Neues Overath-Buch„Meine Eltern sahen, wie Soldaten meinen Bruder erschossen“

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Schon damals immer als Erster am Ball: Wolfgang Overath mit seinen Freunden.

Köln – „Der Spielmacher“. So heißt das Buch, das am 20. September auf den Markt kommt. Hermann Schmidt hat das Leben von Wolfgang Overath nachgezeichnet.

„Falls es Honorar geben sollte, geht das Geld in meine Stiftung für Obdachlose“, sagt der 72-Jährige. EXPRESS druckt exklusiv Auszüge. Dieses Mal wird die Kindheit Overaths erzählt.

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Nachdenklich im Gespräch: Wolfgang Overath (r.).

Er kam als jüngstes Kind einer achtköpfigen Familie zur Welt. Als Wolfgang geboren wurde, waren bereits zwei seiner Geschwister gestorben: der älteste Bruder, nach seinem Vater auf den Namen Heinz getauft, und Margarete, eine der Schwestern, die nur ein Jahr alt wurde. Vater Heinz Overath war im Büro der Stadtkasse Siegburg angestellt.

Bruder Heinz hatte das Abitur gemacht, ein Medizinstudium begonnen und war im Alter von 19 Jahren im Krieg an der Ostfront gefallen. „Der soll als Fußballer noch besser gewesen sein als ich“, sagt Wolfgang Overath fast ehrfürchtig und auch ein bisschen stolz.

In seinem Geburtsjahr, 1943, zählte die Familie noch sechs Kinder: neben Wolfgang die Brüder Helmut, Günther und Dieter sowie die Schwestern Ursula (Uschi) und Helga. Dieter kam gegen Ende des Krieges im Alter von vierzehn Jahren durch einen tragischen Unglücksfall ums Leben. Er hatte einer jungen Frau, die im gleichen Haus wie die Overaths wohnte, Wasser holen wollen, und war dabei von Amerikanern erschossen worden. Die Besatzungssoldaten hatten ihn irrtümlicherweise wegen einer Armeemütze, die er sich aufgesetzt hatte, für einen Soldaten gehalten.

Der niederländische TV-Journalist Matty Verkamman hat mehr als sechzig Jahre nach dem Krieg eine Reportage über die Fußballer Willem van Hanegem und Wolfgang Overath gemacht, um beispielhaft die Gründe für die Rivalität der Fußballnationen Holland und Deutschland zu erläutern. Van Hanegem hat wieOverath mehrere Angehörige im Zweiten Weltkrieg verloren. Der niederländische Nationalspieler nahm 1974 nicht am Festakt nach dem von seiner Mannschaft verlorenen WM-Endspiel gegen Deutschland teil, weil er den Deutschen wegen des Krieges grundsätzlich kritisch gegenüberstand.

In dieser Reportage des niederländischen Fernsehens hat sich Wolfgang Overath zum Tod seines Bruder Dieter ausführlich geäußert: „Der ist am Ende des Krieges aus dem Haus gelaufen und wollte für eine junge Mutter, die gerade ein Kind bekommen hatte, Wasser holen. Und meine Eltern haben am Fenster gestanden und haben das gesehen. Sie haben immer wieder gerufen: Dieter komm zurück, komm zurück! Er wollte nur dieser Frau das Wasser holen.

Er hat sich keine Gedanken gemacht. Unten haben die Amerikaner gelegen, und haben gedacht, er wäre ein Soldat oder so. Ja, und dann haben sie ihn im Grunde genommen erschossen. Es ist schon eine große Tragödie, die dort mit diesem jungen Menschen passiert ist. Er hatte eigentlich nur vor, einer jungen Frau mit ihrem Kind zu helfen, und ich denke, dass der da oben im Himmel ihn bei sich aufgenommen hat.“

Bei unserem Gespräch sagt Overath, es sei eine schlimme Sache für die Familie gewesen. An Einzelheiten erinnere er sich nicht, da er zu klein gewesen sei.

100 signierte Bücher vom Weltmeister

„Wolfgang Overath – Der Spielmacher“, so heißt das neue Buch über den legendären Spielmacher und Weltmeister des 1. FC Köln von Autor Hermann Schmidt, das ab dem 20. September erhältlich ist (jetzt vorbestellen: www.express.de/shop, oder 0221/ 567 99 306).

Für EXPRESS-Leser gibt es ein Extra: Eine limitierte Auflage von 100 Büchern ist von Overath signiert (Liefertermin 23.9.)