KommentarAus in der Champions League: Der BVB wütet gegen den Schiedsrichter – ist aber selbst schuld

Emre Can, Marco Reus und Nico Schlotterbeck diskutieren mit Schiedsrichter Danny Makkelie.

Borussia Dortmund wütete nach dem Ausscheiden aus der Champions League am Dienstagabend (8. März 2023) gegen den FC Chelsea gegen den Schiedsrichter Danny Makkelie. Doch ist der Schuldige damit wirklich gefunden?

Der BVB ist in der Champions League nach einer strittigen Elfmeter-Entscheidung ausgeschieden. Die Spieler wüteten anschließend gegen den Schiedsrichter – doch der ist nicht für das Aus verantwortlich, meint unser Autor.

von Maximilian Neumann  (mn)

Borussia Dortmund ist nach einer 0:2-Niederlage im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Chelsea ausgeschieden. Nach dem Spiel wütete der BVB gegen Schiedsrichter Danny Makkelie (40). Doch wer glaubt, dass die Schwarz-Gelben durch die Schiedsrichterleistung ausgeschieden sind, täuscht sich. Ein Kommentar.

Eigentlich hatte sich der BVB im Achtelfinal-Hinspiel mit dem 1:0-Heimsieg eine hervorragende Ausgangslage geschaffen und mit einer Serie von zehn Siegen in Folge gerade einen Vereinsrekord eingestellt. Beim kriselnden Star-Ensemble des FC Chelsea machte sich am 7. März 2023 jedoch schon nach wenigen Spielminuten die Ernüchterung bei allen Fans, die es mit Borussia Dortmund halten, breit.

BVB hadert mit dem Schiedsrichter – und lässt Stärken vermissen

Die Blues dominierten den BVB im Rückspiel an der Stamford Bridge mit hohem Pressing und sorgten so von Beginn an für viele ungewohnte Ballverluste. Die Borussia wackelte gewaltig und wirkte sichtlich nervös.

Dazu passte, dass Julian Brandt (26), der sinnbildlich für die Dortmunder Erfolgswelle der letzten Wochen stand, schon nach fünf Minuten verletzt vom Platz humpelte. Karim Adeyemi (21), der mit seinem Solo-Lauf im Hinspiel für den umjubelten Siegtreffer sorgte, war verletzungsbedingt erst gar nicht im Kader.

Auch wenn sich der BVB im Laufe der ersten Halbzeit stabilisierte und Ersatzkeeper Alexander Meyer (31) mit starken Paraden lange die Null hielt, blieb der FC Chelsea deutlich gefährlicher und erzielte so kurz vor der Halbzeit die überfällige 1:0-Führung.

Nach Wiederanpfiff war es wieder nicht der BVB, sondern Chelsea, die direkt wieder viel Druck machten. Die Folge? Eine Chelsea-Flanke von Ben Chilwell (26) prallte direkt an den ausgefahrenen Arm von Rechtsverteidiger Marius Wolf (27).

24 Unparteiische im Fußball-Oberhaus

Schiedsrichter-Quiz: Erkennst du alle Bundesliga-Referees?

Schiedsrichter Daniel Schlager (l) tröstet Florian Kainz, der bei seinem Elfmeter den Ball zwei Mal berührt hatte, rechts steht Kölns Torwart Marvin Schwäbe.

Kennst du die 24 Schiedsrichter aus der Fußball-Bundesliga? Wer sein Schiri-Wissen testen will, klickt sich hier durch die Galerie der Schiri-Riege im Fußball-Oberhaus. Darin enthalten ist auch der Referee, der Florian Kainz am 18. Januar 2022 nach seinem Unglücks-Elfmeter im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV tröstete.

Schiedsrichter Timo Gerach zeigt Rostocks Dennis Dressel (l) die Gelbe Karte.

Ein Newcomer zum Start. Ab der Saison 2023/24 gehört er zum festen Kader der Bundesliga-Schiedsrichter, hier zeigt er am 4. September 2022 in der 2. Bundesliga Dennis Dressel von Hansa Rostock die Gelbe Karte. Sein Name? Die Auflösung findest du im nächsten Bild.

Schiedsrichter Felix Brych zeigt eine Entscheidung mit der Hand an.

Auflösung voriges Foto: Timo Gerach. Deutlich einfacher wird es beim mit Abstand erfahrensten Bundesliga-Schiri, der seit 2004 dabei ist. Hier leitet er am 28. Januar 2023 das Berlin-Derby zwischen Hertha BSC und dem FC Union. Auch hier gilt: Weiterklicken für die Auflösung.

Schiedsrichter Martin Petersen wartet gemeinsam mit Mario Götze (l.) und Jan Thielmann (r.) im Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln am 21. August 2022 eine VAR-Entscheidung ab.

Auflösung voriges Foto: Felix Brych. Schiedsrichter Nummer drei ist seit 2017 in der Bundesliga dabei, hier wartet er gemeinsam mit Mario Götze (l.) und Jan Thielmann (r.) im Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln am 21. August 2022 eine VAR-Entscheidung ab.

Schiedsrichter Robert Hartmann gestikuliert auf dem Spielfeld.

Auflösung voriges Foto: Martin Petersen. Der nächste Mann hat bereits über ein Jahrzehnt in der Bundesliga auf dem Buckel. Der Allgäuer ist, wie hier am 29. Januar 2023 zwischen dem HSV und Eintracht Braunschweig, aber auch immer wieder in der 2. Bundesliga gefragt.

Mats Hummels und Salih Özcan von Dortmund diskutieren nach einem Stürmerfoul mit Schiedsrichter Sven Jablonski.

Auflösung voriges Foto: Robert Hartmann. Seit der Saison 2017/2018 steht dieser Schiedsrichter bereits auf den Bundesliga-Plätzen Rede und Antwort, wenn Stars wie Mats Hummels und Salih Özcan noch mal genauer nachfragen – so wie hier am 11. November 2022 beim BVB-Gastspiel in Gladbach.

Schiedsrichter Patrick Ittrich (M) ermahnt Augsburgs Geschäftsführer Sport Stefan Reuter (r) im Beisein von Trainer Enrico Maaßen.

Auflösung voriges Foto: Sven Jablonski, der ebenso wie der nächste Schiedsrichter aus dem Norden stammt. Der hier abgebildete Hamburger Unparteiische weist Schiri-Schreck Stefan Reuter vom FC Augsburg am 17. Februar 2023 beim Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim in die Schranken und ist schon seit 2016 Bundesliga-Referee.

Schiedsrichter Tobias Welz zeigt Dortmunds Thomas Meunier die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Patrick Ittrich. Hier wird Thomas Meunier im BVB-Gastspiel beim SC Freiburg am 21. August 2022 von einem extrem erfahrenen Bundesliga-Schiedsrichter verwarnt, der seit 2010 im Oberhaus Spiele pfeift und Karten zückt.

Schiedsrichter Tobias Stieler geht über den Platz.

Auflösung voriges Foto: Tobias Welz. Anderthalb Jahre später kam Anfang 2012 der nächste Hamburger Schiedsrichter in die Bundesliga, hier leitet er am 14. August 2021 das Spiel zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt. 2019 pfiff er außerdem das Finale im DFB-Pokal.

Schiedsrichter Tobias Reichel gestikuliert in Richtung Herthas Marvin Plattenhardt.

Auflösung voriges Foto: Tobias Stieler. Ein kleiner Hinweis zum Schiedsrichter, der hier Marvin Plattenhardt von Hertha BSC im Spiel bei Werder Bremen am 28. Oktober 2022 ins Gebet nimmt: Auch er hört auf den Vornamen Tobias, gehört seit 2020 zur Riege der Bundesliga-Referees.

Schiedsrichter Sascha Stegemann schickt Unions Niko Gießelmann mit Gelb-Rot vom Platz.

Auflösung voriges Foto: Tobias Reichel. Nico Gießelmann wird hier am 31. Januar 2023 von einem seit 2014 in der Bundesliga aktiven Schiedsrichter mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Der Mann, der hier das Pokalspiel zwischen Union Berlin und dem VfL Wolfsburg leitet, heißt übrigens nicht Tobias.

Schiedsrichter Marco Fritz (M) zeigt Jordy de Wijs (l) nach seiner zweiten GelbenKarte die Rote Karte.

Auflösung voriges Foto: Sascha Stegemann. Aus dem kleinen Örtchen Korb in Baden-Württemberg pfiff sich der nächste Schiri bis in die Bundesliga. Dort leitet er seit 2009 Spiele. Hier ist er im Zweitliga-Duell zwischen Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf am 18. Februar 2023 zu sehen, wo er Jordy de Wijs vom Platz stellt.

Paderborns Trainer Lukas Kwasniok (r) beschwert sich bei Schiedsrichter Daniel Schlager.

Auflösung voriges Foto: Marco Fritz. Dass Schiedsrichter sich von den Trainern einiges anhören müssen, wird bei diesem Bild deutlich. Paderborn-Coach Lukas Kwasniok ist nach dem Aus im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart am 31. Januar 2023 stinksauer. Doch welchem Referee brüllt er seinen Unmut entgegen?

Schiedsrichter Deniz Aytekin spricht bei einem Bundesliga-Spiel in sein Mikrofon

Auflösung voriges Foto: Daniel Schlager. Der wohl bekannteste deutsche Schiedsrichter, der jahrelang auch international im Einsatz war, ist hier zu sehen. Seit 2008 leitet der Betriebswirt Spiele in der Bundesliga, so wie hier am 30. April 2022 das Duell zwischen Arminia Bielefeld und Hertha BSC.

Schiedsrichter Florian Badstübner (M) gestikuliert, während er von mehreren Freiburg-Spielern belagert wird.

Auflösung voriges Foto: Deniz Aytekin. Der hier beim Bundesliga-Duell des SC Freiburg gegen den 1. FC Köln zu sehende Referee ist noch deutlich frischer im Fußball-Oberhaus, pfeift dort seit 2020.

Schiedsrichter Bastian Dankert lacht und gestikuliert.

Auflösung voriges Foto: Florian Badstübner. Dass auch gute Laune zum Schiedsrichter-Wesen gehört, wird auf diesem Bild vom Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen am 18. Februar 2023 deutlich.

Der Karlsruher Trainer Christian Eichner (l) erhält von Schiedsrichter Frank Willenborg die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Bastian Dankert. Hier sehen Sie Lehrkräfte unter sich. Sowohl KSC-Trainer Christian Eichner (l.) als auch der hier durchgreifende Schiedsrichter (r.) haben abseits des Fußballs Erfahrung mit dem Pädagogen-Job. Doch wie heißt der Realschullehrer, der am 10. Februar 2023 im Spiel des Karlsruher SC gegen Greuther Fürth die Gelbe Karte zückt?

Schiedsrichter Benjamin Brand (M) zeigt Wolfsburgs Mattias Svanberg (2.vr) die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Frank Willenborg. Mit über 100 Einsätzen in der 1. und 2. Bundesliga hat sich der nächste Mann schon einen Namen gemacht, lässt sich auch von zwei Wolfsburgern nicht beeindrucken, die am 10. Februar 2023 im Spiel beim FC Schalke auf ihn einreden.

Schiedsrichter Daniel Siebert zeigt im Bundesliga-Spiel die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Benjamin Brand. Weiter geht es mit Deutschlands Schiedsrichter bei der WM 2022 in Katar. Nach zehn Jahren in der Bundesliga erfüllte sich der Berliner Referee, hier am 20. Januar 2023 im Spiel zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern, seinen großen Karriere-Traum.

Schiedsrichter Felix Zwayer gibt bei einem Bundesliga-Spiel Anweisungen

Auflösung voriges Foto: Daniel Siebert. Ebenfalls aus Berlin kommt der wohl umstrittenste aller deutschen Schiedsrichter. Obwohl er schon seit 2009 in der Bundesliga pfeift, reißt Kritik von Spielern oder Ex-Kollegen nicht ab. (Foto: 19. Februar 2022)

Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck spricht mit Gladbachs Jonas Hofmann.

Auflösung voriges Foto: Felix Zwayer. Erst elf Jahre später, 2020, kam dieser Unparteiische in die Bundesliga. Hier spricht er am 4. November 2022 in aller Ruhe mit Gladbach-Profi Jonas Hofmann.

Schiedsrichter Christian Dingert zeigt die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Matthias Jöllenbeck. Weiter geht es mit einem pfeifenden Diplom-Verwaltungswirt, der seit 2010 Bundesliga-Spiele leitet. Hier zückt er im Spiel zwischen Arminia Bielefeld und Greuther Fürth am 16. Januar 2022 Gelb.

Schiedsrichter Robert Schröder spricht mit den Spielern.

Auflösung voriges Foto: Christian Dingert. Mit dem hier abgebildeten Schiedsrichter ist nicht zu spaßen, in der Saison 2021/2022 griff nur Daniel Schlager noch häufiger zur Gelben Karte als der Hannoveraner (16 Stück in 60 Spielen). Hier ruft er die Spieler von Fortuna Düsseldorf und Holstein Kiel am 29. Oktober 2022 auch ohne Verwarnung zur Ordnung.

Schiedsrichter Harm Osmers zeigt in der Bundesliga eine Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Robert Schröder. Der nächste gesuchte Referee zückt hier im Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Bayern München am 5. Februar 2023 Gelb. In der vorigen Bundesliga-Saison zeigte er in 15 Spielen 42 Mal Gelb, pfiff außerdem fünf Elfmeter. Auch hier lag nur Daniel Schlager (6) vorne.

Schiedsrichter Sören Storks beim Spiel zwischen Nürnberg und Holstein Kiel.

Auflösung voriges Foto: Harm Osmers. Der gesuchte Schiri pfeifft bereits seit 2012 im deutschen Profi-Fußball. Seit der Saison 2017 pfeift er auch in der Bundesliga. Das Foto zeigt ihn bei der Zweitliga-Partie zwischen dem 1. FC Nürnberg und Holstein Kiel.

Die Bundesliga-Schiedsrichter laufen über den Rasen.

Auflösung voriges Foto: Sören Storks. Das war es mit den 24 Bundesliga-Schiedsrichtern. Hier sehen Sie die Schiri-Riege mit ihren Assistenten noch einmal beim gemeinsamen Winter-Trainingslager Anfang Januar 2023 im portugiesischen Lagos.

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Nach VAR-Eingriff und Ansicht der Bilder zeigte Schiedsrichter Danny Makkelie auf den Punkt. Doch als Nationalspieler Kai Havertz (23) den fälligen Strafstoß an den rechten Pfosten setzte, standen gleich mehrere Spieler beider Mannschaften im Strafraum.

So blieb Makkelie trotz großer BVB-Proteste nichts anderes übrig, als den Elfmeter zu wiederholen. Auch wenn die harte Entscheidung jeden BVB-Fan zum Kochen gebracht haben dürfte, ist sie regeltechnisch korrekt – und ebnete so gleichzeitig den Weg zu Havertz 2:0-Siegtreffer für die Blues.

Nach Spielschluss hatten die Dortmunder den Schuldigen für das Ende der märchenhaften Siegesserie schnell gefunden. TV-Experte und BVB-Berater Matthias Sammer (55) sprach nach dem Spiel von einem „handfesten Skandal“. „Der Schiri war heute schuld“, nannte auch Emre Can (29) sofort den Grund für das bittere Ausscheiden aus der Königsklasse.

Aus in der Champions League: Der BVB hat den FC Chelsea eingeladen

Doch ist der Schiedsrichter wirklich für das Aus im Achtelfinale verantwortlich? Fakt ist: Die Erfolge der letzten Wochen brachten das Spielglück zurück nach Dortmund. Im Hinspiel in Dortmund feuerten die Londoner aus allen Lagen auf das Tor des BVB (21:14 Torschüsse) – doch die Blues trafen nur Aluminium oder scheiterten an Emre Can, der den Ball gerade noch von der Torlinie kratzte. Für den 1:0-Sieg hatte der BVB hart gekämpft.

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Der FC Chelsea, der seit Anfang November nur sieben Liga-Tore erzielte und allein im Winter über 300 Millionen Euro in neue Spieler gepumpt hatte, wollte das fehlende Spielglück im Rückspiel endlich erzwingen. Doch zur bitteren Wahrheit gehört auch: Der BVB hat sie am Dienstagabend mit seiner Spielweise dazu eingeladen und den Kampf aus dem Hinspiel vermissen lassen.

Die Borussia tut gut daran, die Fehler in Zukunft wieder bei sich zu suchen und sich auf ihre Stärken zu fokussieren. Denn: Sollte der BVB im wichtigen Revierderby gegen den FC Schalke am Samstag (11. Februar 2023) erneut als Verlierer vom Platz gehen ist sie plötzlich wieder da – die leidige Mentalitätsfrage.