Lange Gesichter bei der Leichtathletik-WM, Jubel bei den Basketballern – die deutschen Riesen greifen nach einer WM-Medaille. Wir sprachen mit dem Athletik-Coach über den Erfolg und den deutschen Spitzensport.
Höhenflug mit Basketball & EishockeyKölner Trainer zeigt, dass im deutschen Sport noch was geht
In der Kabine gab es ein kleines Tänzchen, dann wurde der Fokus schon auf das Halbfinale gegen die USA gerichtet. Die deutschen Basketballer stehen erstmals seit mehr als 20 Jahren wieder in einem WM-Halbfinale, haben das Olympia-Ticket sicher und fordern Topfavorit USA heraus (Freitag, 10. September, 14.40 Uhr, live und kostenfrei bei MagentaSport).
Auf dem Feld wollen da die DBB-Stars um Dennis Schröder (29), Franz Wagner (22) oder Daniel Theis (31) wieder glänzen. Wir sprachen vor dem Duell mit den USA mit einem der Macher hinter den Kulissen über den deutschen Basketball-Erfolg.
Basketball-WM: Deutschland im Halbfinale gegen die USA
Arne Greskowiak (39) ist Athletik-Coach der Kölner Haie, betreut am Rhein-Energie-Stadion in Köln in seiner Trainingshalle ago.sport zahlreiche Profisportler und -sportlerinnen, trainiert aber ebenso Privatpersonen. Mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft gewann er im Mai 2023 Silber bei der WM in Finnland, mit den deutschen Basketballern holte er schon Bronze bei der Heim-Europameisterschaft 2022. Jetzt soll es auch bei der WM Edelmetall geben. Das Interview:
Arne, WM-Silber mit dem Eishockey-Team, nun ist die nächste WM-Medaille mit den deutschen Basketballern greifbar. Wie groß ist eigentlich dein Anteil am Erfolg?
Arne Greskowiak: Das lässt sich natürlich nicht in einer Zahl ausdrücken. Wir haben als deutsche Basketball-Nationalmannschaft einen gemeinsamen Weg eingeschlagen, der über vier Jahre geplant ist. Mit den Olympischen Spielen in Tokio, der Heim-EM, der WM, bei der wir jetzt im Halbfinale stehen, und der erneuten Olympia-Qualifikation. Wir sind eine gute Truppe, die sich gut kennt, mit starken Spielern und einem super Staff – da bin ich ein Teil von.
Was ist der Unterschied zwischen Eishockey-Profis und Basketballern?
Arne Greskowiak: Von der Kultur und der Art und Weise sind die beiden Sportarten sehr unterschiedlich. Gemeinsam haben aber beide Nationalmannschaften den unglaublichen Zusammenhalt in der Gruppe und den Stolz und die Freude, für ihr Land zu spielen. Bei beiden Teams habe ich gesehen, dass sich jeder freut, Teil einer deutschen Nationalmannschaft sein zu dürfen.
Bei der Leichtathletik-WM gab es keine Medaillen für Deutschland. Wie siehst du die Entwicklung im deutschen Sport und wieso läuft es im Eishockey sowie im Basketball aktuell so gut?
Arne Greskowiak: Ich denke, es muss gerade in Phasen, in denen es sportlich gut läuft oder man Erfolg hat, darauf geachtet werden, dass man sich stetig weiterentwickelt. Einer meiner Leitsätze ist: „Nichts ist so alt wie der Erfolg von gestern.“ Wir haben das Viertelfinale gewonnen, aber die Letten hatten noch einen Wurf in aller letzten Sekunde, mit dem sie das Spiel hätten gewinnen können. Und dann wäre sofort alles schlecht? Das ist sehr gefährlich. Wir sollten die IST-Situation sehr wertschätzen und genießen, aber nicht vergessen, weiter hart an uns zu arbeiten.
Machst du dir denn Sorgen um den deutschen Spitzensport oder zeigen eure Erfolge im Basketball und Eishockey, dass immer was geht?
Arne Greskowiak: Das ist eine komplexe Frage. Also wenn ich höre, dass es in der Schule keine Bundesjugendspiele mehr geben soll, dann stellt sich mir die Frage, ob wir dann noch Kinder finden, die Lust haben auf diesen „Stress“ des Leistungssports. Da geht es halt nun mal darum, dass man fünf Tage die Woche trainiert und am Wochenende an Wettkämpfen teilnimmt. Und hier verliert man, gewinnt man, hat Erfolge, aber wahrscheinlich noch mehr Misserfolge. Wenn wir uns in Deutschland wünschen, dass wir im Sport weiterhin kompetitiv sind, dann müssen wir diese Kinder fördern und sie ermutigen, alles für den sportlichen Erfolg zu tun. Auch auf die Gefahr hin, dass es vielleicht nicht zu einer Spitzensport-Karriere reicht. Aber: Selbst wenn viele Kinder es sportlich nicht bis ganz nach oben schaffen, glaube ich, dass der Sport uns allgemein unglaublich viel lehrt. Wir machen Erfahrungen, die es im „normalen“ Leben nicht gibt, wir kommen an Orte, die wir sonst nicht bereisen würden und wir entwickeln Eigenschaften, Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die uns allgemein im Leben helfen werden.
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Du bist auch berüchtigt als harter Trainer, deine Räume werden ‚Lackerei‘ (von Plackerei) genannt. Welche deiner Übungen lieben die Basketballer, welche hassen sie?
Arne Greskowiak: Das Training der großen Muskelgruppen ist meist beliebt. Zum Beispiel Bankdrücken, Klimmzüge, Split Squats oder Kreuzheben – da braucht es wenig Überzeugungskraft. Hingegen wenn eine Beweglichkeitskomponente oder ein Balance-Part hinzukommt, dann kann es schon mal sein, dass ich ein kleines bisschen pushen muss. Eine Übung, die sie hassen, gibt es eher nicht (lacht).