Dr. Erlemann totSein Leben war wie ein Krimi

Köln - Jochem Erlemann, einer der schillerndsten Namen der Kölner Gesellschaft - mit 70 Jahren starb er an Herzversagen. Ein Leben, das wie ein Krimi war, ist zu Ende gegangen. Rückblick auf eine bewegte Vita.

Es geschieht am 6. März 1981 in einem Wäldchen im Hahnwald: Der elfjährige Johannes Erlemann wird von drei Männern in einem Lieferwagen entführt. Am nächsten Morgen erhält seine Familie den Erpresser-Brief: Drei Millionen Mark Lösegeld.

Doch der Vater des kleinen Johannes kann seiner Familie nicht helfen. Er sitzt in Darmstadt im Knast. Acht Jahre Haft hat Dr. Jochem Erlemann gerade dafür kassiert, dass er mehr als 1500 Anleger (unter ihnen EU-Kommissar Günter Verheugen) mit windigen Scheingeschäften um je schlappe 100 Mark erleichterte.

Zwei Wochen nach der Entführung wird das Lösegeld bezahlt. Der Opa hatte geholfen. Am selben Abend ist Johannes wieder frei. Er ist unversehrt. Die Entführer werden wenige Tage später verhaftet und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Als „Spezialitätendoktor“ hatte Erlemann für Millionen-Deals gesorgt. Vor allem mit Anlagen in obskure Firmen und riesigen Renditen. Unglaubliche Parallele zur aktuellen Finanzkrise: Er wurde von den gierigen Steuersparern für seine Renditen aus Nahost-Gasgeschäften gefeiert. Und stieg zum Star in der Kölner Gesellschaft auf, gefiel sich als Partylöwe.

So ganz nebenbei übernahm er auch noch das Zepter in einem unbedeutenden kleinen Kölner Club. Eishockey war damals Randsportart. Doch er firmierte den Club in „Die Haie“ um, investierte Millionen in Spieler und Management und wurde umjubelter Deutscher Meister.

Doch der Sunnyboy fiel tief. Vor der Kanzlei seines Anwalts in der Marienburg klickten am 3. Dezember 1980 die Handschellen. Es folgten U-Haft, der spektakuläre Prozess und die Strafhaft. In dieser Zeit wurde er von seiner Frau Gaby geschieden. Seine zweite Frau - auch sie hieß Gaby - kämpfte vergeblich um eine vorzeitige Haftentlassung. Immerhin: Er musste nur noch abends in den Knast, arbeitete tagsüber in einer Anwaltspraxis.

Nach seiner Entlassung 1986 wurde es still um Jochem Erlemann. Er arbeitete als Unternehmensberater, ließ sich erneut scheiden, wurde von einer ehemaligen Geliebten erpresst, plante eine dritte Hochzeit und gab - legale - Finanz-Tipps in seinem Buch „Die Kunst, Geld zu machen“.

Er war ein großer stattlicher Mann, elegant und sportlich, charmant und witzig, eloquent und überzeugend, ein Frauenversteher und Männerkumpel. Gauner mit Hollywood-Format.