Menschen mit DemenzMit dem „Erinnerungskoffer“ wird die FC-Leidenschaft zurückgeholt

Martina Romeike und Nadine Diederich-Cujai zeigen die Fan-Utensilien aus dem Erinnerungskoffer.

Martina Romeike (l.) und Nadine Diederich-Cujai präsentierten am Dienstag (7. März 2023) den „Erinnerungskoffer“ des 1. FC Köln für Menschen mit Demenz.

Mit dem „Erinnerungskoffer“ zum 1. FC Köln werden regelmäßig Menschen mit Demenz besucht. Da die Nachfrage groß ist, werden neue ehrenamtliche Besuchsteams gesucht.

von Marcel Schwamborn  (msw)

In Köln leben rund 30.000 Menschen mit einer Demenz. Wenn die Betroffenen mit fortschreitender Erkrankung immer mehr ihre einst erlernten Fähigkeiten verlieren, ist es für sie selbst und die Angehörigen eine große Belastung. Viele ziehen sich zurück und geben ihre Hobbys auf.

Das „Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz“ in Trägerschaft der Alexianer hat 2019 ein großartiges Projekt gestartet, um bei Menschen mit Demenz die Leidenschaft für den Verein wieder zu entfachen. Mit dem „Erinnerungskoffer“ des 1. FC Köln besuchen Fans ehrenamtlich Senioreneinrichtungen.

1. FC Köln: Neue Ehrenamtliche für den „Erinnerungskoffer“ gesucht

Bisher wurden schon 28 FC-Fans geschult, die regelmäßig zwölf Einrichtungen in der Stadt besuchen, um dort FC-Stammtische abzuhalten. Einmal im Monat wird dann an besondere Fußballmomente erinnert. „Wir starten immer mit dem Singen der FC-Hymne. Musik und das Ansprechen der Gefühlsebene sind ein guter Zugang“, erläuterte Nadine Diederich-Cujai (35) am Dienstag (7. März 2023).

„Oft fließen auch Tränen, wenn die Ehrenamtlichen bei ihren Besuchen Schlüsselreize setzen“. Im roten Koffer befinden sich viele Erinnerungsstücke: eine Fahne, ein Ball, Trikots, Schals, Eintrittskarten, Fotos, ein Plüsch-Hennes, eine alte EXPRESS-Ausgabe. Mit den Fan-Utensilien in der Hand werden Anekdoten ausgetauscht und alte Erlebnisse zurückgeholt.

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„Normalerweise werden Demenz-Angebote vor allem von Frauen wahrgenommen. Beim FC-Stammtisch fühlen sich besonders die Herren wohl. Da spürt man sofort, wie viel Begeisterung in den Menschen steckt, wenn sie ihre Geschichten erzählen“, sagt Martina Romeike (54).

Da die Nachfrage nach Besuchen mit dem „Erinnerungskoffer“ so groß ist, werden weitere Ehrenamtliche gesucht. Das Projekt bietet deshalb am 17. März (15 bis 18.30 Uhr) und 18. März (9 bis 12.30 Uhr) digitale Schulungen an. „Vorkenntnisse im Umgang mit Demenz sind nicht erforderlich“, unterstreicht Diederich-Cujai. „Wichtig ist, dass das FC-Gefühl glaubhaft rübergebracht wird“.

Der Fanclub „FC Echo hilft“ sowie die Stiftung des 1. FC Köln unterstützen das Projekt. Die Höhner haben zudem die Schirmherrschaft übernommen. „Wenn du nichts mehr hast im Leben und selbst die Erinnerung an schöne und gute Zeiten abhandengekommen ist, dann brauchst du etwas Hochemotionales, das dir hilft, ein ehemaliges Wohlbefinden wiederzufinden“, sagt die Band.

Neben neuen Ehrenamtlichen werden auch Fan-Devotionalien vor allem aus den 60er und 70er Jahren benötigt. Aktuell sind schon zwei Koffer in Köln im Umlauf, ein dritter soll hinzukommen, um die große Nachfrage zu bedienen. „Wenn positive Erinnerungen an den FC helfen können, das Gedächtnis zu trainieren und Freude zu bereiten, dann freut uns das sehr“, heißt es vom Verein.