Drama in Spiel siebenTitel-Traum von Draisaitl bitter geplatzt: „Viel schlechter ging es mir noch nicht“

Leon Draisaitl hockt nach der Niederlage in Spiel sieben am Montag (24. Juni 2024) auf dem Eis.

Leon Draisaitl hockt nach der Niederlage in Spiel sieben am Montag (24. Juni 2024) auf dem Eis.

Weniger ist brutaler im nordamerikanischen Profisport als eine Niederlage im siebten Spiel einer Finalserie. Auf den verpassten NHL-Titel reagiert Leon Draisaitl entsprechend emotional.

Als die Florida Panthers auf dem Eis noch immer ausgelassen ihre erste Meisterschaft feierten, stand Leon Draisaitl (28) mit geröteten Augen in einem Nebenzimmer der Kabine und versuchte die größte Enttäuschung seiner Karriere zu beschreiben. Drei Niederlagen zum Auftakt, dann drei Siege und im siebten Spiel der Final-Serie die Chance auf den ersehnten Triumph – nur um dann 1:2 zu verlieren und trotz zahlreicher Chancen brutal aus dem großen Eishockey-Traum aufzuwachen.

„Viel schlechter ging es mir noch nicht, um ehrlich zu sein“, sagte der Angreifer der Edmonton Oilers am Montagabend (Ortszeit) in den Katakomben der Arena nördlich von Miami. „Es tut sehr weh gerade. Aber ich bin enorm stolz auf die Mannschaft.“

Leon Draisaitl: „Da müssen wir jetzt nicht drüber reden“

Körperlich angeschlagen und am Ende sichtlich leer hatte auch Draisaitl am Ende nichts mehr im Tank, um die Verlängerung zu erzwingen. Ein Finger ist wohl gebrochen, von weiteren Verletzungen gehen die Beobachter der Oilers aus – kommentieren wollte Draisaitl seinen körperlichen Zustand nicht. „Da müssen wir jetzt nicht drüber reden“, sagte er nur – und verweigerte auch einen inhaltlichen Kommentar zu seiner eigenen Zukunft.

Denn während die Panthers ein Jahr nach der Final-Niederlage gegen die Vegas Golden Knights die Erlösung zelebrierten, schlitterten die Oilers in eine schmerzhafte Sommerpause mit Fragezeichen. Ob Draisaitl in der kommenden Saison erneut beteiligt ist beim Versuch, den sechsten Titel für die Oilers zu gewinnen, ist offen. Der Vertrag des Kölners läuft nach der kommenden Spielzeit aus. Will Edmonton nicht riskieren, einen der besten Profis der Liga ohne Gegenwert zu verlieren, müssen sich beide Parteien in den kommenden Monaten auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit einigen – oder der Stürmer läuft zukünftig womöglich erstmals in seiner NHL-Karriere in einem anderen Trikot auf.

Vor diesen Gesprächen liegen aber wohl zunächst einige Tage Trauerarbeit. „Ich glaube, es wird einige Zeit weh tun auf jeden Fall. Einfach auf die nächste Saison fokussieren dann“, sagte Draisaitl nach dem bitteren Saisonende in Florida, bevor er wieder in die Kabine ging. Die Musik der Panthers dröhnte dabei vom Eis.

Mit einem vierten Sieg hätten die Oilers Sportgeschichte geschrieben und als erst zweites Team der NHL-Geschichte nach drei Pleiten zum Auftakt in die Stanley-Cup-Finals die Serie noch für sich entschieden. Zum bislang einzigen Mal war das den Toronto Maple Leafs vor 82 Jahren gelungen. Auch die Durststrecke kanadischer Teams wäre vorbei gewesen, zuletzt kam der NHL-Meister vor 31 Jahren nicht aus den USA.

Hier mehr lesen: NHL-Playoffs mit Draisaitl – Zuschauerin zieht auf Tribüne blank

Das 0:1 durch Carter Verhaeghe in der 5. Minute konterten die Gäste rasch, Mattias Janmark traf in der 7. Minute zum Ausgleich. Im zweiten Drittel hatten die Oilers den Puck dann häufiger und länger, konnten aus dem Übergewicht aber kaum klare Chancen generieren. Ein Konter mündete schließlich in einen haltbar wirkenden Schuss von Sam Reinhart, der die Arena in Florida zum Beben brachte (36. Minute).

Fünf Profis holten sechs Titel

Die Deutschen Sieger des Stanley Cups in der Übersicht

Die Colorado Avalanche gewinnen 2022 den Stanley Cup in der NHL.

Jedes Jahr kämpfen die amerikanischen Eishockey-Klubs um den Stanley Cup in der NHL, hier jubeln am 26. Juni 2022 die Colorado Avalanche. Doch welche deutschen Spieler konnten bisher die Trophäe gewinnen? Die folgende Galerie verschafft Ihnen eine Übersicht.

Uwe Krupp (l.) wird verfolgt von Floridas Ray Sheppard (r.).

Uwe Krupp (l.): 1996 gewann er als erster Deutscher den Stanley Cup in der NHL. Durch seinen 1:0-Treffer schoss er die Colorado Avalanche zum Sieg gegen die Florida Panthers. Später war er unter anderem als Nationaltrainer tätig.

Dennis Seidenberg bei einem Spiel der Boston Bruins gegen die Philadelphia Flyers im Oktober 2011.

Dennis Seidenberg: 2011 siegte er im entscheidenden siebten Spiel mit den Boston Bruins gegen die Vancouver Canucks mit 4:0. Zudem spielte er auch etliche Turniere für die deutsche Nationalmannschaft, wo er bei der WM 2017 sogar zum besten Verteidiger ausgezeichnet wurde.

Der deutsche Eishockey-Profi Tom Kühnhackl hält vor einem großen Publikum in Landshut die Stanley-Cup-Trophäe in die Luft.

Tom Kühnhackl: Der 30-Jährige gewann 2016 mit den Pittsburg Penguins den Stanley Cup und war somit der Dritte im Bunde nach Seidenberg und Krupp. Den Titelgewinn wiederholte er sogar ein Jahr später nochmal mit seinem Team.

Nach dem Gewinn des Stanley Cups hält Philipp Grubauer die Trophäe in die Höhe.

Philipp Grubauer: Nach sieben Jahren bei den Washington Capitals gewann er 2018 in seiner letzten Saison dort die Meisterschaft in der NHL. Als Grubauer 2015 Washingtons Stammtorhüter Holtby ersetzten musste, war er der erste gebürtige deutsche Torhüter, der in der NHL in einem Playoff-Spiel von Beginn an auf dem Eis stand.

Der Augsburger Nico Sturm schaut bei der Partie gegen die Calgary Flames auf das Spielgeschehen.

Nico Sturm: Mit den Colorado Avalanche gewinnt er 2022 den Stanley Cup gegen Titelverteidiger Tampa Bay Lightning. Der Augsburger schaffte bei den Minnesota Wild den Durchbruch in der NHL und wechselte gerade mal drei Monate vor dem Titel zu Colorado. Dort entwickelte er sich zu einem wichtigen Spieler und krönte die erfolgreiche Saison mit der Meisterschaft.

1/6

Die Oilers mühten sich, ackerten und hatten in einigen Situationen auch einfach nicht das nötige Glück. Draisaitl, sichtlich angeschlagen und harten Zweikämpfen dem Augenschein nach aus dem Weg gehend, konnte seinem Team nicht entscheidend helfen. Ebenso wie Superstar Connor McDavid, der als Spieler der unterlegenen Mannschaft dennoch verdient zum wertvollsten Spieler der Stanley-Cup-Playoffs gewählt wurde.

Erst vier deutsche Profis haben es geschafft, dass ihr Name auf den Stanley Cup graviert wird: Uwe Krupp (1996 und 2002), Dennis Seidenberg (2011), Tom Kühnhackl (2016 und 2017) und Nico Sturm (2022). Die persönlichen Auszeichnungen als wertvollster Spieler einer Saison und Torschützenkönig hat Draisaitl. Der ersehnte Titel aber bleibt ihm bislang verwehrt. (dpa)