Der FC Barcelona muss sich für die Millionen-Zahlung an den früheren Vize-Chef der spanischen Schiedsrichter verantworten. Der Klub weist jede Schuld von sich, ungewöhnlich ist die Konstellation dennoch.
Barça-EklatMillionen-Zahlung an Schiri-Boss: Er überreichte vor jedem Spiel einen Umschlag
Sportlich läuft es beim FC Barcelona aktuell so gut wie länger nicht mehr, doch jetzt droht der Überflieger in Spaniens La Liga im Korruptionssumpf zu versinken. Die am Mittwoch (15. Februar 2023) publik gewordenen Vorwürfe drücken bei den Katalanen vor dem Gipfel in der Europa League gegen Manchester United massiv auf die Stimmung.
Die Behauptungen, die seit dem Vortag des Spiels durch die Medien geistern, wiegen schwer. Barça soll einem Unternehmen des damaligen Vizepräsidenten des Schiedsrichterausschusses CTA, José María Enríquez Negreira, zwischen den Jahren 2016 und 2018 insgesamt knapp 1,4 Millionen Euro für Beraterdienste überwiesen haben.
Schiri-Wirbel sorgt beim FC Barcelona für Unruhe
Wegen des Verdachts der „Korruption zwischen Privatpersonen“ habe die Staatsanwaltschaft schon vor einigen Monaten Ermittlungen gegen beide Seiten eingeleitet, berichteten zunächst der Radiosender „Cadena Ser“ und anschließend weitere spanische Medien unter Berufung auf die Behörden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte diese Informationen.
Den Medienberichten zufolge räumten sowohl die Vertreter des Tabellenführers als auch Enríquez Negreira bei ihren jeweiligen Anhörungen die Zahlungen ein, bestritten aber den Vorwurf der Korruption. Barças aktueller Präsident Joan Laporta nahm seinen Vorgänger, den für die Zahlungen verantwortlichen Josep Bartomeu, in Schutz, obwohl er Bartomeu ansonsten oft kritisiert.
Der beschuldigte Enríquez Negreira erklärte, dass durch die Zahlungen keinerlei Einfluss auf die Ansetzung von Schiedsrichtern oder deren Entscheidungen auf dem Platz eingefordert worden sei. Barça erklärte, die Analyse der Schiedsrichter sei ein unter Profi-Klubs übliches Vorgehen.Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:
Dass es dafür nicht zwingend der Dienste des Vize-Präsidenten der Referees bedarf, sollte allerdings den damaligen und aktuellen Verantwortungsträgern bewusst sein. Ebenso, wie ein solcher Auftrag auf die Öffentlichkeit wirken könnte. Zumal spanische Medien nun häppchenweise über die Details der Übereinkunft berichten.
FC Barcelona: DVD-Sammlung als entlastender Beweis?
„El País“ etwa informierte am Donnerstag (16. Februar) über die Abläufe beim Informationsaustausch. Vor jedem Spiel der ersten und zweiten Mannschaft sei dem Verein ein Umschlag übergeben worden, in dem sich eine DVD mit Video-Material zur Schiedsrichter-Analyse befand.
Barça habe sicherstellen wollen, dass die Referees die Spieler „neutral“ beurteilen. Einen Vorteil habe man aus den Diensten von Enríquez Negreira nicht ziehen wollen. Den Ermittlerinnen und Ermittlern sei mitgeteilt worden, dass dessen Berichte in den Räumlichkeiten des Klubs noch immer archiviert seien.
Damit solle sich aus Vereinssicht nachvollziehen lassen, dass es bei dem Millionen-Deal tatsächlich nur um Beratungen gegangen sei. Enríquez Negreira hatte zuvor erklärt, er selbst könne keine Nachweise über die Tätigkeit liefern, weil der Großteil seiner Arbeit verbal abgelaufen sei. (dpa/bc)