„Wichtiger Sieg im Abstiegskampf“Podolski reagiert auf die FC-Posse um Fritz Esser
Köln – Was für ein Desaster für die Verantwortlichen des 1. FC Köln. Die geplante Verpflichtung von Fritz Esser (39) als neuen Leiter Medien und Kommunikation wurde wieder rückgängig gemacht. Nach großem Gegenwind gegen die Personalie verzichten Vorstand und Geschäftsführung nun darauf.
- Fritz Esser, Schwiegersohn von FC-Legende Hannes Löhr, sollte Kommunikationschef werden
- Harsche Kritik wegen Tweets gegen Fans des 1. FC Köln
- Vertrag mit Esser wird wieder aufgelöst – zudem gibt es weitere Konsequenzen
Präsident Werner Wolf (64) und Geschäftsführer Alexander Wehrle (45) sagten am Mittwoch (3. Februar) in einer Stellungnahme: „Toleranz, Fairness, Offenheit und Respekt sind als zentrale Werte in der Charta des FC festgeschrieben. Sie sind das Leitbild für den gesamten Verein und damit auch für uns Verantwortliche und unsere Mitarbeiter. Beim Auswahlprozess sind Fehler gemacht worden. Seit der Veröffentlichung haben uns Vorwürfe erreicht, die wir vorher hätten prüfen müssen. Daraus werden wir Konsequenzen ziehen.“
1. FC Köln: „Wir bitten alle Mitglieder und Fans um Entschuldigung“
Die FC-Bosse sagten weiter: „Wir bitten alle Mitglieder und Fans um Entschuldigung. Wir haben Herrn Esser als integren Menschen mit demokratischem Wertegerüst kennengelernt. Dennoch haben wir uns nach intensivem Austausch entschieden, auf die Zusammenarbeit zu verzichten.“
1. FC Köln: Fritz Esser sollte Nachfolger des geschassten Tobias Kaufmann werden
Die Reaktionen auf die Berufung von Fritz Esser zum neuen Kommunikationsleiter beim 1. FC Köln als Nachfolger des im August 2020 freigestellten Tobias Kaufmann (44) waren mehr als deutlich. Der Journalist wollte von der DB-Tochter Schenker Logistics zum FC kommen und sollte seine Stelle am 1. Mai antreten. Doch dazu wird es nicht kommen.
Im Raum standen viele problematische Äußerungen in der Vergangenheit. Einerseits, weil Esser Teile der FC-Fans öffentlich als „Schwachmaten“ bezeichnete und Ultra-Aktionen mit den Neonazi-Aufmärschen in Bautzen verglich. In sozialen Netzwerken und Foren gab es gleich eine ganze Reihe fankritischer Tweets des Schwiegersohns von FC-Legende Hannes Löhr (†73) zu lesen.
Fritz Esser wehrt sich gegen die Vorwürfe
Der verhinderte Medienchef wehrt sich gegen die Vorwürfe: „In den vergangenen Tagen wurde ich in sozialen Netzwerken fälschlich als Nazi und AfD-Sympathisant beschimpft und in einigen Foren aufs Übelste beleidigt. Hieraus leitete sich eine Debatte um meine Person ab. Ein guter Kommunikator sollte aber nie selbst im Mittelpunkt stehen.“
Bei Präsident Wolf stand nach EXPRESS-Informationen seit Dienstagmorgen das Telefon nicht mehr still, Dutzende Mails empörter Mitglieder gingen ein, die Meinung war deutlich: Esser mit seiner Haltung und seinen politischen Kommentaren könne nicht für einen weltoffenen FC stehen. So applaudierte er per Twitter 2017 AfD-Mann Bernd Baumann (63), als der mit einem Göring-Vergleich im Bundestag für einen Eklat sorgte.
Der in Köln geborene Esser war von Interims-Medienchef Jürgen Homeyer und Headhunter Peter Hannen ausgewählt worden, präsentierte sich aber auch in der zweiten und dritten Interview-Runde vor den Geschäftsführern Alexander Wehrle (46) und Horst Heldt (51) sowie dem Vorstand und setzte sich gegen zwei Mitbewerber in der Endauswahl durch.
Seine Twitter-Aktivitäten oder früheren Berichte hatte in diesen Runden aber niemand auf dem Schirm, berichten Teilnehmer der Sitzungen. Dies hat nun auch weitere Folgen: Homeyer wird nach dem PR-Gau auch nicht mehr weiter für den FC arbeiten.
Esser sagt trotz seiner Twitter-Botschaften: „Ich stehe hinter jedem Buchstaben der FC-Charta wie auch hinter der liberalen Grundordnung unserer Demokratie und lehne extreme und extremistische Parteien jeder Art ab. Wer mich kennt, kann daran keinen Zweifel haben.“
1. FC Köln: Mitgliederrat entsetzt über Entscheidung
Im Mitgliederrat, der am Montagabend zu seinem turnusgemäßen Treffen zusammengekommen war, hatte sich nach EXPRESS-Informationen „Entsetzen“ über die Entscheidung breit gemacht. Einige Mitglieder versuchten, Wolf am Dienstagmorgen umzustimmen, mehr noch: Sie forderten vehement, die Personalentscheidung rückgängig zu machen.
Seit die Entscheidung offiziell geworden war, hatte sich auch bei den Mitgliedervertretern die nahezu einhellige Meinung gebildet, Esser passe nicht zum Klub, seiner Charta und dem Slogan „Spürbar anders“.
Auch prominente FC-Fans meldeten sich zu Wort. Nicht nur Fan-Idol Lukas Podolski (35) positionierte sich deutlich. Auch die kölsche Kult-Band Kasalla oder Carolin Kebekus (40) unterstützten die Wortmeldung des „heute Show“-Comedian Fabian Köster (25). „Die Liga ist uns egal, die Einstellung nicht“, postete er und sprach damit vielen Fans aus der Seele.
SPD-Chef Norbert Walter-Borjans (68) versprach, zumindest privat als glühender FC-Fan beim Thema nachzuhören: „Was ich lese, erschüttert mich“, schrieb „NoWaBo“ unter anderem.
Auch bei den Mitarbeitern am Geißbockheim gab es seit der Verkündung kaum ein anderes Thema mehr und hinter vorgehaltener Hand war nur ungläubiges Kopfschütteln zu vernehmen. Dass die Nachricht übrigens nicht über die vereinseigenen Social-Media-Kanäle verbreitet wurde, geschah nicht aus weiser Voraussicht. Personalentscheidungen auf diesen Ebenen werden beim FC nicht über die sozialen Netzwerke verkündet.
Der Fanclub „USA Supporters“ stellte sich „gegen Fritz Essers Äußerungen und für die moralische Integrität des Klubs“. Nach der Auflösung des Vertrags kritisierten die Anhänger aber auch, dass der Verein Esser in der Presseerklärung die Chance gebe, sich als Opfer darzustellen.
Auf der Online-Plattform change.org forderten in einer Petition ebenfalls Tausende Unterstützer den FC dazu auf, von der Personalie Abstand zu nehmen. Dem kam der Klub nun nach und löste den Vertrag auf.
Podolski zeigte sich mit der Entscheidung zufrieden und konnte sich einen süffisanten Twitter-Kommentar nicht verkneifen. „Ein wichtiger Sieg im Abstiegskampf“, twitterte der kölsche Weltmeister.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir geschrieben, dass Kienbaum Consulting an der Suche nach einem Mediendirektor beteiligt gewesen sei. Kienbaum Consulting erklärte nun, dass dies nicht stimme. Diesen Fehler bitten wir zu entschuldigen.