400 Gramm zu viel auf der Wage bringen den algerischen Judoka Messaoud Redouane Dris um seinen Olympia-Start. Doch dahinter steckt womöglich mehr.
Nächster Olympia-Skandal400 Gramm zu schwer: Judoka disqualifiziert – treibt er ein falsches Spiel?
Beim Gewichtsmanagement im Vorfeld des Wettkampfs fahrlässig verschätzt oder den Start bewusst verweigert? Nach der Disqualifikation eines algerischen Judokas vor seinem Kampf gegen einen Israeli bei Olympia in Paris will der Weltverband den Fall prüfen und behält sich weitere Konsequenzen vor.
Die IJF kündigte eine „vollständige Überprüfung und Untersuchung der Situation“ an. Der Algerier Messaoud Redouane Dris wurde vor seinem Kampf in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm gegen den Israeli Tohar Butbul disqualifiziert, weil er beim Wiegen 400 Gramm zu schwer war.
Schon mehrere Handschlag-Verweigerer in Paris
„Solche Vorfälle können bei jedem Wettbewerb passieren, bei den Olympischen Spielen in Tokio schafften es vier Athleten nicht durch die Gewichtskontrolle“, betonte der IJF. „Wir können die Rechtmäßigkeit des Übergewichts-Status von Herrn Dris nicht prüfen, setzen uns aber dafür ein, dass alle Athleten unter den gleichen und fairen Bedingungen antreten können“, hieß es weiter.
Der Sport solle „frei von Einflüssen internationaler Konflikte bleiben. Leider werden Sportler oft Opfer größerer politischer Auseinandersetzungen, die den Werten des Sports zuwiderlaufen.“ Das Internationale Olympische Komitee verwies auf Nachfrage zu dem Fall auf die Mitteilung des Weltverbands.
Bereits in der Vergangenheit hatten ähnliche Fälle für Schlagzeilen gesorgt. Bei den Spielen in Tokio 2021 war der algerische Judoka Fethi Nourine aus politischen Gründen nicht angetreten, um ein mögliches Duell mit einem Israeli zu vermeiden. Nourine wurde daraufhin vom Judo-Weltverband für zehn Jahre gesperrt.
In Paris sorgte außerdem der marokkanische Judoka Abderrahmane Boushita für Aufsehen, weil er nach dem Kampf gegen Baruch Shmailov aus Israel den Handschlag verweigerte.
Auch der Japaner Ryuju Nagayama verweigerte in Paris seinem spanischen Gegner Francisco Garrigós den Handschlag. Das hatte allerdings keine politischen Gründe, vielmehr war Nagayama sauer, dass sein Gegner ihn regelwidrig bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt hatte.
Eine Verbeugung nach dem Kampfende ist verpflichtend, der Handschlag dagegen nicht vorgeschrieben. Deshalb bleibt die unsportliche Geste meist ohne Konsequenzen. (are/dpa)