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American FootballNFL-Erlösung für „Stadt der Verlierer“? Bills fordern Chiefs

Josh Allen gilt nach einer bärenstarken Saison als Kandidat auf die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler, dem MVP.

Josh Allen gilt nach einer bärenstarken Saison als Kandidat auf die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler, dem MVP.

Den Buffalo Bills um Quarterback Josh Allen fehlen in der NFL noch zwei Siege zum ersten Super-Bowl-Triumph. Doch vor dem Endspiel geht es zunächst zum großen Angstgegner der vergangenen Jahre.

Eigentlich hätten die Buffalo Bills allen Grund, vor dem Playoff-Showdown in der NFL gegen die Kansas City Chiefs nervös zu sein. Mehr als drei Jahrzehnte nach den historischen vier Super-Bowl-Niederlagen nacheinander will das Team endlich zurück in das größte Footballspiel der Welt. Und dann steht ausgerechnet Angstgegner Kansas City im Weg, gegen den die Bills in den vergangenen vier Jahren dreimal ausgeschieden waren.

Aber die Bills um Star-Quarterback Josh Allen geben sich locker und cool. „Am Ende ist es immer noch Football“, sagt Allen vor dem Conference Championship der AFC in der Nacht auf Montag (0.30 Uhr/MEZ/RTL und DAZN). „Es ist das gleiche Spiel, das ich schon als Kind geliebt habe. Also lasst uns einfach spielen.“

Schon drei Jahrzehnte Warten auf Super-Bowl-Rückkehr

Dass es natürlich nicht so einfach geht in den Super Bowl am 9. Februar in New Orleans, das wissen die Bills genau. Seitdem sie von 1990 bis 1993 viermal in Serie im Super Bowl unterlagen, konnten sie nie wieder ins Endspiel einziehen. Auch mit einem bärenstarken Allen ging es seit der Saison 2019/20 maximal bis in die NFL-Vorschlussrunde, spätestens dort war jedoch immer Schluss.

Dreimal wurde Buffalo in der K.o.-Phase von Patrick Mahomes und dessen Chiefs gestoppt. Entsprechend groß ist Allens Respekt vor dem dreimaligen Titelträger und dessen unumstrittenen Anführer. „Er ist einer der besten Footballspieler, die es je gab. Auch das Team ist eines der Besten, die je zusammengestellt wurden“, sagte der Ballverteiler der Bills.

Bills haben die Chiefs schon in der Hauptrunde geschlagen

In dieser Saison soll die schwarze Serie endlich enden für Buffalo, das von einem Reporter jüngst als „Stadt der Verlierer“ verhöhnt wurde. Die Bills haben bereits gezeigt, dass sie das Zeug dazu haben, als sie die Chiefs Ende November in der Hauptrunde bezwangen (30:21).

Aber reicht das, um Kansas City das Kunststück zu vermasseln, als erstes Team dreimal nacheinander den Super Bowl zu gewinnen? Die Gelegenheit könnte jedenfalls günstig sein für Buffalo. Und das liegt vor allem an der Lernkurve von Allen und seinen Nebenleuten.

Fehlerfreiheit als Schlüssel zum Erfolg

Ein Schlüssel zum Erfolg der Bills in diesem Jahr ist die eigene Fehlerfreiheit. Mit lediglich acht Ballverlusten und nur 14 zugelassenen Sacks gegen den Quarterback führten sie jeweils die Liga an. Am vergangenen Wochenende leistete sich Buffalo beim knappen Sieg über die Baltimore Ravens (27:25) keinen Ballverlust. Allens Gegenüber Lamar Jackson - auch sein härtester Konkurrent um die Auszeichnung als wertvollster Spieler der Saison - warf eine Interception und ließ einmal folgenschwer den Ball aus den Fingern flutschen.

„Ich habe in den letzten Jahren gelernt, wie wichtig es ist, auf den Ball aufzupassen“, sagte Allen, „denn nur dann gibt man sich selbst die Chance, das Spiel im vierten Viertel zu gewinnen.“

Erfahrung als Trumpf: Allen und der Engel auf der Schulter

Und Allen lieferte auch gleich eine passende Szene als Beispiel für seine neue Reife: Während der spannenden Schlussphase gegen die Ravens hatte er sich im letzten Spielzug für das letztlich siegbringende Field Goal - und gegen den riskanten Pass zum möglichen Touchdown - entschieden. „Der junge Josh Allen hätte dort den Pass versucht“, sagte der 28-Jährige feixend und deutete dabei auf seine rechte Schulter: „Aber der Engel hier oben hat sich durchgesetzt.“

Ein weiteres Ass der Bills ist Von Miller. Der Linebacker, seit 2022 in Buffalo, hat bereits zweimal im großen Finale triumphiert, zuletzt vor drei Jahren mit den Los Angeles Rams. Bei seinem ersten Sieg mit den Denver Broncos 2016 wurde der mittlerweile 35-Jährige wegen seiner dominanten Vorstellung sogar zum wertvollsten Spieler des Super Bowls gewählt.

Ein Super-Bowl-MVP und ein Schach-Vergleich

Miller bringt daher die Erfahrung und die gewisse Ruhe mit sich, die den Bills in vorherigen Duellen mit den Chiefs noch fehlte. „Es gibt da eine Schach-Weisheit“, sagte Miller: „Spiele nicht, um zu gewinnen, spiele nicht, um zu verlieren. Spiele auch nicht auf Remis. Spiele einfach Schach.“ Diese Mentalität versuche der Star-Verteidiger mit in die Kabine zu tragen, denn: „Beim Football ist es genau das Gleiche.“

Mit einer derartigen Reife und Gelassenheit ist den Bills in diesem Jahr alles zuzutrauen, auch der erste Playoff-Sieg über Mahomes und die in der Vergangenheit übermächtigen Chiefs. Und auch danach käme ja nur ein weiteres Footballspiel, wo es für Josh Allen schlicht heißt: „Rausgehen und Spaß haben.“ (dpa)