Kostet Bier bald 7,50 Euro?Nächster Härtetest droht: „Versorgung nach wie vor angespannt“

Seit Monaten beklagen Hersteller und die Industrie Lieferengpässe, hohe Energiepreise und Vertragsanpassungen. Jetzt droht der nächste Härtetest, die Lage auf dem Glasmarkt ist angespannt. Das betrifft auch die Preise für Bier.

Es sind Aussagen, die nicht nur Konsumentinnen und Konsumenten stutzen lassen: Vor einigen Wochen erklärte der Brauerbund in Berlin-Brandenburg, dass die Bierpreise bald noch weiter steigen könnten. Der sprach von satten 7,50 Euro pro für den halben Liter, zumindest in einigen Gegenden.

7,50 für 0,5 Liter Bier? Die Aussage sorgte für viel Wirbel, andere Verbände reagierten, etwa der Präsident des Brauerbunds im Südwesten, der diesen Preis zwar für überzogen hielt, aber seinerseits auch von einem Preis von fünf Euro sprach.

Bier: Preise für Brauereien zuletzt stark gestiegen – Neuglas viel teurer

Tatsächlich sind die Kosten für Brauereien zuletzt stark gestiegen: Das liegt vor allem daran, dass Neuglas massiv teurer geworden ist. Auch der Preis für Braumalz hat sich fast verdoppelt. Kronkorken kosten rund 120 Prozent mehr. Vor allem die Energiekosten aber sind ein Schlag ins Kontor für die Brauereien.

Die stabilen Preise bei Bier sind in Deutschland aus dem Gleichgewicht gekommen, nun wächst die Sorge vor Engpässen. Die zuletzt gestiegenen Glaspreise betreffen dabei nicht nur Bier, sondern auch Konfitüren, Konserven, Babynahrung, Sekt, Selters & Co.

Bier teurer: „Müssen wir natürlich alles in die Preise einbeziehen“

Gegenüber der „Lebensmittelzeitung“ (LZ) erklärte Nikolaus Wiegand, Chef des Glas-Herstellers Wiegand, dass das Preisniveau im Januar rund 50 Prozent über dem des Vorjahresmonats gelegen habe.

So sei etwa der Preis für Soda, „unverzichtbar für die Glasschmelze“, kräftig gestiegen. „Und Altglas, das wir ebenfalls für die Glasherstellung benötigen, ist auch deutlich teurer geworden. Das müssen wir natürlich alles in die Preise einbeziehen.“Nehmen Sie hier an unserer Umfrage teil:

Die Preissteigerungen sorgten immer wieder für Ärger in der Lebensmittelbranche, die der Glasbranche vorwarf, bestehende Verträge einfach gekündigt und Nachforderungen gestellt zu haben. Man sprach gar vom „Preisdiktat“.

Wiegand beschwichtigt: „Wir haben im vergangenen Jahr in bestehende Verträge eingegriffen. Aber weder willkürlich noch intransparent.“ Man habe die Energiepreise „Monat für Monat“ offen gelegt. „Bis auf einen einzigen Kunden, der meinte, die Fakten dauerhaft negieren zu müssen, sind wir bei allen anderen auf Verständnis und Entgegenkommen gestoßen.“

Bierpreise steigen, auch Sekt wird teurer

Dennoch sehe die Lage alles andere als rosig aus. „Die Versorgung unserer Kunden ist nach wie vor angespannt und sie wird es 2023 bleiben.“ Wie im vergangenen Jahr könnten auch in diesem Jahr bestimmte Produkte nicht ausreichend geliefert werden.

Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, erklärte gegenüber der LZ, dass sich immer mehr Brauereien gezwungen sähen, ihre Investitionen in Neuglas zurückzufahren. Dadurch steige das Risiko, dass die Leergutknappheit im Sommer drastischer ausfallen könnte.

Nicht nur Bier ist teurer geworden, auch Sekt. Auch die Lage bei der Sektkellerei Rotkäppchen-Mumm ist angespannt, eine Sektflasche koste heute doppelt so viel wie 2019. Laut dem Co-Geschäftsführer Frank Albers hat auch dort der massive Kostenanstieg beim Glas das Unternehmen „schnell und heftig“ getroffen. (mg)