So gut waren die Aussichten noch nie. Franziska Preuß scheint bereit, endlich ihren ersten großen Einzeltitel zu gewinnen. Zum WM-Start will das deutsche Biathlon-Team auch eine Negativserie beenden.
Medaillenjagd in der SchweizDer Gold-Traum von Franziska Preuß: „Unantastbar“ zur WM
![Franziska Preuß überragte in diesem Winter bislang.](https://static.express.de/__images/2025/02/11/99241cbf-56cf-4d50-8756-f887b30aed7c.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1376&fm=jpeg&s=948564f60660b5c4cfb65bded64dd19f)
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Franziska Preuß überragte in diesem Winter bislang.
Vielleicht wird es die letzte Weltmeisterschaft für Franziska Preuß, auf jeden Fall aber soll es ihre erfolgreichste werden. Nach Jahren voller gesundheitlicher Rückschläge nebst Gedanken an ein frühes Karriereende reist die 30-Jährige in der Form ihres Lebens zur Biathlon-WM nach Lenzerheide - und gehört in der Schweiz bei jedem Start zu den Favoritinnen. Für die Gesamtweltcup-Führende scheint der Traum vom ersten Einzel-Gold Realität werden zu können, auch in den Staffelrennen soll es mit Edelmetall klappen.
„Wenn man es im Weltcup aufs Podium schafft, dann ist das auch bei einer WM ein realistisches Ziel. Ich bin dankbar für die Erfolge in diesem Winter und hoffe, genau dort anknüpfen zu können“, sagte die Bayerin. Bei 14 Starts stand sie in diesem Winter zehnmal auf dem Podest, verdiente sich so das Gelbe Trikot der Spitzenreiterin. Zweimal siegte sie solo, zweimal als Schlussläuferin mit der Staffel, die zu den Titelkandidaten zählt. Auch dank Selina Grotian und Julia Tannheimer, die nach dem Ausfall von Vanessa Voigt überraschen wollen.
Nur drei Medaillen bei der WM 2024
Druck macht sich Preuß aber nicht. „Wichtig ist für mich, mit einer gewissen Lockerheit an die Rennen heranzugehen“, sagte sie vor der Mixedstaffel am Mittwoch (14.30 Uhr/ZDF und Eurosport). Am besten soll gleich die erste Medaillenchance genutzt werden, denn das hatte zuletzt zu oft nicht geklappt. 2019 gab es in dieser Disziplin mit Silber die bislang letzte WM-Medaille. Es folgten viele Enttäuschungen, zuletzt WM-Platz fünf im Vorjahr in Tschechien.
„Insgesamt blicken wir mit einer positiven Grundstimmung auf die kommenden zwei Wochen“, sagte Sportdirektor Felix Bitterling. Vor dem traumhaften Bergpanorama im Kanton Graubünden stehen auf gut 1400 Metern an neun Wettkampftagen zwölf Entscheidungen an. Wie viele Medaillen das deutsche Team mitnehmen will? Wie zuletzt häufig vermied der DSV ein klares Ziel.
Allerdings sollte es besser laufen als 2024. In Nove Mesto gab es dreimal Edelmetall, Gold war nicht dabei. Benedikt Doll, Bronze-Gewinner im Einzel, ist zurückgetreten, Janina Hettich, die Silber im Einzel holte, fehlt in den Alpen wegen ihrer Schwangerschaft. Zudem gewann die Frauen-Staffel Bronze.
Die Konkurrenz fürchtet: „Sie scheint unantastbar“
Das ist auch das Mindestziel in Lenzerheide. Nach zwei Triumphen zuletzt könnte aber mehr drin sein. 2015 hatte Preuß in Finnland schon einmal den Titel mit dem Team gewonnen, zudem feierte sie mit Silber im Massenstart damals ihre bislang einzige WM-Einzelmedaille. Ob es zehn Jahre danach noch besser läuft? „Franzi ist in Topform, sie weiß, was sie macht“, sagte Bitterling: „Man merkt bei den Gegnerinnen sehr deutlich den Respekt.“
![Rückblick: Schon 2015 gewann Franziska Preuß zwei WM-Medaillen.](https://static.express.de/__images/2025/02/11/8d464043-7f2b-41ed-ae67-6b1235f642d1.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1384&fm=jpeg&s=ce1becf2502bf63b3a281a85b26c6c97)
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Rückblick: Schon 2015 gewann Franziska Preuß zwei WM-Medaillen.
Die Französin Lou Jeanmonnot drückte das bei der WM-Generalprobe in Antholz in einem treffenden Satz aus. „Sie scheint unantastbar“, sagte die Gesamt-Zweite, die mit schon sechs Saisonsiegen zugleich Preuß' größte Widersacherin ist. Am Freitag kommt es im Sprint im ersten Einzelrennen zum Duell der beiden Besten. Die Bayerin selbst lässt sich davor aber nicht verrückt machen. „Ich freue mich sehr auf diese WM“, sagte sie.
Eine Operation löst alle körperlichen Probleme
Preuß hatte immer wieder Saison-Höhepunkte mindestens teilweise verpasst, weil sie krank war und der Körper nicht mitspielte. Im Frühjahr 2024 brachte eine Operation der Nasennebenhöhlen Besserung. „Ich bin froh, dass man medizinisch was gefunden hat, was der Grund dafür war, dass ich so anfällig war“, sagte sie: „So konnte ich insgesamt besser trainieren, mit deutlich höheren Umfängen - und ich fühle mich auch belastbarer.“
Ihr großes Ziel sind die Olympischen Spiele 2026 mit den Biathlonrennen in Antholz. Sowohl in Südtirol als auch in Lenzerheide trainierte Preuß vor dem Winter in der Höhe und saugte die besondere Atmosphäre auf. Es scheint gut möglich, dass sie nach den Winterspielen ihre Karriere beendet, das klang auch aus den Worten von Bitterling schon heraus. „Natürlich ist Franzi bewusst, dass es eine WM ist und möglicherweise auch ihre letzte“, sagte er dem „Kicker“: „Aber so lange sie gesund bleibt, wird sie Top-Resultate liefern.“
Männer zu schwach am Schießstand
Zum Start kommt es im gemischten Quartett allerdings auch auf die Männer an. Aber Philipp Nawrath und Co. hatten in diesem Winter gehörige Probleme. Die Leistungen am Schießstand waren zu schwankend, um die starken Norweger und Franzosen dauerhaft zu attackieren. „Die Norweger sind beeindruckend“, sagte Nawrath in Antholz: „Man kann das nur von hinten beobachten und hat da wenig mitzureden. Ich hoffe, dass ich ein bisschen näher rankomme.“
Nach dem Rücktritt von Doll fehlt der Mannschaft ein klarer Anführer, ein zweiter Platz von Danilo Riethmüller und ein dritter Rang von Nawrath sind in den Einzelwettbewerben die besten Resultate der Saison. „Natürlich wäre eine Medaille das absolute Highlight – aber im Biathlon gehört auch immer eine Portion Glück dazu“, sagte der 31-jährige Bayer Nawrath, der aber auch weiß: „Das Schießen wird entscheidend sein in der Höhenlage.“ (dpa)