Inklusion bei WM in TrondheimPara-Sportler bei der Nordisch-WM: „Gänsehaut-Feeling pur“

Freut sich seit einem Jahr auf die WM: Anja Wicker.

Freut sich seit einem Jahr auf die WM: Anja Wicker.

Bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim kämpfen auch Para-Sportlerinnen und -Sportler um Medaillen. Die Vorfreude ist riesig - auch, wenn organisatorisch nicht alles perfekt läuft.

Beim Blick auf die riesigen Tribünen leuchten die Augen von Anja Wicker. „Ich kann es mir noch gar nicht richtig vorstellen, wie es wird, wenn 20.000 Leute im Stadion sind“, sagt die Para-Skifahrerin nach ihrem Sprint-Prolog im Schneegestöber von Trondheim. „Das wird enorm, ich freue mich riesig. Das wird bestimmt Gänsehaut-Feeling pur.“ Erstmals werden WM-Wettkämpfe der Behindertensportler in die Nordische Ski-WM der Nicht-Behinderten integriert.

Wicker: „Seit einem Jahr freuen wir uns darauf“

„Wir haben die WM die letzten Tage schon selbst am Fernseher verfolgt. Jetzt sind wir selbst am Start“, sagt Wicker der Deutschen Presse-Agentur im Granasen Skisenter und lächelt. „Das ist ein Highlight für uns. Seit einem Jahr freuen wir uns darauf.“

Die 33-Jährige, die in der sitzenden Klasse antritt und im Prolog Zweite wurde, hat sich eine Medaille als Ziel gesetzt. Ihr Finale findet an diesem Mittwoch zwischen der Qualifikation und den Endläufen der olympischen Athleten statt. Im Langlauf-Land Norwegen dürfen sich Wicker und ihre Konkurrentinnen auf eine einmalige Atmosphäre und zahlreiche euphorische Fans freuen.

Beim Langlauf sind die Tribünen bei der WM voll.

Beim Langlauf sind die Tribünen bei der WM voll.

Organisatorisch läuft nicht alles optimal

Für die Zukunft hoffen sie, dass die Inklusion der Wettkämpfe zur Regel werden. „Ich hoffe, dass es noch mal stattfindet. Das wäre schon schön“, sagt Wicker. Teamkollegin Merle Menje erklärt: „Es wäre für uns eine Riesenchance, den Sport ein bisschen publik zu machen. Das wäre schön und wünschenswert.“

Dass organisatorisch noch nicht alles perfekt läuft, trübt die Stimmung nicht. Wie sie mit dem Rollstuhl in die Interviewzone auf ein Podest kommen sollen, ist den Athletinnen zunächst unklar. Kein Problem. Dann geben sie die Interviews eben woanders. Auch dass noch nicht alle Shuttlebusse rollstuhltauglich sind und Unebenheiten im Essensraum für kleinere Schwierigkeiten sorgen, ärgert nicht übermäßig.

„Wenn man sagt, man macht einen inklusiven Wettkampf, würde man sich freuen, wenn das schon zu 100 Prozent passt“, sagt Menje. Die 20-Jährige ergänzt aber auch: „Wenn wir das einmal erlebt haben, können wir Feedback geben. Man sieht, dass auch schon ganz, ganz viel gut gemacht worden ist.“

Merle Menje hofft auf weitere Weltmeisterschaften mit den Olympia-Sportlern.

Merle Menje hofft auf weitere Weltmeisterschaften mit den Olympia-Sportlern.

Erlebnisse der alpinen Para-Sportler sollen sich nicht wiederholen

Wicker sieht das ähnlich: „Wir haben einfach ein paar andere Anforderungen als die Olympischen. Das ist aber alles kein Hexenwerk. Wenn da eine Routine da ist, dann wird es auch einfacher.“

Mit der gewünschten Inklusion auch von anderen Para-Wintersportarten verbinden die Aktiven die Hoffnung, dass Dinge wie bei der WM ihrer alpinen Kollegen in Maribor nicht mehr passieren. Die ersatzlose Streichung der Speedrennen sorgte dort für einen großen Aufschrei.

„Man sieht auf jeden Fall, dass bei den Nicht-Behinderten mehr investiert wird und geguckt wird, dass alles perfekt läuft. Bei den Para-Sportlern sagt man dann doch eher mal ab“, sagte Menje. „Das wäre also auf jeden Fall mal eine Chance.“

Die olympischen Sportler stehen der Inklusion ebenfalls offen gegenüber. So sagt Langlauf-Teamchef Peter Schlickenrieder: „Das ist die Idee von Integration und wenn man das irgendwie hinbekommt: Machen!“ (dpa)