muss die Kommunikation zwischen Mensch und Hund gar kein Buch mit sieben Siegeln sein, wie Coach Andreas Ohligschläger weiß.
Seit mehr als 30 Jahren befasst sich Ohligschläger, der in Eschweiler sein „Revier für Hunde“ aufgebaut und gerade das Buch „Seelenpartner Hund“ (GU, 24 Euro) veröffentlicht hat, mit Hunden und ihren Menschen. Ab dem 29. Oktober 2023 ist Andreas Ohligschläger als Juror in der neuen Tiersendung „Der Hundetrainer-Champion“ (vier Folgen; jeweils sonntags um 17.55 Uhr).
Andreas Ohligschläger: Tabus im Umgang mit dem Hund
Und Andreas Ohligschläger setzt mit seinen Hilfen stets beim Menschen an! Dafür allerdings muss man erstmal die Fehler kennen, die wir so gern im Umgang mit unseren vierbeinigen Freunden machen:
- Vermenschlichung
- Zutexten
- Ungeduld
- Aggression/Gewalt
Ohligschläger sagt: „Hunde merken, wenn ein Gewitter kommt, wenn eine Frau schwanger ist, sie spüren auch, wenn wir Ängste haben. Und unsere Ängste lassen den Hund glauben: ‚Mein Mensch kann mich nicht führen, weil er Angst hat. Dann übernehm' ich.‘ Das sind dann die Hunde, die beim Spaziergang vorneweg ziehen nach dem Motto: ‚Ich regel' das, bleib du mal schön hinten.‘ Und zack – Leinenpöbelei!“
Natürlich darf man mit seinem Hund sprechen – auch mal richtig dummes Zeug. „Aber nur, wenn es keine Probleme gibt. Wenn sich mein Hund draußen benimmt wie der letzte Berserker und dann immer noch zugequatscht wird, also Aufmerksamkeit bekommt, kann das kontraproduktiv sein.“ Besser: kurze, klare Ansagen machen.
Andreas Ohligschläger: Mehr Beziehung statt zu viel Erziehung
Schläge und andere Gewalt gegen den Hund verbieten sich selbstverständlich vorn vorne herein. „Leine übers Maul ziehen, der Leinenruck, der oftmals aus purer Verzweiflung passiert, sind tabu. Ebenso wie Ungeduld“, so Ohligschläger, der auch direkt sagt, was gut ist für die Beziehung zwischen Mensch und Hund:
- Konsequenz
- Klare Regeln/Verlässlichkeit
- Lob und Belohnung zur richtigen Zeit
- Balance zwischen Ruhe und Bewegung
„Der Hund braucht auch Ruhe“, sagt Andreas Ohligschläger. Ständiges Bespaßen und „Hochfahren“ des Hundes bei wenigen Ruhephasen (die das Tier erlernen kann) kann dazu führen, dass der Hund ständig „unter Strom“ steht. „Zu viel Erziehung verhindert Beziehung: Hunde fühlen Menschen – Menschen denken Hunde. Aber ein Hund muss in der Hundeschule nicht immer nur Einsen schreiben.“
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Tricky sei allerdings das richtige Timing beim Belohnen. Beispiel: Der Hund bellt, als würde er dafür bezahlt, man will ihn mit einem Leckerli ablenken. Leider verknüpft der Vierbeiner das Leckerchen mit dem, was er tut (dem Bellen) und nicht mit dem, was er stattdessen machen sollte (still sein).
Andreas Ohligschlägers Tipp: „Ich selbst mache zur Ablenkung gern ein kurzes akustisches Signal, zum Beispiel ‚Ey‘ oder ‚Bss‘. Und wenn der Hund dann zu mir guckt, ich seine Aufmerksamkeit habe, gibt's die Belohnung.“
Sein Appell an Tierhalterinnen und Tierhalter: „Denk' mal dran, dass dein Hund manchmal von dir die Schnauze voll hat. Hör mal auf, nur am Hund zu konditionieren, kümmere dich um dich. Schau mal in deinen Seelenspiegel und guck, was bei dir so los ist, wenn's nicht so gut läuft. Dem Hund ist es egal, ob du unter der Brücke wohnst oder ein Schloss hast: Wenn du bei dir bist, dann folgt dein Hund dir total gerne. Hunde sind nicht so kompliziert, wie viele denken.“
Andreas Ohligschläger: Ohne Stress! Die besten Tipps vom Coach
In seinem Buch „Seelenpartner Hund“ gibt der Hundeexperte unzählige, konkrete Tipps, wie ein entspanntes, stressfreies Miteinander zwischen Menschen und ihren Hunden gelingen kann. Hier sind einige davon:
- Versucht, bei Hundebegegnungen selbst ruhig zu bleiben und ruhige Energie auszustrahlen.
- Lasst euch auf keinen Fall auf die negative Energie eures Hundes ein.
- Textet euren Hund nicht zu, sondern setzt kurze, klare Signale.
- Benutzt die Leine nicht als Erziehungsmittel. Also nicht zerren, reißen oder kurz am Halsband fassen.
- Vorausschauend handeln heißt nicht, alle Hundebegegnungen zu vermeiden. Erst Übung macht den Meister. Wenn euer Hund noch nicht so weit ist, heißt es Abstand halten, den Hund auf die „sichere Seite“ nehmen und einen weiten Bogen einschlagen.
- Erwartet nichts von eurem Hund, das ihr nicht selbst leisten könnt.
- Habt Geduld! Geduld – und nochmals Geduld!
Denn einen unverkrampften, gelasseneren Umgang mit dem Hund, das ist es, was sich Ohligschläger wünscht: „Ich komme vom Land, die ältesten Hunde bei mir und meinen Eltern sind 17 und 19 geworden. Die haben ganz viel vom Tisch bekommen. Auch Kartoffeln mit Sößchen. Da würden heute die ganzen Hundefreaks Alarm schlagen: ‚Der Ohligschläger gibt dem Hund Kartoffeln mit Schweinefleischsoße, das ist ja 'ne Katastrophe!‘“
Auch wenns nicht gleich Essen vom Tisch sein muss: Vertrauen in sich selbst und in den Hund sowie gesunder Menschenverstand sind die Grundlage für eine gute Mensch-Hund-Beziehung.