Ein Spanier ist Nachfolger des Weltmeister-Coaches. Die richtige Arbeit fängt jetzt an. Er setzt auf Kontinuität bei den Basketballern.
Herbert-Erbe gefundenSpanier neuer Basketball-Bundestrainer – wurde erst letzte Saison bei Ex-Klub gefeuert
Der Präsident des Deutschen Basketball Bundes hält den eher unbekannten Neu-Bundestrainer Álex Mumbrú für einen Coup. „Ich habe natürlich in Spanien mit vielen Freunden gesprochen, die gesagt haben: Wenn du den kriegst, exzellenter Mann“, sagte Ingo Weiss bei der Vorstellung des Nachfolgers von Weltmeister-Coach Gordon Herbert. „Das hat uns am Ende des Tages auch ein klein wenig bestätigt.“
Schon vor Olympia habe man sich mit Mumbrú im Grunde geeinigt. Der 45 Jahre alte Spanier soll das Team weiter in der Weltspitze etablieren. „Ich freue mich, die tolle Arbeit fortzusetzen, die bei der Nationalmannschaft in den letzten Jahren geleistet wurde. Ich bin bereit, diese Herausforderung anzunehmen“, sagte Mumbrú.
„Es ist sehr wichtig, die Teamchemie zu behalten.“
Elegant im schwarzen Anzug trat Mumbrú auf, freundlich gab er seine Antworten auf Englisch. Viele Details zu seinen Plänen und seiner Arbeitsweise werden sich erst die nächsten Monate zeigen. Er bevorzuge ein Spiel mit Fokus auf Defensive und schnelle Gegenangriffe, sagte er. Doch letztendlich müsse sich der Trainer immer an den Spielern orientieren, die er zur Verfügung habe. Ob er von den Profis wie Herbert eine feste Zusage für mehrere Jahre fordere, ließ Mumbrú offen.
Die Fußstapfen seines Vorgängers sind groß. Denn in den drei Jahren unter dem Kanadier Herbert, der nach den Sommerspielen den deutschen Double-Gewinner FC Bayern München übernimmt, erlebten Dennis Schröder & Co. mit dem WM-Titel im vergangenen Jahr, EM-Bronze 2022 und Olympia-Rang vier in Paris einen beinahe schon unglaublichen Höhenflug.
„Wenn das Team funktioniert, sollte man es nicht verändern“, sagte Mumbrú. „Es ist sehr wichtig, die Teamchemie zu behalten.“ Für Gespräche mit den Spielern war bisher noch keine Zeit. Sie sollen jetzt schnell folgen. Auch seinen Staff will er in den kommenden Wochen genauer definieren.
Der Vertrag des neuen Bundestrainers ist vorerst auf zweieinhalb Jahre bis Ende 2026 angesetzt. Zur Weltmeisterschaft 2027 und dann auch wieder zu Olympia 2028 gibt es aber die Möglichkeit zur Verlängerung. „Wir wollen eine langfristige Vereinbarung mit unserem neuen Trainer haben, um auch etwas aufbauen“, sagte Weiss. Eine Ausstiegsklausel hat Mumbrú nicht. „Wenn Real Madrid anruft, gehe ich ran, Álex“, scherzte Weiss.
Mumbrú muss zunächst die Spieler von seiner Philosophie überzeugen und den Umbruch mit Blick auf die kommenden Höhepunkte vorantreiben. Denn wer in den kommenden Jahren an der Seite von Kapitän Dennis Schröder spielen wird, bleibt abzuwarten. Denkbar ist, dass Spieler wie Daniel Theis (32) und Niels Giffey (33) ihre Karriere im Nationalteam beenden.
Der Kern des aktuellen Teams ist um die 30 Jahre alt, könnte in Los Angeles bei den Spielen 2028 also noch einmal dabei sein. Gut möglich, dass beispielsweise NBA-Profi Franz Wagner (22) im nächsten Sommer zur EM eine Pause einlegt, um später wieder zum Team zu stoßen.
Der DBB hat genügend Spieler mit großem Potenzial zur Verfügung. Maximilian Kleber (32) und Isaiah Hartenstein (26) aus der NBA waren unter Herbert gar nicht dabei. In Oscar (25) und Tristan da Silva (23), Justus Hollatz (23) oder Kevin Yebo (28) gibt es weitere interessante Spieler.
Erstmals steht der neue Bundestrainer im November in der EM-Qualifikation im Fokus, wo er aber neben den NBA-Profis wie Schröder und den Wagner-Brüdern wohl auch auf die meisten EuroLeague-Spieler verzichten muss.
Das gehe jedoch nicht nur Deutschland so, sondern die gesamte Situation im Basketball habe sich verändert, so Weiss. „Wir haben nicht eine zweite Garde oder eine dritte Garde, sondern wir haben mittlerweile ein Raster von 30 oder 32 Spielern“, sagte der Verbandspräsident. „Und daraus müssen wir schauen, welche Spieler sind verfügbar und welche sind die besten, die wir in dem Moment für das Team brauchen.“
Mumbrú, der mehrere Jahre bei Real Madrid unter Vertrag stand, war als Profi Teil der goldenen spanischen Generation. Der 2,02 Meter große Flügelspieler holte an der Seite von Spaniens Basketball-Legende Pau Gasol WM- sowie EM-Gold und gewann 2008 Olympia-Silber.
Nach seinem Karriereende 2018 trainierte der Katalane bis 2022 Bilbao Basket und wechselte dann zum Euroleague-Club FC Valencia. Nach dem deutlichen Verpassen der Euroleague-Playoffs in der abgelaufenen Saison wurde der 45-Jährige entlassen. (dpa)