Weltcup in KitzbühelStürze überschatten ersten Streif-Sieg von Ski-Star Odermatt

Zwei Fahrer mussten nach Stürzen im Super-G von Kitzbühel per Hubschrauber geborgen werden.

Zwei Fahrer mussten nach Stürzen im Super-G von Kitzbühel per Hubschrauber geborgen werden.

Der Schweizer Ski-Dominator Marco Odermatt erfüllt sich seinen Kitzbühel-Traum - und will in der Abfahrt noch nachlegen. Viele Stürze trüben die Stimmung aber. Besonders die Franzosen trifft es hart.

Der Jubel von Ski-Star Marco Odermatt über seinen ersten Streif-Sieg ging im Getöse des Rettungshubschraubers fast unter. Der Triumph des Schweizers im Super-G von Kitzbühel wurde von einer Reihe von schweren Stürzen überschattet. Besonders das französische Team erwischte es heftig: Der frühere Gesamtweltcup-Sieger Alexis Pinturault wurde vor den Augen seiner geschockten Frau und der kleinen Tochter im Helikopter geborgen.

Die einzigen beiden deutschen Starter, Romed Baumann als 21. und Luis Vogt als 28., hatten mit den Topplatzierungen wie erwartet nichts zu tun.

Olympiasieger, zweifacher Weltmeister und dreimaliger Gesamtweltcupsieger ist Odermatt schon - und nun also auch Kitzbühel-Champion. Das sei noch ein großes Ziel gewesen, erklärte der 27-Jährige. Am Samstag (11.30 Uhr/ZDF und Eurosport) in der Abfahrt will er noch einen draufsetzen. Das sei „der ganz große Tag“, sagte Odermatt. Ein Sieg bei der legendären Hahnenkamm-Abfahrt ist noch prestigeträchtiger als im Super-G. Den gewann der Eidgenosse vor dem Österreicher Raphael Haaser und seinem Teamkollegen Stefan Rogentin.

Feierte seinen ersten Sieg auf der legendären Streif: Der Schweizer Marco Odermatt.

Feierte seinen ersten Sieg auf der legendären Streif: Der Schweizer Marco Odermatt.

Schlüssel- wird zur Unfallstelle

Für weitere Diskussionen rund um das Dauerthema Sicherheit im alpinen Ski-Weltcup sorgen derweil die vielen Stürze zum Auftakt des Rennwochenendes in Tirol. Sowohl Pinturault als auch sein französischer Teamkollege Florian Loriot wurden mit dem Hubschrauber weggeflogen. Pinturault erlitt Verletzungen an Schienbeinplateau und Innenmeniskus, Loriot eine Gehirnerschütterung. Auch ihre Landsmänner Nils Alphand und Matthieu Bailet schieden aus.

„Das schmerzt extrem, wenn man Alexis' Geschichte ein bisschen kennt“, sagte Odermatt zum Aus von Pinturault. Der 33-Jährige hatte nach einem Kreuzbandriss erst in diesem Winter sein Comeback gegeben. Bei dem Unfall verdrehte er sich das Knie. Ehefrau Romane, die mit der gemeinsamen Tochter auf dem Arm im Zielraum wartete und den Berg hoch blickte, schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Kurz später stürzte in der gleichen Kurve wie Pinturault auch Loriot und schlug mit dem Kopf auf der Piste auf.

Die Stelle, an der die Abfahrtsspur gekreuzt wurde, bereitete mehreren Fahrern Probleme. Es sei dort sehr unruhig gewesen, erklärte der Österreicher Lukas Feurstein, der mit Startnummer eins auch an der Position zu Fall gekommen war.

Fis-Boss räumt Handlungsbedarf ein

Man müsse die derzeitige Situation ernst nehmen und schleunigst etwas tun, räumte der Chef des Weltverbands Fis, Johan Eliasch, mit Blick auf die vielen Stürze und Ausfälle in dieser Saison ein. Es sei aber auch nicht immer einfach, Veränderungen vorzunehmen. Das habe auch die Einführung der Airbag-Pflicht, die viele Athleten mit einer Sondergenehmigung umgehen, gezeigt, so Eliasch.

Auf der Streif, einer der gefährlichsten und gefürchtetsten Ski-Strecken der Welt, steht das Thema Sicherheit ohnehin seit Jahren im Fokus. Ein Stück weit trägt die erhöhte Gefahr dort zum Mythos des Events bei. Spätestens seit dem heftigen Sturz von Cyprien Sarrazin vor knapp einem Monat haben die Diskussionen - auch dieser Tage in Kitzbühel - aber eine neue Dimension.

Nach seinem Trainingsunfall in Bormio hatte der Topfahrer des diesen Winter ziemlich gebeutelten französischen Teams am Kopf operiert werden müssen und lag zwischenzeitlich im Koma. In Kitzbühel fehlt der Doppel-Champion des Vorjahres und ist trotzdem omnipräsent. Viele haben seinen Sturz kurz nach Weihnachten noch vor Augen. Nun kamen die nächsten Unfallbilder dazu. (dpa)