„Der hat sich totgelacht auf dem Platz“Fragwürdiger Elfer bei BVB-Remis – Hummels tobt nach Abpfiff

Mehrere BVB-Spieler beschweren sich bei Schiedsrichter Srdjan Jovanovic (l.).

Mehrere BVB-Spieler mit Schiedsrichter Srdjan Jovanovic (l.) am Dienstagabend (20. Februar 2024) im Champions-League-Spiel zwischen Borussia Dortmund und der PSV Eindhoven.

Zwei Leistungsträger fallen kurzfristig aus. Die Dortmunder führen dennoch in Eindhoven. Die Partie nimmt aber eine Wendung nach einer Attacke von Mats Hummels im Strafraum.

Borussia Dortmund kann trotz einer dürftigen Vorstellung weiter auf den ersten Viertelfinaleinzug in der Champions League seit 2021 hoffen. Mit dem 1:1 (1:0) bei der PSV Eindhoven verschaffte sich das Team von Trainer Edin Terzić eine passable Ausgangsposition für das Achtelfinal-Rückspiel am 13. März in Dortmund. Doch anders als in der erfolgreichen Gruppenphase zeigte der im Bundesliga-Titelkampf bereits weit abgeschlagene BVB in der Königsklasse am Dienstagabend (20. Februar 2024) nicht sein schöneres Gesicht.

Vor 35 000 Zuschauern im ausverkauften Philips Stadion sorgte Donyell Malen (24. Minute) gegen seinen ehemaligen Klub zwar für die Führung. Doch der Treffer von Luuk de Jong (54./Foulelfmeter) bescherte den vom ehemaligen Dortmunder Fußball-Lehrer Peter Bosz gecoachten Niederländern ein verdientes Remis.

Champions League: Dortmund und Eindhoven trennen sich 1:1

Die ersten Minuten verliefen schon wie erwartet oder besser: wie befürchtet aus Dortmunder Sicht. Denn PSV machte Druck. In der Liga ungeschlagen mit nur zwei Unentschieden, aber 20 Siegen drängten die Gastgeber den BVB in dessen Hälfte. Auch vor Keeper Alexander Meyer, der kurzfristig ins Tor der Gäste rücken musste, machten die Angreifer bei ihrem Forechecking in vorderster Reihe keinen Halt.

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Und Terzics Mannschaft tat sich mit der Spielweise schwer - wie schon so oft in dieser Saison. Die Folge: Das Aufbauspiel war fehlerhaft, Ballverluste kamen umgehend, Entlastung war nicht von Dauer.

Neben Stammkeeper Gregor Kobel, der sich offenbar beim Aufwärmen eine Muskelverletzung zugezogen hatte, fiel bei den Westfalen auch noch Niklas Süle erkrankt kurzfristig aus. An dessen Stelle rückte Routinier Mats Hummels in die Viererabwehrkette, die allen voran auf PSV-Kapitän de Jong aufpassen musste. Doch nicht nur auf einen der Topscorer in Europa, in der 17. Minute tauchte Malik Tillmann völlig unbedrängt am Strafraum auf. Er zielte aber zu ungenau.

Zuvor hatte der rechtzeitig wieder fitte Malen einen Versuch Richtung PSV-Tor gestartet, der Schuss des ehemaligen Profis des 24-maligen niederländischen Meisters war aber nicht stramm und auch nicht platziert genug. Immerhin, die erste heftige Drangphase der Gastgeber war überwunden.

Hummels: „Ich verstehe die Schiedsrichter aktuell nicht“

Der BVB setzte sich in der PSV-Hälfte etwas fest und über Marcel Sabitzer landete der Ball bei Malen. Der Niederländer, der im Sommer 2021 von Eindhoven nach Dortmund gewechselt war, setzte sich im Dribbling durch und zog ins kurze Eck ab, der Ball wurde auch noch abgefälscht. Auf allzu ausgelassenen Jubel verzichtete Malen an alter Wirkungsstätte aus Respekt.

Er dürfte auch geahnt haben, dass sich die Hausherren ganz und gar nicht geschlagen geben würden. Und sie kamen auch wieder zu Chancen, weil der BVB in der Defensive zu fehlerhaft agierte.

Letztlich hielt Ersatzmann Meyer den Kasten der Borussen sauber bis zum Ende der ersten Hälfte. Ein Durchatmen gab es nur in der Pause, danach bestimmte wieder PSV das Spiel. Der BVB wirkte wie schon zu Beginn der ersten Hälfte zu passiv, verlor im Spielaufbau zu leicht den Ball und konnte wieder für keine Entlastung sorgen.

Als dann Hummels bei einer Grätsche den Ball traf und auch Tillmann, entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter. Sehr zum Unwillen von Hummels wurde dessen Entscheidung auch vom Video-Referee bestätigt. De Jong verwandelte den Strafstoß cool und flach ins Eck zu seinem wettbewerbsübergreifend 28. Saisontor.

Die Entscheidung machte Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe fassungslos. Auf der Plattform X schrieb der 50-Jährige: „Elfer?? Hummels spielt klar den Ball zuerst, rutscht auch nicht unkontrolliert danach rein - normaler Kontakt nach dem Ballspielen. Eine Farce… und noch dazu auf CL-League-Niveau…VAR was..?“

Hier seht ihr den X-Post von Manuel Gräfe:

Hummels erklärte nach dem Spiel bei Amazon Prime: „Null Prozent Elfmeter für mich. Null. Ich grätsche rein und spiele ganz klar und deutlich den Ball. Ich verändere die Bahn und erwische ihn danach noch leicht. Wir sind im Fußball. Als tut mir leid, aber null Prozent Elfmeter für mich. Der Tillman hat sich danach totgelacht auf dem Platz. Der Bakayoko auch. Zweiter lächerlicher Elfmeter nach dem Paris-Spiel, den wir schon kassiert habe.“

Weiter betonte er: „Leider habe ich den Eindruck, der VAR hat die Schiedsrichter schlechter gemacht. Ich fand die Schiedsrichter früher besser.“ Der frühere Profi-Schiedsrichter Wolfgang Stark sprach bei Amazon Prime von einer „kniffligen Situation“, in der man aber durchaus auf Elfmeter entscheiden könne, weil Hummels „durch das Tackling ein hohes Risiko“ eingegangen sei und „mit dem Nachziehbein ein klarer Kontakt“ vorgelegen hätte.

Diese Aussagen verärgerten Hummels: „Das ist eine Erklärung, die kann nur aus dem Regelbuch kommen und nicht aus dem Profifußball, das möchte ich einmal betonen. Nachziehbein, nachdem ich drei Minuten vorher den Ball gespielt habe - also bei aller Liebe.“ Hummels unterstützte die Idee, bei den Video-Schiedsrichtern auch Ex-Profis einzubinden. „Diesen Elfmeter gibt dir kein Verteidiger auf der Welt“, sagte der Nationalspieler.

Nach einer guten Stunde nahm Terzić Marco Reus nach einem unauffälligen Auftritt aus der Mannschaft und brachte in Nationalspieler Julian Brand einen frischen Spieler für die Offensive. Wenig später kam Marius Wolf im Mittelfeld für den Jadon Sancho und scheiterte anschließend knapp mit einem Freistoß. Doch Eindhoven war dem Siegtor insgesamt deutlich näher. Nur mit viel Mühe rettete der BVB das Remis. (dpa/fr)