Wehen bejubelt Aufstieg zu frühBVB sorgt für Aufstiegs-Drama in der 3. Liga – Tränen nach Platzsturm

Osnabrücks Torwart Phillipp Kühn (r) feiert den Aufstieg in die 2. Bundesliga nach Spielende mit den Fans.

Der VfL Osnabrück feiert im Finale der 3. Liga den Zweitliga-Aufstieg.

Der VfL Osnabrück ist zurück in der 2. Bundesliga! Im Finale der 3. Liga gab es Drama in der Nachspielzeit, einen Rückstand gegen Borussia Dortmund II drehten die Niedersachsen mit zwei ganz späten Toren.

Drama in der 3. Liga! Kurz vor dem Start des Meister-Endspiels in der Bundesliga hat Borussia Dortmund auch zwei Klassen drunter in die wichtige Entscheidung eingegriffen.

Im Rennen um den Zweitliga-Aufstieg ließ sich die Zweitvertretung des BVB beim VfL Osnabrück mit zwei Gegentoren in der Nachspielzeit ein 1:0 abjagen. Osnabrück um Trainer Tobias Schweinsteiger schaffte durch das 2:1 doch noch den zwischenzeitlich nicht mehr für möglich gehaltenen Sprung ins Fußball-Unterhaus.

SV Wehen macht nach Osnabrück-Aufstieg lange Gesichter

Dem SV Wehen Wiesbaden wurde dadurch der sicher geglaubte Aufstieg noch entrissen, für die Hessen geht es jetzt in die Relegation. Die Fans waren angesichts des Osnabrücker Rückstands schon frühzeitig auf den Rasen gelaufen, dort machten sich nach der Wende aus Niedersachsen lange Gesichter breit, teils flossen auch Tränen über den verpassten direkten Aufstieg.

Ba-Muaka Simakala hatte in der vierten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich erzielt, zwei Minuten später legte Erik Engelhardt den so wichtigen zweiten Treffer nach. „Ich glaube, wir können nur kranke Sachen, unfassbar“, sagte Torhüter Philipp Kühn inmitten der lila-weißen Flut, die nach dem Schlusspfiff auf den Rasen an der Bremer Brücke geschwappt war.

Von Torflut bis Last-Minute-Drama

Die spannendsten Meister-Entscheidungen der Bundesliga aller Zeiten

BVB Fans mit einer Attrappe der Meisterschale beim Spiel FC Augsburg - Borussia Dortmund am 21.05.2023

Das Duell zwischen Bayern München und Borussia Dortmund im Kampf um die deutsche Meisterschaft 2022/23 wird erst am 34. Spieltag entschieden. Eine der spannendsten Entscheidungen der letzten Jahre. Doch nicht die einzige Last-Minute-Entscheidung. In dieser Galerie sehen sie die spannendsten Meister-Entscheidungen der Bundesliga Geschichte Spieltag.

Georg Schwarzenbeck (Bayern, Mitte) zieht beim Spiel Bayern München - Schalke 04 ab, Klaus Fichtel (li.) und Hartmut Huhse (beide Schalke) versuchen den Einschlag noch zu verhindern.

Das Endspiel (1972): Am letzten Spieltag, einem Mittwoch (28. Mai 1972), stehen sich erstmals zwei Mannschaften mit der Chance auf den Titel gegenüber: Schalke 04 spielt beim FC Bayern, der einen Punkt Vorsprung hat. Es ist das erste Fußballspiel im Münchner Olympiastadion, das Duell beginnt um 20 Uhr und wird als erstes Bundesligaspiel live übertragen (wenn auch nur in den beteiligten dritten Programmen der ARD), 80.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sorgen für die erste Millionen-Einnahme der Bayern. Die Münchner gewinnen 5:1 und stellen mit insgesamt 101 Toren einen bis heute gültigen Rekord auf.

Die Anzeigetafel im Düsseldorfer Rheinstadion zeigt den deutlichen 12:0 Sieg der Gladbacher gegen die Dortmunder an.

Torflut (1978): Letzter Spieltag, Fernduell um die Meisterschaft zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach – beide sind punktgleich, die Fohlen aber liegen zehn Tore zurück. Die Rechnung: Gewinnt Gladbach (gegen Dortmund) 11:0 und Köln (gegen den FC St. Pauli) nur 1:0, ist Gladbach wegen der mehr erzielten Tore Meister. Unwahrscheinlich? Mitnichten! Gladbach schießt im Düsseldorfer Rheinstadion vom Anpfiff weg Tor um Tor, gewinnt 12:0 gegen den BVB. Es ist bis heute der höchste Sieg in der Geschichte der Bundesliga – aber er reicht nicht, weil Köln 5:0 im Hamburger Volksparkstadion gegen St. Pauli gewinnt und mit drei Toren Vorsprung Meister wird. Dortmunds damaliger Trainer Otto Rehhagel wurde einen Tag nach der Pleite in Düsseldorf (29. April 1978) im Übrigen entlassen...

Michael Kutzop (SV Werder Bremen) schießt den Elfmeter, der die Meisterschaft 1985/1986 vorzeitig entschieden hätte, gegen den chancenlosen Torwart Jean Marie Pfaff (FC Bayern München) in der 89. Minute an den Pfosten.

Kutzop trifft den Pfosten (1986): 33. Spieltag, Werder Bremen empfängt den zwei Punkte zurückliegenden FC Bayern am 22. April 1986. In der 89. Minute tritt Werders Michael Kutzop beim Spielstand von 0:0 zum Elfer an – trifft er, wären die Bremer mit vier Punkten Vorsprung Meister. Kutzop setzt den Ball an den Pfosten, am letzten Spieltag kommt es dann, wie es wohl kommen muss: Werder verliert beim VfB Stuttgart (1:2), die Bayern gewinnen 6:0 gegen Borussia Mönchengladbach und werden mit plus neun Toren Meister. Bemerkenswert: Kutzop hat in seiner Karriere 40 Elfmeter geschossen – und nur einmal nicht getroffen.

Matchwinner Guido Buchwald wird von Fans gefeiert, mit seinem Tor gegen Leverkusen sicherte er dem VfB die Meisterschaft.

Dramatischer Dreikampf (1992): Die wohl spannendste Entscheidung: Am letzten Spieltag, in dieser Saison der 38. (16. Mai 1992), können sogar noch drei punktgleiche Klubs Meister werden. Frankfurt (+36 Tore), Stuttgart (+29 Tore) und Dortmund (+18). In der Blitztabelle geht erst mal Dortmund (gegen Duisburg) in Führung, Stuttgart gerät (in Leverkusen) in Rückstand, bei Frankfurt (in Rostock) steht es nach 67 Minuten 1:1. Dann wird es dramatisch: Frankfurt wird ein Elfmeter verweigert (76.) – zu Unrecht, wie selbst Schiedsrichter Alfons Berg später sagt –, es folgt ein Pfostenschuss, der vermeintliche Siegtreffer (80.) wird zurückgepfiffen. Dafür geht Stuttgart (in Unterzahl!) dank Guido Buchwald in Führung (86.), Frankfurt kassiert noch das 1:2 (89.). Der VfB ist Meister, Dortmund punktgleich Zweiter – Frankfurt fällt auf Rang drei zurück.

Carsten Ramelow (li.) und Torben Hoffmann (re.) trösten Michael Ballack (alle Leverkusen) nach dem verpatzten Saisonfinale zwischen SpVgg Unterhaching - Bayer Leverkusen.

Haching macht den Meister (2000): 34. Spieltag, Bayer Leverkusen fährt am 20. Mai 2000 mit drei Punkten Vorsprung auf die Bayern zur SpVgg Unterhaching – und verspielt im Münchner Vorort auf dramatische Weise den Titel. Der FC Bayern gewinnt im Olympiastadion 3:1 gegen Werder Bremen, 13 Kilometer Luftlinie südlich unterläuft Michael Ballack ein Eigentor, 18 Minuten vor dem Abpfiff fällt das 0:2. Mit sieben Toren Vorsprung wird der FC Bayern Meister – und lässt es sich nicht nehmen, bei der kleinen, feinen Saisonabschluss-Party der zehntplatzierten Hachinger mitzufeiern.

Der FC Schalke 04 präsentiert sich nach der „Meisterschaft der Herzen“ enttäuscht den Anhängern; v.li.: Andreas Möller, Radoslav Latal, Marco van Hoogdalem, Ebbe Sand, Niels Oude Kamphuis, Trainer Huub Stevens und Olaf Thon.

„Meister der Herzen“ (2001): Die Mutter aller Last-Minute-Entscheidungen. Schalke 04 (59 Punkte) liegt am 19. Mai 2001 in der 73. Minute 2:3 gegen die SpVgg Unterhaching zurück, gewinnt aber noch 5:3 – und ist danach im Titelrausch, weil sich die Kunde verbreitet: Der FC Bayern (62) hat durch ein Tor von Sergej Barbarez (90.) beim Hamburger SV verloren. Stimmt so nur nicht: Ja, die Münchner liegen hinten, gleichen (merke: „Weiter, immer weiter"!) durch Patrik Andersson (90.+5) aber noch aus. Auf Schalke brechen ein zweites Mal alle Dämme – die Königsblauen bleiben nur „Meister der Herzen“.

Nuri Sahin, Marc Andre Kruska, Ebi Smolarek und Christoph Metzelder bejubeln einen Treffer des BVB vorne steht Torwart Manuel Neuer (Schalke).

Derbysieg zerstört Meisterträume (2007): In der Saison 2006/07 stand Schalke 04 mit 65 Punkten an der Spitze der Tabelle. Dahinter lauerten mit einem beziehungsweise zwei Punkten weniger der VfB Stuttgart und Werder Bremen. Die Vorentscheidung in einer der kuriosesten Meisterentscheidungen ereignete sich am 12. Mai 2007 am 33. Spieltag: Ausgerechnet im Revierderby patzte Schalke und verlor in Dortmund mit 0:2. Parallel patzen auch die Bremer mit einem 1:2 gegen Frankfurt. Nur Stuttgart gewann in Bochum mit 3:2 und gab bis Ende der Saison den Platz an der Sonne nicht mehr ab. Für Schalke war es eine der bittersten Derby-Klatschen der Vereinsgeschichte, für den VfB die bis dato letzte Meisterschaft.

1/8

Wiesbadens Co-Trainer Nils Döring, der seinen gesperrten Chef Markus Kauczinski vertrat, sprach nach dem 1:0 (1:0) gegen den Halleschen FC bei MagentaSport von einem „Wechselbad der Gefühle“, das habe „Schalke-Bayern-Dimensionen“ gehabt.

Das 2:1 schob Osnabrück zurück auf Tabellenplatz drei, der SV Wehen hat als Vierter trotz des 1:0-Erfolgs gegen den Halleschen FC das Nachsehen. Auch bei Twitter hatte Wehen den Sprung in Liga zwei bereits gejubelt, musste den Eintrag allerdings kleinlaut wieder löschen und gegen einen Tweet mit der Relegations-Ankündigung austauschen.

Dem 1. FC Saarbrücken wurde derweil durch den Osnabrücker Sieg noch die Relegation genommen, zwischenzeitlich hatten sich die Saarländer auf dem dafür benötigten vierten Rang gewähnt. „Es ist unfassbar. Man denkt, man kommt in die Relegation. Dann schießen die in gefühlt zehn Sekunden zwei Tore. Mir tut es sauweh, es ist einfach nur scheiße“, sagte Mittelfeldspieler Richard Neudecker. Erster Aufsteiger ist die SV Elversberg, der SC Freiburg II konnte als Zweiter nicht aufsteigen. (bc)