Die SSC Neapel ist italienischer Meister! Nach 33 Jahren Wartezeit reichte ein 1:1 bei Udinese Calcio, um die Stadt in einen Ausnahmezustand zu versetzen. Bei den Feierlichkeiten starb ein Mann.
Wahnsinn in Napoli!Unfassbare Szenen zeigen Fan-Eskalation – Todesfall überschattet Scudetto-Party
Es war nur noch eine Frage der Zeit. Am 33. Spieltag der Serie A hat die SSC Neapel die erste Meisterschaft seit 33 Jahren eingetütet. Das 1:1-Remis bei Udinese Calcio am Donnerstagabend (4. Mai 2023) reichte, um den Titelgewinn fünf Partien vor Saisonende perfekt zu machen.
Bei der letzten Meisterschaft bestimmte die Klub-Legende Diego Maradona (†60) noch die Erfolgsära des Vereins. Diesmal sind es Spieler wie Khvicha Kvaratskhelia (22) und Victor Osimhen (24), die von ihren Anhängern und Anhängerinnen maßlos gefeiert werden. Letzterer war es auch, der mit seinem 22. Saisontreffer den langersehnten Erfolg klarmachte. Im Stadio Diego Armando Maradona in Neapel war nach seinem Ausgleichstor in der 52. Minute die Hölle los – dabei spielte der Klub gar nicht daheim.
Osimhen sei Dank: SSC Neapel ist italienischer Meister
Obwohl das Team von Trainer Luciano Spalletti (64) auswärts antrat, ließen die Verantwortlichen etliche Zuschauer und Zuschauerinnen ins Stadion in Süditalien, dessen knapp 60.000 Plätze restlos ausverkauft waren. Dort wurde das Spiel zur Meisterschaft live übertragen, schon währenddessen wild gefeiert und massenweise Pyros abgefackelt. Mit dem Schlusspfiff war die Eskalation dann perfekt.
Während in Udine das Chaos herrschte, weil die mitgereisten Anhänger und Anhängerinnen sofort nach Spielende den Platz stürmten, ging es in der süditalienischen Stadt nicht weniger ekstatisch zu. Die Mega-Party nahm ihren Lauf – im und ums Napoli-Stadion herum.
Sehen Sie hier die eskalierenden Fans im Napoli-Stadion:
Auf den großen Plätzen versammelten sich schon tagsüber unzählige Fans und stimmten sich mit Schlachtgesängen und bengalischen Feuern auf den Triumph ein. Schon vor dem Schlusspfiff in Udine wurden in Neapel Feuerwerksraketen in den Himmel geschossen. Aus Sicherheitsgründen waren in der ohnehin chaotischen Stadt am Fuße des Vesuvs etliche Straßen für den Verkehr gesperrt worden.
26-Jähriger stirbt an Schussverletzung – Hunderte verletzt
Ein Großaufgebot der Polizei sollte dafür sorgen, dass die Feiern friedlich blieben. Dennoch wurden schon bald Zwischenfälle registriert: Die Nachrichtenagentur Ansa berichtete von einem 26-Jährigen, der infolge von Schussverletzungen im Krankenhaus starb.
Insgesamt seien mehr als 200 Neapolitaner in die Notaufnahmen gekommen, berichtete die „Gazzetta dello Sport“ am Morgen, rund 100 davon mit mittelschweren und schweren Verletzungen.
Ein 26-Jähriger starb im Krankenhaus an den erlittenen Schusswunden, drei weitere Leute wurden ersten Erkenntnissen zufolge bei dem Vorfall nahe des Hauptbahnhofs verletzt. Als der Tod des Mannes bestätigt war, stürmten Angehörige und Freunde in die Klinik und demolierten Teile der Notaufnahme. Bürgermeister Gaetano Manfredi berichtete am Freitag, dass die Schießerei nicht im Zusammenhang stand mit den Fußballfeiern, sondern dass diese höchstens als Vorwand genutzt wurden, um möglicherweise alte Rechnungen unter Kriminellen zu begleichen.
Viele Menschen verletzten sich durch Pyrotechnik an den Händen, auch etliche Stichwunden wurden verzeichnet. Auch Verletzungen an den Augen und im Gesicht wegen der Explosionen von Feuerwerkskörpern und Rauchvergiftungen wurden registriert. Dies meldete die „Gazzetta“ unter Berufung auf die Gesundheitsbehörde von Neapel.
In Udine berichtete der dortige Präfekt von acht Anhängern, die medizinisch behandelt werden mussten. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff hatten Napoli-Fans das Spielfeld gestürmt, um mit den Fußball-Profis zu feiern. Kurz darauf liefen auch Anhänger von Udine auf den Platz und machten zum Teil Jagd auf die Gäste-Tifosi. Auf Videobildern ist zu sehen, wie Fans unter anderem mit Gürteln und Stöcken aufeinander einschlugen, ehe die Polizei einschritt.
Wann die Spieler selbst in Neapel landen sollten, war im Übrigen unklar. Das wurde bewusst nicht bekannt gegeben, nachdem der Flughafen nach der letzten Ankunft in der Nacht des 1:0-Erfolgs bei Juventus Turin zusammenbrach – und die Stars von den Fans regelrecht verfolgt wurden, wie Sie hier nachlesen können.
Mit 16 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten Lazio Rom ist die SSC Neapel an der Spitze nach 33 Spieltagen nicht mehr einholbar. Weil Lazio Rom am Mittwoch mit 2:0 gegen Sassuolo Calcio gewann, brauchten die Neapolitaner noch einen Punkt zum Titelgewinn. Der Treffer von Top-Torschütze Osimhen genügte letztendlich, um eine ganze Stadt in den Ausnahmezustand zu versetzen. (gr/dpa)