Am Samstag trifft der 1. FC Köln auf den VfL Bochum. Friedhelm Funkel hat bei EXPRESS.de über das anstehende Keller-Duell gesprochen sowie über die Abgänge von Ellyes Skhiri und Jonas Hector.
Vor Kellerduell gegen BochumEx-Coach Funkel im Interview: „Hector wäre ein Glücksfall für den FC“
VfL Bochum gegen den 1. FC Köln ist am Samstagabend (11. November 2023/18:30 Uhr, im EXPRESS.de-Liveticker) nicht nur ein heißes Keller-Duell, sondern auch ein besonderes Spiel für Friedhelm Funkel (69).
Mit dem VfL scheiterte er in der Relegation, Köln rettete er während seiner zweiten Amtszeit in der Relegation. Im EXPRESS.de-Interview bewertet Funkel die Situation und hat einen dringenden Rat an den FC.
Friedhelm Funkel: „Jetzt kommen die Wochen der Wahrheit“
Der FC ist Letzter und am 11.11. als Topspiel in Bochum angesetzt. Hat die DFL hier besonderen Humor gezeigt?
Friedhelm Funkel: Nein, das ist ein West-Schlager und ein Topspiel, in dem es für beide um wichtige Punkte für den Klassenerhalt geht. Dazu ausverkauft, mit der in Bochum immer guten Stimmung, zu der auch viele Kölner beitragen werden. Es müssen nicht immer die besten Mannschaften sein. Das wird auch so ein gutes Spiel, davon bin ich überzeugt.
Wie sehen Sie die Ausgangsposition?
Funkel: Wenn Bochum gewinnt, sind es weitere drei Punkte Rückstand für den FC. Er sollte also nach Möglichkeit gewinnen.
Der VfL hat gerade seinen ersten Saisonsieg geholt. Hat er einen emotionalen Vorteil?
Funkel: Nicht unbedingt. Der FC hat letzte Woche auch gut gespielt und die beiden Partien zuvor gut verdaut. In Kaiserslautern hat man nach den Einwechslungen von Mark Uth und Jan Thielmann schon gesehen, dass offensiv mehr Schwung reingekommen ist. Die Tendenz ist ein Stück weit positiv.
Reicht das, um den Dreier einzufahren?
Funkel: Das wäre für den FC wichtig, ich sehe das Spiel völlig offen. Fakt ist: Jetzt kommen die Wochen der Wahrheit, sie haben ja zum Beispiel noch Darmstadt und Heidenheim. Der FC muss jetzt punkten und im Winter ein, zwei neue Spieler holen.
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Apropos zwei Spieler: Viele sehen als Hauptgrund des Absturzes, dass Ellyes Skhiri und Jonas Hector nicht mehr in der Mannschaft sind.
Funkel: Die Mannschaft ist leistungsmäßig nicht mehr so gut wie vorher. Der FC hat Skhiri nicht ersetzen können und Jonas schon gar nicht. Er war Kapitän, Nationalspieler, bodenständig und für die Kabine wichtig die Identifikationsfigur beim FC überhaupt. Und für mich bis zum Schluss der beste Linksverteidiger.
Christoph Daum und Reiner Calmund hatten zuletzt Hectors Comeback gefordert. Wie sehen Sie das?
Funkel: Das wäre ein Glücksfall für den FC, egal in welcher Position. Als Spieler halte ich das für ausgeschlossen, dafür habe ich ihn als zu charakterstark kennengelernt. Aber er hat ein rot-weißes Herz und ist ja auch mit dem Verein damals in die Zweite Liga gegangen, obwohl er zahlreiche Angebote hatte.
Friedhelm Funkel: „Skhiri fehlt an allen Ecken und Enden“
Ist er auch einer, der motivieren könnte?
Funkel: Das glaube ich schon. Ich habe ihn ja in der Kabine erlebt. Vor dem Relegations-Rückspiel in Kiel sind wir übereinkommen, dass er die Ansprache vor dem Spiel, die sonst ich immer mache, halten möchte.
Wie bewerten Sie seinen Nachfolger?
Funkel: Paqarada hat bei St. Pauli in der Zweiten Liga sehr gut gespielt, ist aber in der Bundesliga noch nicht angekommen. Er braucht Zeit. Es war ein guter Schachzug, Dominique Heintz zu bringen, aber auch er kann Jonas nicht ersetzen. Und Skhiri fehlt an allen Ecken und Enden. Er war ja nicht umsonst einer der begehrtesten Sechser in der Bundesliga.
Wie sollte der Verein ihrer Meinung nach vorgehen?
Funkel: Er muss im Winter alles dafür tun, einen Stürmer zu holen, der ihnen zehn Tore garantiert. Das ist finanziell schwierig, aber ein Abstieg in die Zweite Liga wird noch teurer. Da würde ich als Trainer drauf bestehen und da muss der Vorstand dann auch mal überlegen, ins Risiko zu gehen. Durch Mark und Jan wird es besser, aber zehn Tore schießt auch von ihnen keiner.
Solche Zahlen hatte man sich von Davie Selke erhofft...
Funkel: Selke hat in der Bundesliga einmal in seiner Karriere zweistellig getroffen, das ist für mich kein richtiger Torjäger. Wenn jemand konstant zwölf bis 15 Tore schießt, das ist für mich ein richtiger Torjäger. Vom Engagement mache ich ihm keinen Vorwurf, er rennt und kämpft. Zu Zeiten von Modeste wurden die Chancen verwertet. Er hat vorletzte Saison allein über 20 gemacht und der FC ist Siebter geworden.
Schaffen Bochum und der FC am Ende trotz aller Probleme den Klassenerhalt?
Funkel: Vom Gefühl her ja. Bochum hat in der letzten Saison beeindruckend aufgeholt. Der FC ist schwächer als in den letzten beiden Jahre, kann es aber trotzdem schaffen. Aber sie brauchen eben einen Stürmer, der Tore macht.
Zum Abschluss: Was machen Sie eigentlich, wenn ihre beiden letzten Vereine aus Köln und Düsseldorf am Ende Relegation gegeneinander spielen müssten?
Funkel: Das wünsche ich mir natürlich nicht. Der FC soll den direkten Klassenerhalt schaffen und die Fortuna aufsteigen.
Und wenn es doch passiert? Könnten Sie sich das überhaupt angucken?
Funkel: Die Frage kann ich ehrlich gesagt gar nicht beantworten. Das wäre für mich schon sehr emotional.