Am Freitagabend trifft der 1. FC Köln auf Werder Bremen. Jonas Hummels ist als Dazn-Experte vor Ort. Im EXPRESS.de-Interview verrät er, wie er die aktuelle Lage des 1. FC Köln einschätzt.
„Will nicht den Pessimisten geben“Dazn-Experte vor Bremen-Spiel über FC-Lage: „Keine mutige Prognose“
Zum Auftakt des 22. Spieltags in der Bundesliga treffen am Freitagabend (16. Februar 2024, 20.30 Uhr/Dazn und im EXPRESS.de-Liveticker) in Köln-Müngersdorf zwei Traditionsmannschaften aufeinander. Der abstiegsbedrohte 1. FC Köln empfängt den SV Werder Bremen. Beim letzten Aufeinandertreffen in der Rheinmetropole (Januar 2023) deklassierte der FC die Bremer mit 7:1.
Jonas Hummels (33) wird am Freitag als Experte des Streamingdienstes Dazn im Einsatz sein. Der Ex-Profi der SpVgg Unterhaching und Bruder von Weltmeister und BVB-Verteidiger Mats Hummels (35) äußert sich im Interview mit EXPRESS.de dazu, was für ein Spiel er erwartet und auf welchem Tabellenplatz er den 1. FC Köln nach 34 Spielen sieht.
„Situation in Köln ist weiterhin sehr angespannt“
Jonas Hummels, Sie erwartet als Dazn-Experte am Freitag ein echtes Traditions-Duell. Flutlicht und ein volles Rhein-Energie-Stadion: Hält das Spiel am Ende auch, was es verspricht?
Hummels: „Ich will jetzt nicht den Pessimisten geben, aber spektakulär wird es denke ich nicht. Wenn man Köln unter Timo Schultz betrachtet, sieht man, dass die Devise erst einmal defensive Sicherheit heißt. Und auch Bremen sorgt nicht für die allergrößte offensive Gefahr. Beide Teams, aber vor allem die Kölner, werden zu Beginn darauf bedacht sein, kein frühes Gegentor zuzulassen.“
Wie sehen Sie die aktuelle Lage beim 1. FC Köln?
„Die aktuelle Lage ist natürlich ein bisschen optimistischer, da die letzten Spiele nicht schlecht waren. Trotzdem ist die Situation weiterhin sehr angespannt. Man befindet sich auf dem Relegationsplatz, mit nicht allzu viel Vorsprung auf die direkten Abstiegsränge. Der FC wird auch aufgrund des vorhandenen Spielermaterials bis zum Ende gegen den Abstieg kämpfen.“
Schafft der 1. FC Köln den Klassenerhalt?
„Ich sehe die Kölner besser als Mainz und Darmstadt im Moment, Union Berlin und auch die anderen Teams machten jedoch einen stabileren Eindruck in den letzten Wochen. Es ist keine besonders mutige Prognose, wenn ich sage, dass es auf Platz 16 hinauslaufen wird.“
Sollte der 1. FC Köln tatsächlich absteigen, droht dem Verein dann möglicherweise dasselbe Schicksal wie anderen Traditionsklubs aus dem Westen (Schalke, Bielefeld, Duisburg)?
„Da gibt es eine Korrelation mit der geografischen Lage, aber dabei handelt es sich meiner Meinung nach um Zufall. Ich glaube nicht, dass es in Köln so weit kommen wird. Der Verein ist mit dem Abstiegsszenario durchaus vertraut und wirkt stabiler als zum Beispiel der FC Schalke.“
Fehlende FC-Torgefahr: „Es wird auf Konter hinauslaufen“
Wie bewerten Sie die Arbeit von Timo Schultz und was macht er anders als sein Vorgänger Steffen Baumgart?
„Es gibt nicht mehr dieses intensive Anlaufen, wie es noch unter Baumgart der Fall war. Auch wenn er nicht müde wird, zu betonen, dass die DNA der Kölner eben dieses Anlaufen beinhaltet, stehen sie unter Schultz defensiv kompakter. Es handelt sich um klassisches Abwehrpressing.“
Wie kann der FC torgefährlicher werden?
„Es wird auf Konter hinauslaufen. Ich sehe Alidou diesbezüglich als einen sehr interessanten Spieler, auch Max Finkgräfe hat offensive Qualitäten. Wenn sie den Ball erobern, muss es schnell nach vorne gehen. In den letzten Spielen gab es gute Kontermöglichkeiten, die Entscheidungsfindung in diesen Situationen muss aber noch deutlich besser werden. Der Speed im Kader ist vorhanden.“
Wie sehen Sie die Entwicklung von Shootingstar Max Finkgräfe? Weltmeister Lothar Matthäus verglich ihn unlängst mit FC-Legende Jonas Hector.
„Wie viele Spiele hat Finkgräfe bisher gemacht, zwölf? Jonas Hector war ein herausragender Spieler, nicht nur generell, sondern besonders für den 1. FC Köln. Er konnte auch als Sechser spielen und war eine Führungsfigur. Davon ist Finkgräfe noch weit entfernt. Er hat Potential, einen guten linken Fuß und ist auf jeden Fall ein interessanter Spieler. Ich halte aber nichts davon, ihn zu früh zu sehr hochleben zu lassen“
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Wie sehr trifft den FC der Ausfall von Innenverteidiger Jeff Chabot, der gelbgesperrt fehlen wird?
„Ich finde, dass es manchmal überschätzt wird, wie viel einzelne Spieler wirklich fehlen können, weil man ja immer noch mit elf Spielern spielt. Den Ausfall würde ich deshalb nicht als dramatisch ansehen. Chabot ist natürlich wichtig für die Kölner, aber Luca Kilian hat seine Sache gegen Hoffenheim sehr gut gemacht und auch Dominique Heintz ist als Linksfuß eine gute Option als Vertretung.“
„Bremen offensiv sehr interessant“
Wie schätzen Sie den Gegner, Werder Bremen, ein und wie sieht Ihre Prognose für die Rückrunde des Klubs aus?
„Ich denke, dass Bremen weder mit dem europäischen Geschäft noch mit dem Abstiegskampf etwas zu tun haben wird. Werder hat eine sehr gute Mannschaft, vor allem offensiv finde ich sie durchaus interessant, auch wenn sie bisher nicht so viele Tore erzielt haben. Bremen wird eine entspannte Saison zwischen Platz acht und zwölf erleben.“
Mit Ihnen und Sascha Bigalke haben zwei der etablierten Dazn-Experten sehr lange in Unterhaching gespielt. Reiner Zufall oder wird einem dort auch viel fußballerisches Wissen vermittelt? Für Drittliga-Verhältnisse bringt der Verein ja auch immer wieder auffällig talentierte Jugendspieler raus.
„Sascha hat ja in etwa so lange in Unterhaching gespielt, wie ich. Er war in der Jugend bei Hertha BSC und später dann auch beim 1. FC Köln, während ich die Jugend über bei Bayern München war. Jeder hat also verschiedene Stationen gehabt in seiner Karriere. Ich glaube, dass bei diesem Umstand besonders der Standort München eine Rolle spielt. Dazn hat bei München seinen Sitz und Haching ist ein Münchener Vorort. Max Nicu ist auch noch ein Dazn-Experte, der früher bei Haching aktiv war.“
Vielen Dank für das Interview!