Als Fußballer führte Fredy Guarín zeitweise ein Doppelleben als Profi und Alkoholiker. Jetzt berichtet der langjährige kolumbianische Nationalspieler von seinen tragischsten Momenten.
„Vom ersten Tag an Alkoholiker“Ex-Profi legt Schock-Beichte ab: Beinahe mit 33 Jahren gestorben
von Béla Csányi (bc)
58 Länderspiele, diverse Titel mit seinen Vereinsmannschaften und zahlreiche lukrative Millionen-Verträge: Nach außen hin sah es stets so aus, als habe sich Fredy Guarín (38) alle Träume im Leben erfüllt.
Nach erfolgreichen Jahren wurde das Leben zum Ende der Fußball-Karriere allerdings zur Qual. Der kolumbianische Mittelfeldspieler verfiel dem Alkohol, sprang dem Tod 2020 nur durch Glück von der Schippe. Über die dramatische Zeit hat Guarín jetzt in einem schockierenden Interview gesprochen.
Fredy Guarín berichtet: „Aufstehen, Training, Alkohol, schlafen“
Der einstige zentrale Mittelfeldmann, bekannt für seinen gewaltigen Abschluss aus der Distanz, öffnete sich in der Heimat beim TV-Sender Caracól. Über seinen Wechsel von Inter Mailand nach China im Jahr 2016 sagte er: „Ich war vom ersten Tag an Alkoholiker.“
Schon in Italien habe er mehr und mehr getrunken, damals allerdings noch den sportlichen Fokus gewahrt. „Zwei Tage vor dem Spiel habe ich mich besoffen, dann habe ich mich ausgeruht und ein oder zwei Tore gemacht“, berichtete er über die Zeit in der Mode-Metropole.
Für diese Verhältnisse stehen tatsächlich noch stattliche Statistiken in den Büchern: 141 Spiele, 60 Scorerpunkte. Nur einen Titel gab es mit Inter, anders als zuvor beim FC Porto, in dreieinhalb Jahren nicht.
In China forderte ihn das geringere sportliche Niveau weit weniger. Guarín konnte noch deutlich mehr trinken, blieb bei Shanghai Shenhua dennoch Leistungsträger und holte zweimal den nationalen Pokal. Seine Zeit in Asien fasst er rückblickend wie folgt zusammen: „Aufstehen, Training, Alkohol, schlafen.“
Nach dem Wechsel nach Brasilien und kurzzeitiger Besserung warf ihn die plötzliche Corona-Pause Anfang 2020 dann komplett aus der Bahn. Der Fußball stand still, für Guarín gab es bei Vasco da Gama keinen Grund mehr, zumindest zeitweise auf Alkohol zu verzichten.
„Bis zu 70 Bier in einer Nacht“, habe er in sich reingeschüttet, schmückte Guarín die damalige Zeit nachdrücklich aus. Dass er überhaupt noch über diese Zeit sprechen kann, ist dabei reines Glück.
In einer weiteren betrunkenen Nacht habe er sich völlig von Sinnen vom Balkon seines Appartements im 17. Stock stürzen wollen. In seinem Zustand registrierte er gar nicht, dass dort ein Netz gespannt war, um genau solche tragischen Momente zu verhindern – und ihn in diesem Fall vor dem Tod mit gerade mal 33 Jahren zu bewahren.
So wurde Guarín zurück auf den Balkon geworfen – und wusste im nächsten Moment schon nicht mehr, was passiert war. Die Profi-Karriere hat Guarín inzwischen beendet, dem Alkohol hat er nach dem Besuch seiner Reha-Klinik abgeschworen. Künftig will er seine persönlichen Erfahrungen nutzen, um als Botschafter für mentale Gesundheit ähnlichen Schicksalen vorzubeugen.