Vor 18.233 FansHaie-Thriller gegen Augsburg: Platz 1 nach Aufholjagd und zwölf Penaltys

Eishockey: DEL-Spiel zwischen den Kölner Haie und Augsburger Panther. Carter Proft im Duell mit Jordan Southorn.

Kampf um den Puck am 3. Oktober 2023 in der Lanxess-Arena: Carter Proft (Kölner Haie, l.) gegen Jordan Southorn (Augsburger Panther).

Die Kölner Haie spielten am Tag der Deutschen Einheit gegen die Augsburger Panther. Es wurde ein wahrer Thriller mit reichlich Toren und zwölf Penaltys.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Es war angerichtet für die nächste Arena-Party bei den Kölner Haien. Am Dienstag, 3. Oktober 2023, spielte der KEC gegen die Augsburger Panther. Die Kölner wollten in der Tabelle wieder die Spitze übernehmen, doch es wurde ein hartes Stück Arbeit. Am Ende war es ein Thriller-Sieg nach Penaltyschießen.

Und weil am Abend Adler Mannheim gegen Straubing 0:1 verlor, grüßt Köln wieder von der Tabellenspitze. Platz 1 nach sieben Spielen mit 15 Punkten vor Straubing und Mannheim, die auch jeweils 15 Zähler haben. Der KEC hat aber das bessere Torverhältnis. Die Düsseldorfer EG bleibt nach dem 2:5 gegen die Grizzlys Wolfsburg Letzter.

Kölner Haie – Augsburger Panther 4:3 (1:2, 0:1, 2:0, 0:0, nach Penaltyschießen)

Hier kannst du den Spielverlauf nochmal nachlesen.

Das erste Drittel: Bitter für Köln: Stürmer Gregor MacLeod, Topscorer der Liga aktuell mit zwei Toren und zehn Assists, fällt aus. Er laboriert an einer Unterkörper-Verletzung – mehr wollen die Haie nicht preisgeben.

Die Partie begann nicht gut für die Hausherren: nach gut einer Minute das Blitz-Tor für die Gäste. Anrei Hakulinen konnte einen Abpraller versenken, zuvor ließ Haie-Goalie Tobias Ancicka einen Puck nach vorne abprallen. Nach einer turbulenten und etwas zerfahrenen Anfangsphase versuchten die Haie nun das Kommando zu übernehmen. Der Lohn: Ausgleich durch Stanislav Dietz in der siebten Spielminute, die Vorarbeit durch Maxi Kammerer war dabei einfach klasse.

Nach knapp zehn Minuten zeigte Ancicka dann, dass er voll da ist, den Schuss von Augsburgs Collins parierte er sauber. Es gab nun Chancen auf beiden Seiten. Kölns Frederik Storm scheiterte bei einer mit der Rückhand am Pfosten. Nur wenig später fiel dann das dritte Tor im Spiel: Augsburg ging in der 15. Minute erneut in Führung. Der Schuss von Jordan Southorn landete im Winkel, Ancicka hatte eigentlich freie Sicht, kam aber nicht an den Puck.

Weil der Ex-Kölner Jerome Flaake auf die Strafbank musste, hatte Köln nun nochmal Überzahl zum Ende des ersten Drittels. Augsburg überstand diese Phase, hatte dann aber Glück, dass ein Schuss von Alexandre Grenier kurz vor der Torlinie liegen blieb.

Dass es hier kein Spaziergang für die Haie wurde, war nach dem ersten Abschnitt jedem klar. Die Augsburger, in der Tabelle Vorletzter, wehrten sich richtig gut und die Führung war nicht unverdient.

Das zweite Drittel: Was fällt den Kölnern jetzt noch ein, um das Spiel zu drehen? Augsburg wirkte bisher in vielen Szenen etwas agiler. Immerhin: Die Kölner kamen gut aus der Kabine, Aubrys letzter Pass kam aber nicht an. Die Haie dann nach einem Foul an Grenier in Überzahl. Wieder musste ein Ex-Kölner auf die Strafbank: Alex Oblinger. Die Haie aber nicht effizient genug vor dem Tor. Wenn es zu Abschlüssen kam, war das zu harmlos. Das war eine knifflige Sache für den KEC, Trainer Uwe Krupp hatte Sorgenfalten auf der Stirn.

Köln hatte deutlich mehr Spielanteile und Puckbesitz, doch die Panther arbeiteten brutal effizient. Dann mussten die Haie durchpusten: Jere Karjalainen rannte in der 31. Minute alleine aufs Tor zu, doch Ancicka konnte den Puck abwehren. Augsburg war hier näher am 3:1 als die Haie am 2:2. Auch Chris Collins tauchte alleine vor dem KEC-Tor auf, nachdem Aubry die Scheibe verloren hatte. Er verzog allerdings kläglich. Im Gegenzug hatte Kölns Andrej Sustr die dicke Chance auf den Ausgleich.

Köln nun am Drücker! Überzahl und Drangphase: doch Andreas Thuresson hatte Pech – einmal verfehlte er den Puck, seinen nächsten Schuss hielt Panther-Goalie Markus Keller. Dann verlor Köln völlig die Disziplin: Aubry beendete wegen Beinstellens die Überzahl – auch er musste auf die Strafbank. Und wenig später folgte ihm Justin Schütz ebenfalls wegen Beinstellens. Köln nun in Unterzahl. Es kam, wie es kommen musste: Karjalainen machte das 3:1 für Augsburg (39.).

Kölns Stürmer Elias Lindner sagte in der Pause bei MagentaSport: „Das ist das, was wir erwartet hatten, wir müssen geduldig bleiben und defensiv gut stehen, dann kommen die Chancen von ganz alleine. Und die müssen wir nutzen.“

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Das dritte Drittel: Köln rannte bisher an, ohne große Erfolge zu feiern. 26:13 Torschüsse bisher. Jetzt blieben noch 20 Minuten, um das Spiel zu drehen. Die Haie starteten in den Schlussabschnitt mit wütenden Angriffen. Doch Keller im Panther-Tor blieb zunächst tadellos. Dann knackte Frederik Storm den Goalie, verkürzte auf 2:3 – die Haie wieder dran. Wenig später traf Lindner nur die Latte.

Gut zehn Minuten vor dem Ende dann Ancicka zweimal großartig. Seine Paraden hielten die Haie im Spiel. Dann durfte Maskottchen Sharky aufs Eis, um seinen legendären Breakdance zu zeigen – ob er die Haie nochmal nach vorne puschte mit seinem Auftritt?

Pfiffe gab es in der Folge für die Unparteiischen, weil die Augsburger einen Puck über die Seitenbande flippten, doch nach Ansicht der Videobilder blieb die Strafe aus – es lag keine Absicht vor. Wenig später musste doch ein Panther auf die Strafbank: Hakulinen nach einem Cross Check. Und bei den Kölnern platzte der Knoten: Maxi Kammerer gelang das 3:3! Sechs Minuten vor Ende der regulären Spielzeit war alles wieder offen.

Augsburg aber in der Folge in Überzahl, weil sich Wohlgemuth eine Strafe eingefangen hatte. Der KEC überstand einige brenzlige Situationen. Die reguläre Spielzeit endete und es ging in die Verlängerung.

Verlängerung: Es war ein Thriller am Tag der Deutschen Einheit. Ancicka gleich zu Beginn der Overtime mit einer tollen Parade gegen Karjalainen. Dann nochmal Szenenapplaus für den Haie-Goalie, nach zwei Top-Reflexen – es ging ins Penaltyschießen.

Penaltyschießen: Thuresson verschoss für Köln, Oblinger vergab für die Panther. Kammerer traf für Köln. Esposito vergab für die Gäste. Bailen verzog für den KEC. Rantakari traf für die Panther. Alles offen nach sechs Schützen, es ging munter weiter.

Rantakari probierte es gleich nochmal und scheiterte, ebenso Kölns Grenier. Auch Augsburgs Karjalainen scheiterte, Kammerer konnte den Puck auch nicht versenken. Augsburgs Flaake verhaspelte sich. Doch dann schob Frederik Storm ein und sorgte für den Kölner Extrapunkt! 4:3-Sieg nach Penaltyschießen! Die Fans feierten ihr Team nach toller Aufholjagd und zweölf-Penalty-Wahnsinn!

Ancicka sagte nach dem Krimi bei MagentaSport: „Es war keine einfache Aufgabe hier als Favorit, ins Spiel zu gehen, aber wir haben Charakter gezeigt und sind zurückgekommen. Im Penaltyschießen gehört auch Glück dazu.“

Die Fans zogen auch wieder voll mit, gegen Augsburg waren 18.233 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Arena, sie trieben ihr Team ohne Unterbrechung nach vorne.

KEC-Angreifer Maxi Kammerer sagte bei MagentaSport vor dem Spiel: „Man kann sehr zufrieden sein mit dem Start. Ein, zwei Spiele waren ein bisschen ärgerlich, die hätten wir auch gewinnen können. Wir haben extreme Qualität vorne, haben uns im Sommer gut verstärkt. Vorne haben wir eine brutale Qualität. Wir müssen so weiter machen, damit es so bleibt.“

Am Freitag (6. Oktober) treffen die Haie daheim auf die Eisbären Berlin (19.30 Uhr, Lanxess-Arena).