Fußball-Bundesliga„Scheißtag für alle“: Kiel unterliegt auswärtsstarkem Mainz

Muss sich Gedanken über die Leistung seiner Mannschaft machen: Holstein Kiels Trainer Marcel Rapp.

Muss sich Gedanken über die Leistung seiner Mannschaft machen: Holstein Kiels Trainer Marcel Rapp.

Mainz 05 geht in der Bundesliga gern auf Reisen. Auch bei Holstein Kiel gewinnt das Team von Trainer Bo Henriksen und ist seit März auswärts ungeschlagen. Die Leistung der Kieler ist bedenklich.

Die Mainzer Auswärtsspezialisten ließen sich von ihren Fans feiern, tanzten und sprangen vor dem Gästeblock auf und ab. Auf der anderen Seite holte Holstein Kiels Trainer Marcel Rapp seine Spieler nach dem 0:3 (0:2) gegen Mainz 05 im Mittelkreis zusammen. Nicht allein das Ergebnis, sondern vor allem die bislang schwächste Leistung seit dem Aufstieg in die Fußball-Bundesliga führte zu erhöhtem Gesprächsbedarf.

„Das Spiel war eine Katastrophe. Das war heute ein Scheißtag für alle“, meinte Kiels Mittelfeldspieler Nicolai Remberg. Klare Worte lieferte auch ein angefressener Lewis Holtby: „Die Art und Weise, wie wir verloren haben. Ohne Chancen. Das war ein katastrophales Spiel von uns, muss man ehrlicherweise sagen. Es war heute nicht gut genug“, sagte Kiels Kapitän bei DAZN. Holstein habe „gar nicht“ im Spiel stattgefunden, weder mit noch gegen den Ball, grantelte der 34-Jährige. „Ein katastrophales Spiel von uns.“

Sonderlob für Paul Nebel

Ganz andere Töne gab's im Mainzer Lager: „Es war eine sehr erwachsene Vorstellung unserer Mannschaft“, lobte Sportdirektor Niko Bungert sein Team. „Die Jungs haben von der ersten Minute an zeigen wollen, dass heute für Kiel nichts zu holen ist.“ Ein Sonderlob gab's für den starken Paul Nebel, der das 1:0 vorbereitet hatte: „Paul ist unglaublich, was er an Metern macht“, sagte Bungert: „Wenn er den Ball hat, hat man immer das Gefühl, da brennt nichts an.“

Nadiem Amiri (11. Minute) mit seinem dritten Saisontor und Jung-Nationalspieler Jonathan Burkardt (37.) per Handelfmeter sorgten vor 14.906 Zuschauern schon vor der Pause für die sichere Führung. Der Ex-Kieler Jae Sung Lee (53.) beseitigte mit seinem ebenfalls dritten Saisontreffer die letzten Zweifel. Die Mainzer waren in allen Belangen überlegen und festigten ihren Platz im oberen Tabellenmittelfeld. „Von der ersten Minute waren wir da“, stellte Amiri fest. „Breite Brust gehabt, sehr geil gespielt.“

Kieler erschreckend schwach 

Dagegen zeigten die Kieler drei Wochen nach dem ersten Bundesliga-Sieg in ihrer Club-Geschichte (1:0 gegen den 1. FC Heidenheim) vor allem in der ersten Halbzeit eine kaum erstliga-taugliche Leistung und sind als Tabellen-17. weiter auf einem Abstiegsplatz.Für Kiel schlug der Fluch der frühen Gegentore zu, als Amiri die bis dahin beste Kombination der Mainzer erfolgreich vollendete. Es war der neunte Gegentreffer in den ersten 20 Minuten im elften Ligaspiel. Amiri (32.) verpasste einen Doppelpack, als er den Ball bei einem Freistoß an die Latte setzte.

Holstein-Trainer Rapp reagiert mit zwei Wechseln 

Kiels Trainer Marcel Rapp reagierte früh auf die desolate Vorstellung seiner Mannschaft. Für Angreifer Shuto Machino und Defensivspieler Tymoteusz Puchacz brachte er Finn Porath und Armin Gigovic (33.). Nur zwei Minuten später verursachte ausgerechnet Gigovic den Handelfmeter, den Burkardt zu seinem siebten Saisontor nutzte.

Mainz auch im zweiten Abschnitt souverän 

An den Kräfteverhältnissen auf dem Platz änderte sich auch nach der Pause nichts. Die Mainzer waren taktisch, technisch, spielerisch besser als ihr Gegner. Sie ließen den Ball durch ihre Reihen laufen, ohne groß gestört zu werden. Lees Kopfballtor war die logische Folge der Überlegenheit des FSV. Aus Verbundenheit zu seinem früheren Verein verzichtete der Koreaner auf ausgiebigen Jubel.

Einen scheinbaren Schreckmoment gab es noch für die Mainzer: Burkardt (80.) musste ausgewechselt werden. Zuvor hatte er erneut ins Tor getroffen, stand aber dabei im Abseits. 05-Trainer Henriksen gab Entwarnung. Burkardt habe lediglich einen Krampf gehabt. „Das ist ja auch ein gutes Zeichen“, sagte Henriksen mit einem Lächeln. (dpa)