Der 1. FC Köln hat sich in der 2. Bundesliga auf den letzten Drücker die Herbstmeisterschaft geschnappt. Am 17. Spieltag sicherte sich die Truppe von Gerhard Struber durch einen 1:0-Sieg beim 1. FC Kaiserslautern erstmals die Spitzenposition – und nahm diese direkt mit in die Weihnachtspause.

Doch ist der inoffizielle Titel des „Winterkönigs“, wie Struber und seine österreichischen Landsleute die Tabellenführung nach der Hinrunde nennen, überhaupt verdient? Ein Blick in eine ganz bestimmte Statistik lässt den Schluss zu: Ja! Demnach müsste der FC sogar mit einem größeren Punkteabstand in Führung liegen.

„Expected Points“-Tabelle: Fortuna Düsseldorf spielt gegen den Abstieg

Laut Statistiken des Portals „footystats.org“ hat der FC in den bisherigen 17 Spielen nämlich zwei Punkte weniger geholt als „erwartet“. In der „Expected Points“-Tabelle liegen die Kölner zwar ebenfalls auf Platz 1, haben dort aber vier Punkte Vorsprung auf den zweitplatzierten Hamburger SV.

Doch was ist mit „erwarteten Punkten“ gemeint? Die Statistik bezieht sich auf die mittlerweile im Fußball etablierten „Expected Goals“ (xG), also die erwarteten Tore. Anhand von verschiedenen Faktoren wird mit dem xG-Wert die Wahrscheinlichkeit auf ein Tor bei einer Chance errechnet. Ein Elfmeter wird aktuell zum Beispiel mit einem xG-Wert von 0,77 angegeben, ist laut Statistik also eine 77-prozentige Torchance.

Doch zurück zu den „Expected Points“. Für die Tabelle von „footystats“ wurde der xG-Wert für jedes einzelne Spiel zu Grunde genommen. Dabei wurden die Werte ab- und aufgerundet (Bsp: xG 1,4 = 1 Tor, xG 1,7 = 2 Tore).

Ein konkretes Beispiel: Beim Spiel Fortuna Düsseldorf (xG 1,23) - 1. FC Köln (xG 2,78) hätte der FC laut Expected Goals 3:1 gewinnen müssen. Das Spiel endete nach einem Last-Minute-Tor der Düsseldorfer aber 2:2 – der FC holte also zwei Punkte weniger als von der Statistik „erwartet“, Fortuna zwei Punkte zu viel.

Während die Diskrepanz zwischen tatsächlicher Tabelle und xPts-Tabelle beim FC mit zwei Punkten noch vergleichsweise gering ausfällt, sind die Unterschiede bei anderen Teams deutlich größer. Der zweitplatzierte Karlsruher SC hat laut Statistik fünf Punkte zu viel auf dem Konto, Darmstadt 98 vier zu wenig.

Besonders krass ist der Unterschied aber bei Fortuna Düsseldorf. Die Rheinländer haben zehn (!!!) Punkte mehr eingespielt als anhand der xG-Werte erwartet – zwei davon wie oben erwähnt gegen den FC.

Hätten die Fortunen entsprechend der erwarteten Tore gepunktet, lägen sie lediglich bei 16 Zählern – und damit mitten drin im Abstiegskampf. In Wirklichkeit hat das Team von Trainer Daniel Thioune 26 Punkte auf dem Konto und liegt damit in der „engsten 2. Liga aller Zeiten“ noch auf Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen.

Die „Expected Points“-Tabelle im Überblick:

1. 1.: 1. FC Köln (xPts: 33, tatsächliche Punkte 31)
2. 2.: Hamburger SV (xPts: 29; tatsächlich: 28)
3. 3.: Darmstadt 98 (xPts: 28; tatsächlich: 24)
4. 4.: SV Elversberg (xPts: 27; tatsächlich: 28)
5. 5.: Karlsruher SC (xPts: 24; tatsächlich: 29)
6. 6.: 1. FC Magdeburg (xPts: 23; tatsächlich: 28)
7. 7.: 1. FC Nürnberg (xPts: 23; tatsächlich: 22)
8. 8.: SC Paderborn (xPts: 23; tatsächlich: 28)
9. 9.: Hertha BSC (xPts: 22; tatsächlich: 22)
10. 10.: 1. FC Kaiserslautern (xPts: 22; tatsächlich: 26)
11. 11.: FC Schalke 04 (xPts: 22; tatsächlich: 20)
12. 12.: Hannover 96 (xPts: 21; tatsächlich: 27)
13. 13.: SSV Ulm (xPts: 19; tatsächlich: 14)
14. 14.: Preußen Münster (xPts: 19; tatsächlich: 16)
15. 15.: Jahn Regensburg (xPts: 16; tatsächlich: 11)
16. 16.: Fortuna Düsseldorf (xPts: 16; tatsächlich: 26)
17. 17.: Greuther Fürth (xPts: 16; tatsächlich: 20)
18. 18.: Eintracht Braunschweig (xPts: 14; tatsächlich: 13)

Übrigens: Wenn man sich den durchschnittlichen xG-Wert des FC für die komplette Hinrunde ansieht, macht das Team durchaus genug aus seinen Chancen. Köln hat von allen Mannschaften den höchsten xG-Wert (1,71) und hat im Schnitt 1,88 Tore pro Spiel erzielt.

Nicht ganz so gut sieht es defensiv aus. Bei den erwarteten Gegentoren steht der FC mit nur 1,09 xGA zwar ebenfalls am besten von allen Zweitligisten da, hat aber im Schnitt 1,35 Tore pro Spiel kassiert.

Dass die „Expected Goals“ eben nur ein Teil der statistischen Wahrheit sind, unterstreicht der Fakt, dass der FC zwar bei erwarteten Toren und Gegentoren jeweils auf Platz 1 steht, aber in Wirklichkeit weder die meisten Tore erzielt noch die wenigsten kassiert hat.