Die deutschen Fußball-Frauen stehen unmittelbar vor dem Höhepunkt der Saison: Die EM in England steigt vom 6. bis 31. Juli 2022. Vorher wird nicht nur über die sportlichen Leistungen diskutiert, sondern auch über Prämien.
Prämien-DiskussionNationalspielerin erklärt größten Unterschied zum Männer-Fußball – hat sie recht?
Generalprobe in Erfurt: Die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft hat am Freitagabend (24. Juni 2022) den EM-Härtetest gegen die Schweiz souverän bestanden. Mit einem 7:0-Sieg schoss sich das Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg (54) für die Endrunde in England (ab 6. Juli) warm.
Dort trifft Deutschland in der Vorrunde in der Gruppe B auf Dänemark (8. Juli), Spanien (12. Juli) und Finnland (16. Juli). „Es tut super gut, so ein Spiel zu absolvieren. Das gibt Selbstvertrauen und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. So soll es weitergehen“, sagte die überragende Klara Bühl (21) nach ihrem Hattrick am ZDF-Mikrofon.
DFB-Prämien: Frauen 60.000 Euro, Männer 400.000 Euro
Doch es wird im Vorfeld der Europameisterschaft nicht nur über die sportlichen Leistungen auf dem Platz diskutiert, es geht auch um Prämien. Bei einem Erfolg in England würde jede DFB-Spielerin 60.000 Euro bekommen.
Das ist zwar so viel wie nie zuvor, aber im Vergleich zu den Männern extrem wenig. Die DFB-Herren hätten für einen EM-Sieg 2021 satte 400.000 Euro pro Kopf erhalten.
Nationalspielerin Laura Freigang (24, Frankfurt) ist nicht neidisch, sagt aber gegenüber der „FAZ“: „Natürlich spielt das Geld eine große Rolle und alles, was mit dem Geld an Drumherum mitkommt. Das Geld verändert die Strukturen enorm.“
Dabei sieht sie weniger Geld nicht nur als Nachteil: „Wir Frauen sind länger unbeschwert. Das ist ein großer Luxus. Der Fußball bei uns fühlt sich noch immer sehr ehrlich und direkt an. Das finde ich angenehm, das wünschen sich auch viele Fans – und darin liegt eine Möglichkeit, unsere Position zu stärken.“
Bundestrainerin Voss-Tecklenburg sagte im Interview mit dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“, „dass das, was im Männerfußball passiert, einfach überdimensioniert ist. Das sind Bereiche, die der normale Fan nicht mehr nachvollziehen kann.“
Ihr Vorschlag: „Beim Männerfußball weniger und bei uns vielleicht ein bisschen mehr.“ Ihr wäre es am liebsten, die Prämien der Männer, Frauen und der U21 anzugleichen, „weil diese drei Team vorneweg marschieren“.
Auf lange Sicht sieht Voss-Tecklenburg auch den europäischen und den Weltverband in der Pflicht: „Der Auftrag an die FIFA und die UEFA ist, dass es irgendwann ein Prämiensystem gibt, wo es für alle gleich ist – das würden wir uns wünschen.“