Union Berlin verliert beim Debüt von Trainer Steffen Baumgart. Vielmehr wird aber über den verbalen Angriff von Präsident Dirk Zingler auf den DFB gesprochen.
Fußball-BundesligaVerbale Attacken bei Baumgarts missglücktem Union-Einstand
Steffen Baumgarts missglückter Einstand als neuer Trainer von Union Berlin rückte angesichts der verbalen Attacke seines Vorgesetzten Dirk Zingler ein wenig in den Hintergrund. Der 60 Jahre alte Präsident der „Eisernen“ hatte am Rande der 0:2-Niederlage beim 1. FC Heidenheim zum großen Rundumschlag gegen den Deutschen Fußball-Bund ausgeholt.
Das Sportgericht des Verbandes hatte am Donnerstag nach einem Feuerzeugwurf eines Union-Anhängers auf Torwart Patrick Drewes vom VfL Bochum das 1:1 vom 14. Dezember annulliert und dem abstiegsbedrohten Bundesligisten aus dem Ruhrgebiet am Grünen Tisch den Sieg zugesprochen (2:0). Für Zingler ist das Urteil „ein Skandal“, wie er in der Heidenheimer Voith-Arena vor Spielbeginn gegenüber Sky bekräftigte.
Aus Sicht des Funktionärs habe der Kontrollausschuss mit Anton Nachreiner an der Spitze „mal wieder ein politisches Exempel statuieren“ wollen. „Er wollte ein Urteil erzwingen, um die Gewalt auf den Rängen zu bekämpfen. Dann wird auch gerne mal ein Schiedsrichter geopfert“, sagte Zingler, der ankündigte, dass Union in Berufung gehen werde.
Lag die Fortsetzung des Spiels nach 25-minütiger Unterbrechung aber tatsächlich im Ermessen des Unparteiischen Martin Petersen? Zingler sieht das so, der VfL Bochum und das Sportgericht nicht. Sollte der Schiedsrichter einen Fehler gemacht haben, dann müsse das Spiel wiederholt werden, findet der Union-Präsident.
VfL-Konkurrenten als Nebenkläger?
Mittlerweile meldeten sich auch Bochums Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt zu Wort. Sie könnten bei der Revision als Nebenkläger auftreten. „Ich kann mit dem Urteil nichts anfangen und es nicht nachvollziehen, ich bewerte es als falsch“, sagte Heidenheims Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald. „Was der VfL Bochum da macht, ist ein Stück weit nach dem letzten Strohhalm greifen.“
Auch beim FC St. Pauli ist die Verstimmung groß. „Man muss natürlich hinterfragen, inwieweit man mit dem Urteil in die Integrität des Wettbewerbs eingreift. Unbeteiligte Vereine sind selbstverständlich durch dieses Urteil betroffen. Das ist etwas, das wir uns genau anschauen“, sagte Präsident Oke Göttlich dem TV-Sender Sky.
Aussichten auf Erfolg hat ein Einspruch aber ohnehin nicht, glaubt Sportrechtler Thomas Summerer. „Diese markigen Worte von Union Berlin sind hier gänzlich unangebracht. Ich verstehe zwar, dass es wehtut, wenn man am Grünen Tisch Punkte verliert, aber das ist gefestigte Rechtsprechung“, sagte er im Deutschlandfunk und verwies auf vergleichbare Vorfälle mit Pyrotechnik in den Stadien von Carl-Zeiss Jena und Dynamo Dresden. „Da sind die Clubs durch alle Instanzen gegangen - bis zum Bundesgerichtshof. Und der hat die Gefährdungshaftung aufrechterhalten, hat gesagt, es ist in Ordnung, wenn hier ein Club haftet für das Fehlverhalten seiner Zuschauer.“
Sieglos-Serie geht auch unter Baumgart weiter
In Heidenheim gab es keine denkwürdigen Vorfälle auf den Rängen. Jedoch mussten die Union-Anhänger konsterniert feststellen, dass die Negativserie auch nach dem Trainerwechsel von Bo Svensson zu Baumgart weitergeht. Mittlerweile wartet Union seit wettbewerbsübergreifend zehn Pflichtspielen auf einen Sieg.
„Das ist natürlich nicht das Ergebnis, das wir wollen“, sagte Baumgart, der in der Englischen Woche mit Heimspielen gegen den FC Augsburg am Mittwoch und den FSV Mainz 05 am Sonntag auf ein Ende der Talfahrt hofft. Schon in der ersten Halbzeit sah Tom Rothe die Rote Karte. Zuvor scheiterte Stürmer Jordan mit der besten Chance der Köpenicker an der Latte (8.). Besser machten es die Heidenheimer, die mit ihrem ersten Torschuss durch Frans Krätzig die Führung erzielten (17.) und in Überzahl durch Adrian Beck die Entscheidung bejubeln durften (84.).
„Das ist ein sehr, sehr unglücklicher Spielverlauf, das muss man schon sagen“, erklärte Kapitän Christopher Trimmel mit Blick auf den Platzverweis. „Aber wir können uns nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben.“ Ganz nach dem Vorbild von Präsident Zingler. Auch er setzt alle Hebel in Bewegung, um mit Hilfe der Berufung das Urteil des DFB-Sportgerichts doch noch zugunsten der Unioner zu kippen. (dpa)