Mit Spannung hatten alle Fans des 1. FC Köln nach dem „schwarzen Donnerstag“ mit Baumgart-Trennung und Fifa-Sperre auf die Konsequenzen gewartet. Nichts passierte. Ein Kommentar zur Lage.
FC-KommentarKeine Selbstkritik, keine Konsequenzen – dieser Auftritt war ein Armutszeugnis
„Es ist, wie es ist“. Allein diese läpsche Aussage von Präsident Werner Wolf (67) auf der Pressekonferenz nach einem der schwärzesten Tage der Vereinsgeschichte des 1. FC Köln ließ alle fassungslos zurück.
Baumgart weg, Transfersperre da, Bestechungsvorwürfe, in der Liga auf Abstiegskurs, kein Geld in der Kasse, doch das Vereinsoberhaupt sprach von einem gesunden Fundament. Mit einem Grinsen im Gesicht behauptete Wolf tatsächlich noch, dass das Cas-Urteil den FC nicht ins Schwimmen bringe.
Werner Wolf: Cas-Urteil bringt den 1. FC Köln nicht ins Schwimmen
Die einstündige Medienrunde am Freitag (22. Dezember 2023) war einmal mehr ein Armutszeugnis für die handelnden Personen beim 1. FC Köln. Und da waren die nicht funktionierenden Mikrofone noch das geringste Problem.
Der Auftritt untermauerte wieder einmal gnadenlos, woran dieser Verein seit Jahren krankt. Die Fähigkeit zur Selbstkritik ist allen fremd, es gibt keine Schuldeingeständnisse, und Verantwortungsbewusstsein kennt auch niemand. Statt mit Rücktritten Signale zu senden, beschwört man lieber eine Wagenburgmentalität. 60 Minuten FC-Hybris und kompletter Realitätsverlust pur.
Dem Präsidenten gelang das Kunststück, selbst bei einer Pressekonferenz nahezu unsichtbar zu wirken. Im sonoren Ton faselte er erst etwas vom Werterad und dann vom vorhandenen Vertrauen in die Geschäftsführung, weil man sich schließlich alle zwei Wochen sehe und deshalb „intime Kenntnisse“ aller Vorgänge habe.
Die sportlichen Fakten sprechen eine andere Sprache. Da steht eine Mannschaft auf einem Abstiegsplatz, der jegliche Torgefahr abhandengekommen ist. Zudem hat sich keiner der sechs Sommertransfers des Sport-Geschäftsführers zum unumstrittenen Stammspieler entwickelt. Nun ist die Identifikationsfigur der vergangenen zwei Jahre auch noch Geschichte und Korrekturen am Kader unmöglich. Aber das Präsidium macht weiter auf heile Welt.
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Keller weigert sich natürlich, die Verantwortung für die sportliche Misere und das Cas-Eigentor einzugestehen. In mitunter patziger und gereizter Weise beantwortete er die Fragen zum FC-Fiasko. Dem Ex-Regensburg-Macher ist es nicht gelungen, das drohende juristische Fiasko im Vorfeld einzufangen. Stattdessen muss er nun mit weiteren Angriffen aus Slowenien leben. Die Situation im Rechtsstreit wurde von der Geschäftsführung und dem Vorstand komplett falsch eingeschätzt.
Christian Keller darf nun in Ruhe einen Trainer nach Wunsch suchen
Doch Konsequenzen hat dies alles nicht. Das Vorstandstrio klebt an seinen Posten, scheut zudem die Herausforderung, einen konsequenten sportlichen Neuanfang einzuleiten. Und so darf Keller nun in Ruhe einen Trainer suchen, der seinen Anforderungen entspricht. Und da gilt als oberste Prämisse, dass der Baumgart-Nachfolger nicht zu forsch öffentlich auftritt und intern nicht zu viele Widerworte gibt.
Die aktuelle Lage des 1. FC Köln können die handelnden Personen nicht mehr auf Verantwortliche der Vergangenheit abwälzen. Die sportliche Bilanz und die Fifa-Sperre gehen zu 100 Prozent auf das Konto der Geschäftsführer und des Vorstands. Doch dieses Vollversagen bleibt folgenlos. Einen Neustart will Keller beschwören. Die Chance zum Neustart haben die handelnden Personen versäumt.