„Die spinnen doch“Preisexplosion bei Gemüse – Kunde entsetzt

Erntereife Tomaten liegen in einem der bis zu 300 Meter langen Gewächshäuser des Gemüsebaubetriebes „Scherzer und Boss“. Symbolfoto vom 08.05.2018.

Erntereife Tomaten liegen in einem der bis zu 300 Meter langen Gewächshäuser des Gemüsebaubetriebes „Scherzer und Boss“. Symbolfoto vom 08.05.2018.

Wie teuer dürfen Lebensmittel sein? Ein Edeka-Kunde postete ein Foto auf Twitter und sorgte für eine hitzige Diskussion. Für viele gehen die hohen Lebensmittel-Preise zu weit.

Die Inflationsrate bleibt weiterhin hoch und die Situation für Kundinnen und Kunden weiter angespannt. Gerade diejenigen, die sowieso schon kaum über die Runden kommen, sind besonders betroffen.

Einem Edeka-Kunden wurden die starken Preiserhöhungen jetzt zu bunt. Prompt zückte er die Kamera und knipste ein Foto, welches nun auf Twitter für mächtig Diskussionen sorgte.

Tomaten-Preise bei Edeka: „Die spinnen doch wohl“

„Gerade im Edeka... 1 Kilo Tomaten für 25 Euro. Ein Schnäppchen“, kommentiert der Kunde seinen Schnappschuss. Für seinen Post erhält er viel Zuspruch, erntet aber auch reichlich Kritik.

„Die Tomaten können Sie selbst essen! Als Normalverdiener oder Rentner kann man sich das nicht mehr leisten“, schimpft ein Twitter-User unter dem Beitrag. Eine weitere Userin pflichtet bei: „Mir vergeht mittlerweile als Frührentnerin die Lust am Einkaufen.“ Ein anderer Nutzer fragt sich: „Wo das noch hinführen soll?“

Der Beitrag erntet aber auch Kritik: „Es ist nun mal Winter und nicht die natürliche Jahreszeit für Tomaten. Diese aufwendig im Gewächshaus zu produzieren kostet nun mal was und wenn es keiner kaufen würde, würde es nicht angeboten. Im Sommer wirds wieder günstiger, keine Sorgen“, kommentiert ein User. Ein anderer User kommentiert unter dem Foto: „Das sind Honigtomaten, die sind überall teuer. Im Winter der Bentley unter den Tomaten.“

Preissteigerungen: Entwicklung ist Folge von politischen Rahmenbedingungen

Für die Gemüseproduzenten im Zentralverband Gartenbau (ZVG) ist die aktuelle Preisentwicklung bei Fruchtgemüse Folge der hiesigen politischen Rahmenbedingungen, aber auch des Einkaufsverhaltens des Handels, der wie immer auf Ware aus Südeuropa und den Niederlanden gesetzt hat.

„Gemüse aus Spanien und Italien hat wegen der Trockenheit und der jüngsten Unwetter in der Region dieses Jahr Probleme und das Angebot aus den Niederlanden ist aufgrund der hohen Energiepreise viel zu gering im Vergleich zu den Vorjahren“, erläutert ZVG-Vizepräsident Wilhelm Böck. Auch heimische Ware gebe es kaum. Das liege unter anderem daran, dass hier in Deutschland ungünstige Rahmenbedingungen gelten. Dazu zählen „höhere Energiepreise, Steuerbelastungen, höhere Betriebskosten sowie die nationale CO₂-Bepreisung“, so Böck.

In Deutschland werden die meisten Gewächshäuser für den Gemüseanbau im Winter leergeräumt und erst später im Frühjahr wieder neu bepflanzt. Die Verbraucher und Verbraucherinnen seien es dagegen gewohnt, über das ganze Jahr verteilt Ware in gleichbleibender Qualität und Menge vorzufinden.

„Uns muss klar sein, dass Gurke, Paprika und Co. von den klimatischen Grundvoraussetzungen hier gerade keine Saison haben, sondern unter Zusatz von Licht und Wärme angezogen werden müssen“, betonte der ZVG-Vizepräsident. Wenn das Angebot aufrechterhalten werden solle, müsse man an politischen Hebeln ansetzen. Dazu zählte Böck eine nachhaltig tragfähige Energieversorgung, Förderung von Energieeffizienz und die Wettbewerbsgleichheit mit einem europäischen Ansatz bei der CO₂-Bepreisung. (ac)