Mega-Investitionen gescheitertScherbenhaufen FC Chelsea: Die zu kleine Kabine ist sinnbildlich

Sie alle drei konnten den Erfolg beim FC Chelsea nicht herbeiführen.

Sinnbildlich für die gescheiterte Transferpolitik des FC Chelsea: Enzo Fernandez (li.) und Michajlo Mudryk (re.). In der Mitte Investor Todd Boehly.

600 Millionen Euro ausgegeben, alle Titelträume geplatzt – und die Krise ist größer denn je: Beim FC Chelsea herrscht nach dem Champions-League-Aus Katerstimmung.

Didier Drogba (45) blutete das Herz. Der sportliche Niedergang, der aufgeblähte Millionen-Kader, das Chaos auf Führungsebene, das beschädigte Image – die Erosion des FC Chelsea machte der Stürmerlegende schwer zu schaffen.

„Ich erkenne meinen Klub nicht mehr. Das ist nicht mehr derselbe Verein“, sagte Drogba im französischen TV – und sah dann das schmerzhafte, aber gleichzeitig auch erwartbare Aus in der Champions League.

FC Chelsea: Investitionen von 600 Millionen umsonst?

0:2 verloren die Londoner das Viertelfinal-Rückspiel gegen Real Madrid. Schon das Hinspiel hatte Chelsea vergeigt, ebenfalls mit 0:2. Der Klub, der vor knapp zwei Jahren unter dem heutigen Bayern-Trainer Thomas Tuchel (49) die Königsklasse gewann, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Von der Final-Startelf von 2021 standen am Dienstagabend nur noch vier Spieler zu Beginn auf dem Platz, darunter der glücklose Nationalspieler Kai Havertz (23).

Besitzer Toddy Boehly (49) machte sich an der Stamford Bridge ein Bild vom Zustand seines Klubs – und konnte nur entsetzt sein. Der US-Milliardär steht für den Wandel bei den Blues. Für viele ist es ein Wandel zum Negativen. „Es gibt einen neuen Eigner und eine neue Vision“, beschrieb es Drogba diplomatisch. Viel hilft viel, so lautet augenscheinlich der Plan Boehlys. Er geht nicht auf.

Investitionen von über 600 Millionen Euro für Transfers haben die Mannschaft nicht verstärkt. Individuelle Klasse ist zweifellos vorhanden, eine funktionierende Einheit ist das Team nicht. Abwehrchef Thiago Silva (38) rechnete mit den Verantwortlichen ab und forderte ein Umdenken.

Thiago Silva: „Wir müssen damit aufhören“

„Im Januar haben wir acht Spieler verpflichtet. Wir müssen damit aufhören und eine Strategie entwickeln“, sagte der Brasilianer und kritisierte die Kadergröße: „Sonst laufen wir Gefahr, in der nächsten Saison die gleichen Fehler zu machen.“

Dass Silva trotz der massiven Investitionen und seiner 38 Jahre immer noch der beste Verteidiger der Blues ist, scheint bezeichnend für die fehlgeschlagene Transfer-Politik. Sichtlich gefrustet sagte er: „Wir mussten die Umkleidekabine vergrößern, weil sie nicht zur Größe des Kaders passte. Es ist eine schwierige Zeit für den Verein, mit großer Unschlüssigkeit.“

„Eine Kabine mit mehr als 30 Spielern macht es einem Trainer nicht einfach“, sagte Drogba. Derzeit scheitert die Klub-Ikone Frank Lampard (44) in zweiter Amtszeit an der Aufgabe. Der als Interimslösung bis zum Saisonende installierte Nachfolger von Graham Potter (47) kassierte vier Niederlagen in vier Spielen.

Chelsea wird die Saison ohne Titel beenden und mutmaßlich sogar die Conference League verpassen. In der Premier League ist der vermeintliche Titelkandidat nur Elfter.

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„Wir sind nicht da, wo wir sein wollen“, sagte Lampard nach dem Aus gegen Real: „Vielleicht sind einige Vereine stabiler als wir, was den Kader angeht. Aber wir können jetzt die Weichen stellen, um dorthin zu kommen, wo wir hinwollen.“

Einer, der ab Sommer auf dem wackligen Fundament aufbauen könnte, ist Julian Nagelsmann (35). Nach seiner Entlassung beim FC Bayern zählt der 35-Jährige zu den Favoriten auf das Amt des Teammanagers, Chelsea soll sich bereits mit ihm getroffen haben. Diesen Scherbenhaufen aufzukehren, wäre allerdings auch für den Deutschen eine Mammutaufgabe. (dpa/sid/sto)