Das neue Jahr könnte erneut höhere Preise an der Tankstelle bringen. Das liegt an einem steigenden CO₂-Preis. Ab 2027 könnte sich dieser deutlich erhöhen. Auch Heizen könnte deutlich teurer werden. Das steckt dahinter.
Sprit bald 38 Cent teurer?Warum es beim Tanken und Heizen bald richtig teuer werden könnte
![An einer Schautafel einer Berliner Tankstelle werden die aktuellen Benzin- und Dieselpreise angezeigt: Es könnte bald richtig teuer werden.](https://static.express.de/__images/2025/02/08/6fe386f1-0114-4bc2-98d2-6c6e37e606ba.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1372&fm=jpeg&s=21ce1faa85fb1cdf1a4abb0e7bafcf66)
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An einer Schautafel einer Berliner Tankstelle werden die aktuellen Benzin- und Dieselpreise angezeigt: Es könnte bald richtig teuer werden.
Tanken und Heizen mit fossilen Brennstoffen könnte bald richtig teuer werden.
Der Grund: Zum 1. Januar 2025 stieg der CO₂-Preis von bisher 45 auf dann 55 Euro pro Tonne. Ab 2027 gibt es dann einen Paradigmenwechsel, der zu deutlichen Preissprüngen führen könnte.
Was genau das für die Preisentwicklung bei Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas bedeutet und wie es mit einem Klimageld zur Entlastung aussieht– hier alle Infos.
Warum gibt es den CO₂-Preis?
Den CO₂-Preis für fossile Energieträger gibt es in Deutschland seit 2021. Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden, damit die internationalen Klimaziele eingehalten und die schlimmsten Folgen der Erderwärmung eingedämmt werden.
Dafür muss der Ausstoß von klimaschädlichem CO₂ deutlich sinken. Mit einer schrittweise steigenden CO₂-Bepreisung soll ein Anreiz für mehr Sparsamkeit sowie zu einem Umstieg auf klimafreundliche Technologien gesetzt werden - also zum Beispiel auf Elektroautos oder klimafreundlichere Heizungen wie Wärmepumpen.
Der CO₂-Preis basiert auf einem nationalen Emissionshandelssystem. Große Unternehmen, die Brennstoffe wie Erdgas, Heizöl, Benzin und Diesel verkaufen, müssen dafür Emissionszertifikate erwerben. So entsteht ein Preis für jede ausgestoßene Tonne CO₂. Die Kosten werden an die Endverbraucher weitergegeben.
Wie geht es mit dem CO₂-Preis weiter?
Nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz wird für das Jahr 2026 ein Preiskorridor mit einem Mindestpreis von 55 Euro pro Emissionszertifikat und einem Höchstpreis von 65 Euro pro Emissionszertifikat festgelegt.
Ab 2027 gibt es dann einen Paradigmenwechsel: Es wird EU-weit ein CO₂-Emissionshandel für Gebäudewärme und den Verkehrssektor eingeführt. Der CO2-Preis bildet sich dann am Markt. Es könnte zu deutlichen Preissprüngen kommen, warnen Experten.
In einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung heißt es, aufgrund der strikten europäischen Emissionsobergrenzen und teilweise geringen Fortschritte bei der Dekarbonisierung in Europa werde erwartet, dass der CO₂-Preis für Kraft- und Brennstoffe deutlich steige. Studien zufolge seien Preise von 200 Euro je Tonne möglich.
Tanken: 35 bis 38 Cent mehr pro Liter sind möglich
Experte Stefan Gerwens, Leiter Verkehr beim ADAC, erklärt gegenüber Bild: „2026 gehen wir von einem Preisanstieg von maximal 3 Cent bei Benzin und 3,1 Cent beim Diesel aus.“ Im Jahr darauf könnte der Hammer folgen: „Ab 2027 müssen wir davon ausgehen, dass sich der CO₂-Preis im Kraftstoffpreis perspektivisch mindestens verdoppelt – das wären dann insgesamt 35 bis 38 Cent pro Liter.“
Wie hoch der CO₂-Preis am Ende tatsächlich klettert: unklar. Schätzungen gehen weit auseinander. Gerwens: „Es gibt Schätzungen zum europäischen CO₂-Preis für 2030, die von 20 Cent pro Liter bis hin zu über einem Euro reichen.“
In einer Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft und des Öko-Instituts heißt es, um einen Preisschock zu vermeiden, sollte der nationale CO₂-Preis frühzeitig angehoben werden - dies sollte sozial flankiert werden. Der ADAC fordert, dass die Pendlerpauschale dauerhaft erhöht wird und ein Klimageld.
Heizen: 1.000 Euro pro Jahr mehr wäre möglich
Auch die Heizkosten könnten ab 2027 rapide steigen. Achim Wambach, deutscher Ökonom und Präsident des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), prognostiziert in einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“: „Ein Vier-Personen-Haushalt, der noch mit Gas heizt, müsste mit rund 1.000 Euro höheren Heizkosten pro Jahr rechnen.“
Professor Matthias Kalkuhl, Experte für CO₂-Bepreisung am Mercator-Forschungsinstitut, geht ebenfalls davon aus, dass die Preise drastisch steigen werden: „200 Euro oder mehr wären realistisch“, erklärt er gegenüber „tagesschau.de“.
Wann kommt ein Klimageld?
Die Milliarden-Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung fließen in den Klima- und Transformationsfonds, einen Sondertopf des Bundes. Aus diesem werden Projekte zum Umstieg auf klimafreundliche Technologien finanziert - etwa für den Heizungstausch.
Aus den steigenden Einnahmen könnte ein Klimageld für Bürgerinnen und Bürger finanziert werden, als Ausgleich zu den steigenden CO₂-Preisen. Die gescheiterte Ampel-Koalition aus SPD, Grüne und FDP hatte dies zwar im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellt, aber nicht verwirklicht.
Energie müsse für alle Verbraucherinnen und Verbraucher bezahlbar bleiben, sagte Jutta Gurkmann vom Verbraucherzentrale Bundesverband. „Wer sein Verhalten nicht anpassen kann, benötigt Unterstützung.“ Dies betreffe zum Beispiel Verbraucher, die keine Alternative zum eigenen Auto hätten.
Wie wird es mit der Auszahlung?
Die Bundesregierung hatte angekündigt, noch bis Jahresende 2024 die technische Möglichkeit zu schaffen, direkt Geld an die Bürger auszuzahlen. Finanzminister Jörg Kukies (SPD) sagte, über konkrete Leistungen müsse die künftige Bundesregierung entscheiden.
Zunächst sollen nur pauschale Zahlungen möglich sein, später auch nach Einkommen differenzierte Auszahlungen an Teilgruppen der Bevölkerung. Konkret werden in der Datenbank des Bundeszentralamts für Steuern zu den Steuer-IDs auch die Kontoverbindungen der Bürger abgespeichert.
Was wollen Parteien?
Die Grünen wollen laut Wahlprogramm, dass alle Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen zum Ausgleich einen Großteil der Einnahmen der CO₂-Bepreisung als Klimageld zurückbekommen. „Das Klimageld soll in der nächsten Legislatur so schnell wie möglich eingeführt werden.“
Im SPD-Wahlprogramm heißt es, es werde Haushalte geben, die von den steigenden Preisen für CO₂ besonders belastet werden und nicht aus eigener Kraft umsteigen könnten. Wenn ab 2027 die europäische Regelung in Kraft trete, solle durch geeignete Maßnahmen - zum Beispiel ein Klimageld - dafür Sorge getragen werden, dass niemand überfordert werde.
Die Union strebt einen „Klimabonus“ an, um Verbraucher und Unternehmen zu entlasten. Außerdem sollten mit den CO₂-Einnahmen die Stromsteuer und Netzentgelte verringert werden. Die FDP will die Stromsteuer in einem ersten Schritt auf das EU-Mindestmaß senken. Sie strebt zudem an, die EU-Mindestsätze für die Energiesteuer auf Heiz- und Kraftstoffe angesichts des tendenziell steigenden CO₂-Preises sukzessive bis auf null abzuschmelzen. (dpa/mg)