Seit einem schweren Unfall in einem Oberligaspiel ist Mike Glemser querschnittsgelähmt. Nun hat er Klage eingereicht – und erklärt, warum.
Nach Unfall gelähmtEishockeyspieler verklagt Gegenspieler – „kein einziges Mal bei mir gemeldet“
Sein Schicksal bewegt Eishockey-Deutschland! Seit einem schweren Unfall ist Eishockeyspieler Mike Glemser querschnittsgelähmt. Nun verklagt er seinen damaligen Gegenspieler auf Schmerzensgeld.
Glemser war im Trikot des Oberligisten Starbulls Rosenheim am 3. Februar 2023 beim Spiel beim SC Riessersee rücklings in die Bande gestürzt, zuvor war er gecheckt worden. Er brach sich dabei den vierten und fünften Halswirbel, lag zehn Tage im Koma und ist seitdem auf einen Rollstuhl angewiesen.
Glemser: Wollte meinen Gegenspieler vor noch mehr Hass schützen
Glemsers Anwalt reichte nun – rund anderthalb Jahre nach dem Unfall – beim Landgericht II in München Klage ein. „Die Klage wurde am 27. August 2024 zugestellt“, bestätigte eine Sprecherin des Gerichts der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die „Bild“ darüber berichtet.
Die Klage unter dem Aktenzeichen 12 O 2811/24 beim Landgericht München II beinhaltet eine Forderung von insgesamt 822.000 Euro, die aus Schmerzensgeld und einem Feststellungs-Antrag besteht.
Er wolle mit dem Gang vor Gericht kein Exempel statuieren. „Meine Intention ist sicher nicht, den Kontaktsport zu beeinflussen“, erklärte Glemser auf Instagram sowie in der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“: „Jedoch werde ich mein Leben lang sehr große Einschränkungen haben, die sich – bei allem Respekt – keiner, der nicht in einer ähnlichen Lage ist, vorstellen kann.“
Glemser habe jedoch, so schrieb er nun, erfolglos versucht, über die Haftpflichtversicherung seines damaligen Gegenspielers Schadensersatz zu erhalten. „Es gab bisher kein Entgegenkommen. Nach eigenen Angaben liegt eine Haftpflichtversicherung vor, aus juristischen Gründen kann die Versicherung allerdings nicht direkt verklagt werden. Aus diesem Grund muss ich den Weg über die private Klage gehen“, erläuterte Glemser. Seinen Instagram-Post siehst du hier:
Der tragische Unfall hatte im Vorjahr für viel Bestürzung und Anteilnahme gesorgt. Unter dem Titel #97BeStrong hatten Glemsers Familie und dessen Lebensgefährtin ein Spendenkonto eingerichtet und so knapp 700.000 Euro gesammelt.
Er wolle „niemanden privat schaden“, führte Glemser mit Blick auf die Klage und seinen damaligen Gegenspieler nun aus: „Ich möchte absolut keinem etwas Schlechtes. Mir war immer wichtig, dass es keine negativen Auswirkungen für ihn hat, hätte ich etwas Böses gewollt, hätte ich von Anfang an gesagt, dass es böswillig war.“
Glemser erhebt in seinem Instagram-Post aber auch Vorwürfe gegen seinen damaligen Gegenspieler: „Seit dem Unfall hat er sich kein einziges Mal bei mir gemeldet oder gefragt, wie es mir geht.“
Kurz nach dem Unfall hatte der gebürtige Stuttgarter noch bekräftigt, dass seinen Gegenspieler keine Schuld treffe. Warum?
„Meine Freundin hat sich nach der Veröffentlichung meines Zustands letztes Jahr bei ihm gemeldet und gefragt, wie es ihm geht, da viele gegen ihn geschossen haben und sie sich Sorgen um ihn gemacht hat, da viel Hass im Netz verbreitet wurde“, erläutert Glemser. „Aus diesem Grund habe ich beschlossen, im Interview entweder kein Statement zu ihm abzugeben oder kurz und knapp zu sagen, dass er sich keine Vorwürfe machen soll und dass dies im Sport dazu gehört. Diese Aussagen habe ich getroffen, um nicht noch mehr Hass zu schüren und ihn vor der Öffentlichkeit zu schützen!“
Die Frist der Klageerwiderung läuft noch bis 27. September. Danach wird die zuständige Richterin über das weitere Verfahren entscheiden. Glemsers Gegenspieler hat nach Angaben des Gerichts beantragt, dass die Klage abgewiesen wird. Offen ist, welche Auswirkung eine erfolgreiche Klage für ähnlich gelagerte Fälle in Kontaktsportarten haben könnte. (are/sid/dpa)