Warnung vor Vibrionen in der OstseeWie erkenne ich eine Infektion mit den gefährlichen Bakterien?

Zwei junge Frauen kühlen sich am 22.07.2021 im Seebad Lubmin in der Ostsee ab.

Unbeschwertes Baden in der Ostsee und Nordsee ist derzeit nicht überall möglich. Viele Ostseebäder warnen aktuell vor Vibrionen (Symbolbild).

Für die Ost- und Nordsee wurde eine aktuelle Warnung vor Vibrionen ausgesprochen. Besonders ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen oder offenen Wunden sollten am besten nicht ins Wasser gehen.

Ungetrübte Freude beim Bad in der Nord- und Ostsee. Das ist an einigen Stränden der deutschen Küste derzeit nicht möglich. Denn mit den steigenden Wassertemperaturen steigt auch die Gefahr von Vibrionen.

Nachdem es bereits im Juni 2024 einen bestätigten Infektionsfall in Mecklenburg-Vorpommern gegeben hatte, sind nun zwei Menschen in Mecklenburg-Vorpommern im Zusammenhang mit einer Vibrionen-Infektion gestorben.

Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) im August 2024 mitteilte, starb ein 81-jähriger Urlauber, der sich die Infektion beim Baden in der Ostsee zugezogen hatte. Der Mann habe verschiedene chronische Erkrankungen und offene Wunden aufgewiesen.

Beim zweiten Fall handelt es sich den Angaben zufolge um einen 59-jährigen Mann aus Mecklenburg-Vorpommern, in dessen Blut Vibrionen nachgewiesen wurden. Als Todesursache wurde eine Sepsis angegeben.

Ostseebäder warnen bereits seit Start der Badesaison 2024 mit Aushängen vor der Gefahr durch die Bakterien. Auch an Nordsee-Urlaubsorten wird gewarnt.

Die aktuelle Karte des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zeigt, dass das Vibrionen-Risiko an der deutschen Nord- und Ostsee zwar niedrig ist – aber es ist da. Die Landesregierungen von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern warnen daher auch.

Mit einer Vibrionen-Infektion ist nicht zu spaßen: Gelangen die Keime über Wunden in den Körper, können sie teils schwere und in seltenen Fällen sogar tödliche Infektionen verursachen.

Vibrionen kommen natürlicherweise im Wasser vor und vermehren sich ab Wassertemperaturen von etwa 20 Grad. Sie verursachen in sehr seltenen Fällen teilweise schwere Infektionen, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) mitteilte.

Wo die Bakterien in Ost- und Nordsee lauern, erfährst du im Video:

Gefährdet sind den Angaben zufolge Menschen mit chronischen Grundleiden oder einer Schwäche des Immunsystems sowie höheren Alters. „Wenn Badegäste zu diesen Risikogruppen gehören und Hautverletzungen haben, sollte ein Kontakt mit Meer- oder Brackwasser unterbleiben.“

Erkrankungen durch Vibrionen sind in Deutschland zwar selten, zeichnen sich jedoch durch einen sehr ernsthaften Verlauf in Form von schweren Wundinfektionen und Blutvergiftungen (Sepsis) aus. Besonders gefährdet sind Menschen mit chronischen Vorerkrankungen und offenen Wunden.

Vibrionen - das solltest du über die Bakterien wissen:

Was sind Vibrionen?

Vibrio vulnificus sind ein natürlicher Bestandteil im Meer- und Brackwasser. Vibrionen sind stäbchenförmige Bakterien, die bei Wassertemperaturen von 18 bis 20 Grad auftreten. Bei kalten Wassertemperaturen sind Vibrionen inaktiv. Das Bakterium ist „salzliebend“ kommt aber eher in Gewässern vor, deren Salzkonzentration nicht zu hoch ist, wie beispielsweise die Ostsee. Das wird auf der Seite des Gesundheitsamtes Schleswig-Holstein und in den Badeinformationen des Landesamtes für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern (Lagus) erklärt.

Wie kann ich mich mit Vibrionen infizieren?

Eine Infektion kann bei einem Bad im Meer erfolgen, wenn man offene Wunden hat. Die Vibrionen können durch die Wunde in den Körper gelangen und sich dort vermehren. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um kleine oberflächliche Wunden oder tiefe Hautverletzungen handele, heißt es beim Gesundheitsamt Schleswig-Holstein.

Auch über die Nahrung können die bakterien in den Körper gelangen, beispielsweise über nicht richtig gegarten oder Fisch, Muscheln oder Krabben. Die Meerestiere aus Nord-und Ostsee werden deshalb kontrolliert, so das das Gesundheitsamt.

Wer ist von Vibrionen-Infektionen besonders betroffen?

Zu den gefährdeten Personen zählen besonders ältere Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Zur Risikogruppe werden zudem Menschen mit chronischen Krankheiten wie Lebererkrankungen, Alkoholabhängigkeit oder Diabetes gezählt. Auch Menschen mit Krebserkrankungen sowie Personen mit schweren Herzerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko eine Vibrionen-Infektion zu bekommen und daran schwer zu erkranken, heißt es beim Robert-Koch-Institut (RKI).

Symptome: Wie erkenne ich eine Vibrionen-Infektion?

Die Symptome treten innerhalb von vier bis 96 Stunden nach dem Eintreten des Bakteriums auf. Erfolgt die Infektion über Wunden, so kann es nach Informationen des Gesundheitsamtes Schleswig-Holstein zu Haut- und Gewebezerstörungen kommen. Außerdem können sich nach Angaben des RKI „tiefgreifende Nekrosen“ (Absterben von Zellen, örtlicher Gewebstod) bilden, wenn die Infektionen nicht richtig behandelt werden. Weitere Symptome sind Fieber und Schüttelfrost. Auch eine schwere Blutvergiftung ist möglich.

Wer sich über die Nahrung infiziert hat, leidet laut RKI an krampfartigen Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit und Durchfall. Auch hier kann es bei sehr schweren Verläufen zu einer Blutvergiftung kommen.

Wie kann ich der Infektion vorbeugen?

Wer offene oder schlecht heilende Wunden hat, sollte ein Bad mit warmem Meerwasser vermeiden. Vor allem Personen mit Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem müssen vorsichtig sein. Verzichten Sie in diesem Fall auch auf den Verzehr von rohen Meerestieren.

Wie verhalte ich mich bei einem Infektionsverdacht ?

Entzündete Hautstellen nach dem Baden unbedingt im Auge behalten. Treten zusätzlich starke Schmerzen auf, sollten Betroffene schnell zum Arzt, rät das Centrum für Reisemedizin (CRM). Auch das Lagus empfiehlt, bei den „geringsten Zeichen einer Wundinfektion“ ein Arzt aufzusuchen. Informieren Sie den Arzt darüber, dass sie im Meer gebadet haben. Normalerweise erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika. (dpa, red)