Besoffen gepfiffenEx-Fifa-Schiedsrichter mit Alkohol-Beichte

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Urs Meier pfiff in seiner aktiven Zeit als Fifa-Schiedsrichter viele Spiele. Eines davon blieb ihm besonders in Erinnerung.

von Mirko Wirch  (wir)

Zürich – Er gehörte lange Zeit zu den besten Schiedsrichtern der Welt. Jetzt hat Urs Meier (61) in der Schweizer YouTube-Show „The Koray Sanchez Show“ eine Alkohol-Beichte abgelegt.

Meier zählte lange Zeit zu den besten Unparteiischen der FIFA. Bei der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea pfiff Meier das Halbfinale zwischen Deutschland und Südkorea, das Deutschland durch ein Tor von Michael Ballack (43) gewann.

Fifa-Schiedsrichter Urs Meier: Mehrfache Entschuldigung nach Fehlentscheidung

Meier wurde in seiner Karriere als Schiedsrichter des Öfteren angefeindet, weil er aus Sicht der Fans und Spieler falsche Entscheidungen getroffen hatte. So fiel der Schweizer beispielsweise nach einem Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 2004 in Portugal am 10. September 2003 in Kopenhagen zwischen Dänemark und Rumänien bei rumänischen Fans und der rumänischen Presse in Ungnade.

Meier hatte in diesem Spiel insgesamt fünf Minuten nachspielen lassen. In dieser Nachspielzeit erzielte Dänemark das entscheidende Ausgleichs-Tor zum 2:2-Endstand. Für Rumänien bedeutete es das Aus für die EM.

Dabei hätte das Tor nie zählen dürfen, da es einerseits aus einer Abseitsposition heraus erzielt wurde und andererseits ein Handspiel vorausging. Beides hatte Schiedsrichter Meier nicht geahndet.

Meier erkannte zwar seine Fehlentscheidung und entschuldige sich mehrfach dafür, trotzdem wurde er von der nationalen Presse für diese Entscheidung heftig kritisiert.

Urs Meier erhielt auch schon Morddrohungen wegen nicht gegebenen Tor

Der Schweizer erhielt gar einst Morddrohungen. Bei der Europameisterschaft 2004 in Portugal pfiff Urs Meier das Viertelfinalspiel zwischen England und Gastgeber Portugal. Beim Stand von 1:1 erzielte Sol Campbell (45) in der 89. Minute das 2:1 für die Engländer, doch Schiedsrichter Meier pfiff das Tor zurück, da Verteidiger John Terry (39) zuvor Portugals Torhüter Ricardo (44) gefoult hatte.

England schied später im Elfmeterschießen aus und die englische Presse machte Meier dafür verantwortlich. Nachdem eine britische Zeitung Meiers E-Mail-Adresse veröffentlicht hatte, erhielt der Schweizer neben 16.000 Protest-Mails auch Morddrohungen.

ZDF holte Urs Meier als Schiedsrichter-Experte

Nach seinem Karriereende 2004 war er bei Welt- und Europameisterschaften immer wieder als Experte für das ZDF im Einsatz.

Für die Berichterstattung an der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland erhielt Meier zusammen mit Johannes B. Kerner, Franz Beckenbauer und Jürgen Klopp den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Sportsendung“.

Urs Meier erzählt wilde Alkohol-Anekdote

In der YouTube-Sendung wurde Meier nun gebeten, eine Anekdote aus seinem langen Schiedsrichterleben zu erzählen, die er bisher noch keinem erzählt hat. Er pfiff ja nicht nur Spiele mit Superstars wie Lionel Messi. In einer frühen Phase seiner Karriere war er auch in unteren Ligen aktiv. Der 61-Jährige legte direkt los und erzählte: „Es war ein Viertliga-Aufstiegsspiel zwischen Fislisbach zwei und Villmergen drei. Fislisbach war eine Schweizer Mannschaft, bei Villmergen spielten Italiener. Es ging um den Aufstieg in die dritte Liga. Am Abend zuvor haben wir in Würenlos die Mehrzweckhalle eröffnet. Ganz pompös. Ich bin bis morgens um vier an der Bar gehangen. Ich habe wirklich ein bisschen zu viel getrunken“, beginnt Meier seine Geschichte.

Das angesprochene Spiel sollte am nächsten Tag um 16:00 Uhr angepfiffen werden von Meier. Eigentlich kein Problem, dachte sich Meier. Doch es kam anders. „Ich bin dann um 13 Uhr aufgestanden, habe gemerkt, ich bin noch relativ schwankend“, erzählte Meier offen. „Ich dachte, Sch.... und bin dann in den Wald, wollte rennen gehen. Das machte ich immer als Vorbereitung. Aber ich konnte nicht rennen. Dann ging ich wieder zurück. Die Zeit ist immer knapper geworden, drei Uhr, fast vier Uhr. Ich musste dieses Spiel pfeifen. Es hatte viele Zuschauer, es ging um viel.“

Urs Meier gesteht: „Da habe ich eine Scheiße gepfiffen“

Meier konnte nicht mehr zurück, musste das Spiel irgendwie pfeifen. Trotz Katerstimmung und ohne Warmlauf im Wald erschien Meier zum Spiel und pfiff es an. Rückblickend sagte er selbst über seine eigene Leistung an diesem Tag: „Ich habe wirklich einen Scheißdreck zusammengepfiffen. Ich habe Elfmeter gegeben, die keine waren.“

Das merkten auch die Zuschauer des wichtigen Aufstiegsspiels. Meier ahnte wohl bereits in der Halbzeitpause, was ihm nach dem Spiel blühen würde. In der Halbzeitpause des Spiels traf Meier deswegen Maßnahmen zu seiner eigenen Sicherheit.

„Ich hatte meinen VW Käfer gleich neben dem Fußballplatz geparkt, nahm die Autoschlüssel und steckte sie in meine Stulpen“, so Meier. Und er sollte mit seiner Vermutung recht behalten.

Die Zuschauer waren gar nicht zufrieden mit seiner Schiedsrichterleistung und ließen ihn das auch direkt nach Abpfiff spüren. „Ich habe abgepfiffen, bin sofort zum Auto gerannt. Aber ich musste ja noch aufmachen und rein. Sie konnten mir noch den Scheibenwischer abreißen, mehr konnten sie nicht machen. Und ich war weg“, sagte der Ex-Fifa-Schiedsrichter.

Aus diesem Erlebnis hat Meier gelernt. „Es hat mir gezeigt, es geht nicht, wenn du nicht seriös vorbereitet bist. Ich habe all die anderen Spiele in meinem Leben immer alkoholfrei und nüchtern gepfiffen.“