Wegen der aktuellen Energiekrise sieht der DEL-Boss Gernot Tripcke den Eishockeysport in Gefahr. Vor allem der Nachwuchsbereich könnte unter gewissen Maßnahmen leiden.
Eishockey in Gefahr?DEL-Boss Tripcke spricht Warnung aus - „darf nicht nochmal passieren“
DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke (52) sieht in der aktuellen Energiekrise eine „Gefahr für den Breitensport und vor allem für den Nachwuchs“ und fordert staatliche Hilfe.
„Nach zwei Jahren der Symbolpolitik, in denen der Sport in Deutschland durch Schließungen und Verbote im internationalen Vergleich benachteiligt worden ist, darf der Sport auf keinen Fall wieder der Leidtragende sein“, sagte der gebürtige Kieler: „So etwas darf nicht noch einmal passieren.“
DEL-Boss Gernot Tripcke sieht den Breitensport in Gefahr
Als Betreiber der meisten Hallen sei die öffentliche Hand gefragt, „den Sport weiter zu ermöglichen und bezahlbar zu halten. Deutschland darf nach der Coronakrise nicht noch weitere wertvolle Jahre im Nachwuchs verlieren.“
Für Amateure und die Jugend im Eishockey befürchtet der DEL-Boss schon kurzfristig Konsequenzen. „Problematisch sind die Eiszeiten im Jugendbereich. Aber das wäre am völlig falschen Ende gespart“, befand Tripcke, der zudem davon ausgeht, dass das Sterben der Eishallen in Deutschland nun zunimmt: „Die Gefahr besteht definitiv.“
Um den Liga-Betrieb im Profibereich, der am 15. September 2022 in die neue Saison startet, macht sich der 52-Jährige aktuell hingegen keine Sorgen.
Alle Klubs befinden sich bereits seit einiger Zeit bei teils hochsommerlichen Temperaturen im Training. Da in den meisten Fällen die DEL-Clubs nur Mieter der Eishallen sind, erwartet Tripcke kurzfristig keine Mehrkosten wegen der zuletzt heftig gestiegenen Energiekosten. „Das wird mittelfristig auf die Klubs zukommen“, so der Geschäftsführer – etwa bei entsprechenden Vertragsverlängerungen.
Energie-effizienter: Eisflächen sollen verkleinert werden
„Ich glaube aber nicht, dass das bedrohliche Ausmaße annimmt“, sagte Tripcke, der zudem selbst bei einer Zuspitzung der Energiekrise im Winter eine teilweise Schließung der Arenen für den DEL-Spielbetrieb für nahezu ausgeschlossen hält: „Das ist ein theoretisches Szenario. Es gibt ja Verträge, die erfüllt werden müssen.“
Das Thema Nachhaltigkeit werde durch die aktuelle Energiekrise allerdings auch im Eishockey „jetzt noch wichtiger werden, wir werden unsere ohnehin begonnenen Bemühungen beschleunigen“. Zum einen geht es darum, die Eisflächen bei Neubauten auf nordamerikanisches Niveau zu verkleinern. Aber auch die Eisdicke spielt eine Rolle.
„Drei Zentimeter Höhe ist deutlich energie-effizienter als sechs Zentimeter. Das kann man sicherlich nicht auf Knopfdruck ändern, aber wir sind dran, dies über unsere Klubs an die Betreiber der Spielstätten zu kommunizieren“, sagte Tripcke.
Für Diskussionen wird auch die geplante Stadion-Serie der Kölner Haie sorgen. Neben dem Wintergame am 3. Dezember 2022 gegen Adler Mannheim plant der KEC zwei weitere Spiele im großen Rhein-Energie-Stadion. Am 22. Dezember 2022 geht es gegen Bremerhaven, am 8. Januar 2023 spielen die Haie gegen Augsburg.
Der Energieverbrauch für die Eisfläche im Stadion dürfte enorm sein. KEC-Boss Philipp Walter erklärte: „Durch die schlechte Verfügbarkeit der Lanxess-Arena hat sich die Gestaltung des Spielplans 2022/2023 als sehr schwierig erwiesen. Aus der Not haben wir eine Tugend gemacht und so können wir unseren Fans neben dem Wintergame zwei weitere Outdoor-Spiele ermöglichen.“ Doch in der aktuellen Energiekrise ist die Rechtfertigung schwierig.
Allgemein hält Tripcke die Diskussionen um Konsequenzen der heftig steigenden Energiepreis für den Profisport in Deutschland für falsch. „In kaum einem anderen Land wird gegenwärtig die Diskussion wieder geführt. Wir müssen es umdrehen und stattdessen dringend stärker und immer wieder darüber reden, wie wichtig der Sport in Deutschland ist“, so der Chef der Deutschen Eishockey Liga. (sid, red)