FC-Legenden mit Jugend-AppellWie früher: „Denk an die eigenen Jungs“ – FC-Vize gibt Fifa-Update

1. FC Köln, Mitgliederstammtisch im 12. Mann im RheinEnergieStadion, von links: Rainer Mendel, Dieter Müller, Karl-Heinz Thielen, Bernd Cullmann, Harald Konopka, Frederic Latz.

Am 5. April 2023 fand im Rhein-Energie-Stadion der FC-Stammtisch statt. Die anwesenden Fans lauschten den Worten der FC-Legenden gespannt. Von links nach rechts: Rainer Mendel (als Moderator), Dieter Müller, Karl-Heinz Thielen, Bernd Cullmann, Harald Konopka, Frederic Latz (als Moderator).

Beim Geburtstags-Stammtisch des 1. FC Köln erzählten FC-Legenden von den glorreichen Zeiten und fachsimpelten über die derzeitige sportliche Lage des FC.

von Felix Stollenwerk  (sto)

Es war ein mit großen Namen voll gespickter Stammtisch, den der 1. FC Köln anlässlich seines 75. Geburtstages am Mittwochabend (5. April 2o23) veranstaltete. Mit Karl-Heinz Thielen (83), Bernd Cullmann (73), Harald Konopka (70), Dieter Müller (69), Holger Gaißmayer (52), Matthias Scherz (51), Ewald Lienen (69) und Marcel Risse (33) waren acht Gesichter des Klubs zu Gast, die den FC jeweils über Jahre repräsentierten.

Moderiert vom Fanbeauftragten Reiner Mendel und Pressemitarbeiter Frederic Latz (46) schwärmten die älteren und jüngeren FC-Legenden vor etwa 300 anwesenden Mitgliedern im Rhein-Energie-Stadion jedoch nicht nur von den guten alten Zeiten, sondern bezogen auch klar Stellung zur aktuellen Situation des Vereins.

1. FC Köln: Vizepräsident Sauren gibt Fifa-Update

Bevor der etwa dreistündige Abend begann, eröffnete jedoch zunächst FC-Vizepräsident Eckhard Sauren (51): „Sie haben alle das Fifa-Urteil mitbekommen. Wir sind in der intensiven Vorbereitung eines Schriftsatzes, um eine aufschiebende Bedingung zu erwirken. Da sind wir auch durchaus optimistisch, da wir mehrere Gründe gefunden haben, wo jeder einzelne ausreichend ist, um die Aufschiebe-Bedingung zu erlangen.“

Wie bereits im Vorfeld von EXPRESS.de berichtet, strebt der 1. FC Köln nun offiziell eine befristete Aussetzung des Urteils an. Das bedeutet im Klartext, dass die FC-Bosse noch vor der Urteilsfindung im Sommer auf dem Transfermarkt aktiv werden könnten, unabhängig vom Ausgang des Rechtsstreites.

Doch der FC hofft nicht nur auf eine Gnadenfrist, sondern will die Fifa-Strafe gänzlich umgehen: „Natürlich gehen wir auch unmittelbar in Berufung in der Hoffnung, dass wir auch das Gesamturteil gekippt bekommen. Das Gesamturteil wird in vier bis sechs Monaten gesprochen, da sind die Transferperioden weitestgehend durch. Mit der Aufschiebe-Bedingung wären wir sofort handlungsfähig und wenn wir das Urteil komplett gekippt bekommen, dann kriegen wir am Ende des Tages keine Transfersperre, das wäre der Idealzustand. Nichtsdestoweniger bereiten wir uns natürlich auch auf Plan B vor, um vorbereitet zu sein.“

Dass man dem Fifa-Urteil aber gänzlich entgehen kann, scheint laut Sauren nicht abwegig: „Wir haben die richtigen Leute da am Werke, was mich sehr optimistisch stimmt, ist, dass das sehr konstruktiv abgelaufen ist. (...) Es ist ein großer Zusammenhalt spürbar zwischen Vorstand, Geschäftsführung, dem sportlichen Kompetenzteam und den gesamten Gremien. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um diese große Herausforderung, die wir haben, auch gemeinsam zu bewirken. Ich glaube, das ist auch das, was unseren FC ein Stück weit auszeichnet, dass wir bereit sind, jede Herausforderung anzunehmen und zusammenzustehen. Deshalb ist meine Bitte an alle FC-Mitglieder, die FC-Familie, dass wir durch diese Situation gemeinsam durchgehen.“

FC-Legenden: Müller emotional, Thielen gibt Jugend-Appell

Als dann die FC-Legenden ans Mikrofon durften, wurde es gleich emotional. Als Dieter Müller über die Beginne seiner Karriere erzählte, und sich bei seinem neben ihm sitzenden ehemaligen Manager Thielen über das geringe Gehalt (5000 Mark) beschwerte, erinnerte er auch an den verstorbenen Heinz Flohe (65 †), war sichtlich gerührt und den Tränen nahe: „Er war ein toller Mensch“.

Und auch der ehemalige FC-Manager Thielen rührte in den Anfängen seiner Manager-Laufbahn in den 1970er-Jahren: „Wir hatten extreme finanzielle Probleme, wir hatten kein Stadion. Aber der 1. FC Köln hat mich gerettet, nämlich mit der A-Jugend“ und gab den FC-Verantwortlichen gleich einen Ratschlag mit auf den Weg: „Das ist auch mein Tipp für jetzt. Denk an deine eigene Jugend, denk an die eigenen Jungs. Die Jungs aus dem eigenen Stall hast du erzogen, die wollen unbedingt in diese Mannschaft rein. Das ist der Tipp, den ich dem Verein jetzt gebe. Kümmer dich um deine eigene Jugend.“

1. FC Köln: Dieter Müller kritisiert Modeste-Wechsel

Der ehemalige Außenverteidiger Konopka, der in den 1970er-Jahren in gepflegter Regelmäßigkeit Flanken auf Dieter Müller schlug, wünscht sich mehr alte Praktiken im FC-Training: „Ich habe in meiner Zeit jede Woche im Training 200 Flanken geschlagen. Sag das heute mal dem Benno Schmitz“, sagte er in Richtung des jetzigen FC-Rechtsverteidigers.

Auch Sechserpacker Dieter Müller nahm nach etlichen lustigen Anekdoten Bezug zur Gegenwart: „Es ist so viel Geld im Fußball. Wenn du einen Vertrag hast und machst vielleicht mal ein Tor, dann bist du Millionär. (...) Auch mit Modeste, der macht ein Tor und rennt hier vor die Kurve und was macht er? Wechselt nach Dortmund. Ob man jetzt zwei oder drei Millionen verdient, verändert das Leben nicht.“

Konopka pflichtete ihm bei: „Dieser ganze Kommerz ist nicht meine Welt. Früher haben die Spieler fünf bis zehn Jahre bei einem Verein gespielt (...) Das gibt es heute nicht mehr. Man küsst heute sein Wappen und ist morgen weg. (...) Heutzutage geht es nur noch ums Geld.“Thielen merkte aber gleichwohl an: „Wenn wir den Weg des Kapitals nicht gehen, werden wir nie mehr Deutscher Meister. “

Die anwesenden FC-Mitglieder im Publikum waren stets amüsiert und honorierten die Erzählungen der FC-Legenden mit reichlich Beifall. Moderator Latz kündigte an: „Wir werden das in Zukunft mindestens einmal im Jahr machen.“ Wohl dem, der schnell genug an die entsprechenden Tickets kommt. Die Karten für den Stammtisch waren innerhalb von weniger als drei Stunden bereits restlos ausverkauft.