Weltcup-Winter beginntWas zum Start in die Biathlon-Saison wichtig ist

Auch in diesem Winter hoffen die deutschen Biathletinnen und Biathleten auf zahlreiche Podestplätze.

Auch in diesem Winter hoffen die deutschen Biathletinnen und Biathleten auf zahlreiche Podestplätze.

Das deutsche Biathlon-Team hofft auf einen ähnlich guten Start wie in der Vorsaison. Ein Routinier fehlt, eine Skijägerin ist schwanger. Ärger gibt es um eine neue Regel.

Nach 258 Tagen Pause starten die Biathletinnen und Biathleten in die neue Saison. Im finnischen Kontiolahti geht es am Samstag (13.15 Uhr/ZDF) mit den Mixed-Wettbewerben los, am Sonntag folgen zwei Staffelrennen. Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet vor dem Auftakt in den WM-Winter die wichtigsten Fragen.

Warum gab es zuletzt Zoff im Biathlon-Lager?

Die Stimmung zwischen den Stars der Szene und dem Weltverband ist angespannt. Der Grund? Die IBU testet eine neue Startregel, bei der die Besten ihre Startgruppe nicht mehr frei wählen können und stattdessen - aus Gründen der Spannung - im Sprint und Einzel erst später auf die Strecke dürfen. Das sorgte für massive Kritik.

Das Athleten-Komitee war ebenso dagegen wie die Vertreter der Trainer. Vor allem bei schlechten Wetterbedingungen sei das eine klare Benachteiligung für die Besten. Der Weltverband testet das System in den ersten vier Wochen des Weltcups, eine Evaluierung erfolgt Ende Dezember. Bei extremen Streckenverhältnissen, die keine fairen Bedingungen garantieren, sollen nach Wettkampfjury-Entscheid die Top 15 der Weltcup-Gesamtwertung zu Beginn starten dürfen.

Wie sind die deutschen Chancen?

In der Vorsaison holten die Männer des Deutschen Skiverbands im Weltcup vier Siege und je fünf zweite sowie dritte Plätze. Bei der WM reichte es dann nur zu Einzel-Bronze für Benedikt Doll, der im Frühjahr seine Karriere beendete. Die Frauen blieben ohne Einzel-Saisonsieg, im Weltcup gab es fünf zweite sowie vier dritte Ränge. Bei der WM reichte es jeweils zu Silber durch Janina Hettich-Walz und die Staffel. Der Saisonstart vor einem Jahr in Schweden war aber der beste für das gesamte Team jemals. Auch in dieser Saison wird es wohl schwer, konstant Podestplätze zu erkämpfen. Aber Top-Ergebnisse sind immer wieder möglich. 

Wie sieht die deutsche Männer-Mannschaft aus?

Im Team von Bundestrainer Uros Velepec wird nach dem Rücktritt von Routinier Benedikt Doll ein neuer Anführer gesucht. Der 34 Jahre alte Ex-Weltmeister hinterlässt eine große Lücke. Aber in Philipp Nawrath und Roman Rees hatten sich in der Vorsaison zwei Deutsche nach jahrelanger Abstinenz mal wieder kurzzeitig das Gelbe Trikot übergestreift.

Ob sie oder ihre Teamkollegen Johannes Kühn, Justus Strelow und Philipp Horn den starken Auftakt des Vorwinters wiederholen können, bleibt abzuwarten. In Östersund hatten die deutschen Skijäger Ende 2023 mit Siegen von Rees und Nawrath sowie drei weiteren Podestplätzen sehr überraschend den besten Saisonstart überhaupt hingelegt. Rees fehlt nach einer Erkrankung zum Saisonauftakt noch.

Philipp Nawrath hatte im Vorjahr das Gelbe Trikot getragen.

Philipp Nawrath hatte im Vorjahr das Gelbe Trikot getragen.

Was hat sich im Damen-Team verändert? 

In Janina Hettich-Walz fehlt die WM-Zweite von Nove Mesto im Einzel und in der Staffel. Die 28-Jährige erwartet ihr erstes Kind, will nach der Schwangerschaft aber wieder zurückkehren. Neben den routinierten Vanessa Voigt und Franziska Preuß sind die Augen vor allem auf die großen Nachwuchshoffnungen Selina Grotian (20), Julia Tannheimer (19), Johanna Puff (22) und Julia Kink (20) gerichtet.

Aber vor allem die immer wieder von Krankheiten zurückgeworfene Preuß, die auch bei der vergangenen WM in Tschechien nicht ihr Potenzial abrufen konnte, möchte erneut angreifen. Voigt wird stetig gefestigter und ist ein wichtiger Bestandteil des Teams von Trainer Kristian Mehringer. 

Sind die Materialprobleme der Vorsaison behoben?

Die Deutschen hatten bei niedrigen Temperaturen Top-Material. Aber bei wärmeren Bedingungen, so auch bei der zurückliegenden WM, hatten sie bei den feuchten und nassen Streckenverhältnissen teils klare Nachteile. Das sorgte vor allem bei der WM auch teamintern für Frust. Sportdirektor Felix Bitterling hatte danach eine umfassende Analyse angekündigt. „Wir haben da jetzt sehr, sehr viel gemacht im Sommer und auch unsere Techniker-Mannschaft umgestellt. Ich gehe davon aus, dass wir die positiven Tests bestätigen können“, sagte Bitterling vom Deutschen Skiverband: „Das Thema ist sehr komplex, aber wir haben einen großen Schritt nach vorn gemacht.“

Wie sieht der Saisonverlauf aus?

Wie immer stehen neun Weltcups auf dem Programm. Los geht es im finnischen Kontiolahti, dort wird auch in der kommenden Woche noch gestartet. Die Saison endet im März in Oslo. Die Weltmeisterschaften vom 12. bis 23. Februar 2025 finden erstmals im schweizerischen Lenzerheide statt. Höhepunkte in Deutschland sind wie gewohnt die Rennen in Oberhof und Ruhpolding in der zweiten und dritten Januarwoche.

Die deutschen Fans freuen sich auf die Heimspiele in Oberhof und Ruhpolding.

Die deutschen Fans freuen sich auf die Heimspiele in Oberhof und Ruhpolding.

Wer sind die Favoritinnen und Favoriten?

Bei den Männern werden die dominierenden Norweger um Weltcup-Gesamtsieger Johannes Thingnes Bö wieder das Maß aller Dinge sein. Nur der Franzose Emilien Jacquelin als Sechster schaffte es 2023/2024 als Nicht-Norweger unter die ersten Sieben des Gesamtrankings. Sein Team und die Schweden um Sebastian Samuelsson sind die ersten Herausforderer.

Bei den Frauen wird die derzeit noch angeschlagene Gesamtweltcupsiegerin Lisa Vittozzi aus Italien ebenso wie die starken Französinnen um Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon sowie Schweden mit den Öberg-Schwestern Hanna und Elvira wohl wieder das Geschehen bestimmen.

Wo sind die Rennen zu sehen? 

ARD, ZDF und Eurosport übertragen alle Wettkämpfe live im TV und im kostenlosen Stream. ARD und ZDF wechseln sich wie immer bei den Weltcups ab. Die Experten der ARD sind erneut die ehemaligen Weltmeister Arnd Peiffer und Erik Lesser. Beim ZDF sind Laura Dahlmeier und Denise Herrmann-Wick im Einsatz. Für Herrmann-Wick ist es eine Premiere, sie ersetzt Olympiasieger Sven Fischer, der künftig Co-Kommentator wird. (dpa)