Nach den starken Ergebnissen vor Weihnachten wollen die deutschen Biathleten nachlegen. Doch der Heimvorteil in Oberhof wird für viele zu einer zu hohen Hürde. Nur einmal gibt es Grund zum Jubeln.
Biathlon-Weltcup in OberhofMehr Flops als Tops: Nur Grotian und Strelow jubeln
Erst sorgten Selina Grotian und Justus Strelow für den umjubelten ersten Podestplatz des ansonsten durchwachsenen Heimweltcups. Dann feierten sie nach Platz drei in der Single-Mixed-Staffel ausgelassen in der Sonne von Oberhof mit den Biathlon-Fans. „Das macht es am Ende versöhnlicher und man nimmt das Positive am letzten Tag mit. Das war einfach ein geiler Tag“, sagte Superschütze Strelow.
Ihr Podestplatz kaschierte aber die vor allem bei den Männern ernüchternden Einzelergebnisse, und auch in der Mixed-Staffel reichte es nach zwischenzeitlicher Führung nach zwei Strafrunden von Youngster Julia Tannheimer und einer von Franziska Preuß nur zu Rang fünf. „Das war nicht meine Woche“, sagte Preuß.
Strelow (28) brauchte beim Premierensieg von Finnland in der Single-Mixed-Staffel dagegen nur eine Extrapatrone. Hätte Grotian nicht gleich drei- von viermal alle drei zusätzlichen Schüsse gebraucht, hätte es zu mehr gereicht. „Ein Podium hätte ich mir heute nur erträumen können“, sagte die 20-Jährige, die trotzdem zufrieden war.
Viel vorgenommen, wenig erreicht
Das waren nicht alle, denn in den Einzelrennen gab es keinen Podestplatz, die zuvor überragende Franziska Preuß verlor fast 100 Punkte ihres Vorsprungs im Gesamtweltcup und vor allem die Männer patzten gleich reihenweise am Schießstand. „Wir haben uns mehr erhofft. Vielleicht haben wir uns zu viel vorgenommen zu Hause“, sagte Philipp Nawrath, der wie Riethmüller in der Mixed-Staffel aber wieder gut durchkam. Zuvor hatten die Nerven zu oft bei ihm und seinen Kollegen nicht mitgespielt.
Einzig Grotian (20) konnte mit den Plätzen fünf und zehn überzeugen. Vor ihrem misslungenen Staffeleinsatz traf das auch auf Tannheimer mit den Einzelrängen neun und zwölf zu. Die bisher so stark agierende Preuß musste hingegen zwei Rückschläge (20. und 28.) verdauen, auch in der Staffel patzte sie. Die immer noch angeschlagene Thüringerin Vanessa Voigt (Sprint-68.) konnte nicht wirklich eingreifen und musste gar pausieren.
Heimvorteil erweist sich als Nachteil
Der Heimvorteil vor zehntausenden Fans am Rennsteig im Thüringer Wald erwies sich vor allem für die Schützlinge von Bundestrainer Uros Velepec mehr als Last denn als Ansporn. Sportdirektor Felix Bitterling sah aber kein „generelles Schießproblem“, vielmehr liege das Problem „zwischen den Ohren“. Doch die Weltelite verzeiht keine Fehler.
Nach insgesamt 17 Fehlschüssen im Sprint mit Strelow als Bestem auf Rang 18 standen im Jagdrennen am Ende 25 Fehler und Nawrath als 16. zu Buche. Zwar war er der Zweitschnellste in der Loipe, schoss aber viermal daneben. Außer Strelow, der in beiden Einzelrennen jeweils nur einmal daneben zielte, aber läuferisch nicht ganz mithalten kann, waren seine Teamkollegen weit entfernt von der Weltklasse - zumindest mit dem Gewehr.
Bundestrainer bleibt entspannt
„Jeder spürt irgendwo Druck, will es besonders gut machen. Aber ich habe bei einem Fußballer noch nie gehört, dass er bei einem Heimspiel über Druck klagt“, sagte Bitterling. Besser soll es in der kommenden Woche beim zweiten Heim-Weltcup laufen. „Die Jungs können alle gut schießen und das werden sie dann auch in Ruhpolding wieder zeigen“, sagte Strelow.
Bundestrainer Velepec wollte keine Krisenstimmung aufkommen lassen. „Ich habe keine großen Sorgen mit Blick auf die WM. Unser Ziel ist es, dort in Bestform zu sein“, sagte der Slowene. In Le Grand-Bornand vor Weihnachten war sein Team in der Schießquote noch top, in Oberhof sei der Fokus verloren gegangen.
Zudem seien Strelow, Riethmüller, Zweiter des Massenstarts in Frankreich, und Johannes Kühn aus einer Erkrankung gekommen. „Wir müssen uns mehr fokussieren und härter arbeiten. Und es zeigen, wenn es drauf ankommt“, sagte Velepec und versprach für Ruhpolding: „Wir greifen wieder an.“
Grotian schließt Frieden mit Oberhof
Derweil bestätigte Grotian, die in Frankreich gerade noch ihren ersten Weltcupsieg feierte, ihr Potenzial. Fast hätte sie es in der Verfolgung sogar wieder auf das Podest geschafft, auf Rang drei fehlten nur sieben Sekunden. „Ich bin mehr als glücklich“, sagte sie zu ihrem Gesamtfazit, nachdem es im Vorjahr auf den Strecken in Thüringen überhaupt nicht lief und sie daraufhin kurzzeitig aus dem Weltcup-Team geflogen war. (dpa)