Da werden einige Fans staunenElf Katar-Kicker raus, fünf Neue: Flick mit radikalem Kader-Umbau

Bundestrainer Hansi Flick hat insgesamt 24 Spieler für die beiden anstehenden Länderspiele nominiert. Viele etablierte Kräfte fehlen im Aufgebot, dafür sind fünf Neulinge dabei.

von Marcel Schwamborn  (msw)

„In den Farben vereint. In der Sache für Deutschland“. Mit diesem Slogan wirbt der DFB für das Länderspiel am 28. März 2023 im Kölner Rhein-Energie-Stadion gegen Belgien. Auf dem Plakat sind Marc-André ter Stegen (30), Jamal Musiala (20), Antonio Rüdiger (30) und Leroy Sané (27) zu sehen. Mindestens zwei von ihnen werden in Müngersdorf aber nicht auflaufen.

Bei den ersten beiden Länderspielen des Jahres wird es zu einigen Premieren kommen. Am 25. März in Mainz gegen Peru und drei Tage später gegen Belgien müssen sich die Fans auf zahlreiche eher unbekanntere Gesichter im Nationalmannschafts-Trikot einstellen. Fünf Neulinge wurden nominiert.

Hansi Flick verzichtet zunächst auf etliche WM-Teilnehmer

Die WM-Teilnehmer Sané, Rüdiger, Niklas Süle (27), Lukas Klostermann (26) und Jonas Hofmann (30) haben erst einmal Pause im DFB-Team. Dass die Routiniers Thomas Müller (33) und Ilkay Gündogan (32) ebenso wie der noch verletzte Kapitän Manuel Neuer (36) im Aufgebot fehlen, war bereits im Vorfeld bekannt. Auch das Dortmund-Trio Julian Brandt (26), Youssoufa Moukoko (18) und Karim Adeyemi (21) muss passen.

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„Wir haben bewusst auf etablierte Spieler verzichtet“, sagte Hansi Flick (58) am Freitag (17. März 2023) bei der Kader-Präsentation. „Es ist wichtig, dass wir im Hinblick auf die Heim-EM Alternativen haben und den Kader breiter aufstellen. Wenn wir die Neuen im Training und auch im Spiel sehen wollen, dann müssen wir ihnen auch Raum und Zeit geben.“

Der Kader der Nationalmannschaft für die Länderspiele gegen Peru und Belgien

  1. Tor: Bernd Leno, Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp
  2. Abwehr: Armel Bella Kotchap, Matthias Ginter, Christian Günter, Thilo Kehrer, David Raum, Nico Schlotterbeck, Josha Vagnoman, Marius Wolf
  3. Mittelfeld/Angriff: Mergim Berisha, Emre Can, Niclas Füllkrug, Serge Gnabry, Leon Goretzka, Mario Götze, Kai Havertz, Joshua Kimmich, Jamal Musiala, Felix Nmecha, Kevin Schade, Timo Werner, Florian Wirtz

Nach dem Katar-Debakel will sich der Bundestrainer noch mal einen Überblick verschaffen. „Eine Mannschaft lebt von einem stabilen Kern. Neue Einflüsse sind aber auch wichtig. Jetzt wollen wir sehen, wie sich die Neuen integrieren. Wir haben geschaut, wer unserer Spiel-Philosophie nah kommt.“

Hansi Flick schwärmt vom Ex-Kölner Marius Wolf

Einer der Neuen im Team ist der Ex-Kölner Marius Wolf (27). „Er zeigt hervorragende Leistungen in Dortmund und hat sich die Nominierung verdient“, sagt Flick. „Auf dieser Position kann er uns das eine oder andere geben, was wir in der Form nicht haben.“

Gleiches gelte für den Stuttgarter Josha Vagnoman (22). „Er war lange verletzt, ist aber wieder auf einem guten Niveau. Er interpretiert die Rolle über die rechte Seite sehr modern“, sagt der Bundestrainer. „Wir wollen die jungen Spieler fördern, ihren Weg begleiten, damit sich der eine oder andere bei uns festspielt.“Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Als dritte Sturm-Alternative zu Timo Werner (27) und Niclas Füllkrug (30) wurde Augsburgs Mergim Berisha (24) berufen. „Ich habe ihn gegen Bayern gesehen. Wie er sich behauptet und zum Torabschluss kommt, gefällt mir. Er freut sich total, dabei zu sein. Ich hoffe, dass er selbstbewusst agiert und das zeigt, was ihn in Augsburg auszeichnet“, sagt Flick.

Weitere Personalien: ter Stegen wird beide Spiele als Neuer-Vertreter machen. Matthias Ginter (29), Nico Schlotterbeck (23) und Thilo Kehrer (26) sollen die Mannschaft in der Defensive stabilisieren. Joshua Kimmich (28) ist der Kapitän.

„Alle, die wir weggelassen haben, haben enorme Qualität. Ich habe mit jedem gesprochen. Sie wären gerne dabei gewesen, haben aber auch Verständnis gezeigt“, unterstrich Flick erneut. „In dieser Phase der Saison wollen wir die Spieler nicht acht Tage zu uns holen, sie trainieren lassen, aber nicht einsetzen. Die Zeit können sie in ihren Vereinen besser nutzen, um den Akku für die nächsten Spiele aufzuladen.“

Flick vor Länderspielen in Mainz und Köln: „Wir sind in der Bringschuld“

Auch wenn die großen Namen im Team fehlen werden, glaubt der Bundestrainer, dass der Funken zum Publikum überspringen kann. „Wir wissen, dass draufgeschaut wird. Wir sind in der Bringschuld und erwarten, dass sich die Spieler zerreißen. Dann nehmen das die Zuschauer sehr wohl wahr und werden begeistert sein. Wenn du Siege einfährst, hast du mehr Vertrauen in deine Qualitäten. Jeder Sieg ist wertvoll, auch in einem Freundschaftsspiel.“

Mit dem neuen Personal in den beiden Testspielen soll das Katar-Kapitel endgültig verdrängt werden. „Wir haben alles, was die WM betrifft, beendet. Das ist abgehakt. Natürlich ist nach so einer WM Demut angesagt. Es gilt aber nach vorne zu schauen. Wir wollen im Juni 2024 eine Mannschaft stellen, die eine Chance bei der EM hat.“

Seine Test-Strategie will Flick bis zu den weiteren drei Länderspielen im Juni fortsetzen. Danach soll sich ein harter Kern für die Heim-EM im Sommer 2024 herauskristallisiert haben.